Bei den VfB-Fans regt sich Unmut über die Toilettensituation rund um das Palm Beach. Nun wandte sich ein Anhänger an die Stadt – der Betreiber der Gaststätte streitet die Vorwürfe jedoch ab.

Ein Vierteljahrhundert gibt es die sogenannte „Gelbe Karte“ in Stuttgart Stuttgart schon. Bürger können sich dadurch schnell und unkompliziert mit Vorschlägen an die Stadt wenden und auf Missstände hinweisen – auch online und per App.

 

Dass das Konzept tatsächlich funktioniert, durfte Daniel Pfofe dieser Tage feststellen. Er wandte sich über die Gelbe Karte an das Amt für öffentliche Ordnung der Landeshauptstadt. In seinem Schreiben wies er darauf hin, dass die Situation rund um die Toiletten der Gaststätte „Palm Beach“ im Rücken der Cannstatter Kurve bei den Heimspielen des VfB Stuttgart einer Besserung bedarf. Oder, besser gesagt, dass er und viele andere Fragen dazu haben.

Pfofe ist einer von vielen Hunderten VfB-Anhängern, die sich dort vor Anpfiff mit Kaltgetränken stärken. Manche davon organisieren sich auch unter dem Motto „VfB Becherpfand“ und tun Gutes. Ausgeschenkt werden die Getränke nicht nur in, sondern auch vor dem Palm Beach an eigens aufgestellten Ständen, die von der Palm Beach GmbH des Geschäftsführers Djahangir Sherif betrieben werden, wie uns bestätigt wurde.

Zahlen für den Toilettengang?

Wer vor Spielbeginn dann noch einmal muss, sucht dann den Weg auf die Toilette der Gaststätte. Doch die Betreiber sind laut den Fans dazu übergegangen, an den Eingängen Türsteher zu platzieren, die einen Euro für die Toilettennutzung verlangen. Verständlich, gerade im Winter und bei schlechtem Wetter dürften sich die Reinigungskosten auf eine ordentliche Summe belaufen. Pfofe wollte von der Stadt wissen, ob das rechtens sei. Eine Antwort folgte prompt.

„Da sowohl das Bau-, als auch das Gaststättenrecht den Schutz der Nutzer, beziehungsweise der Gäste und Angestellten zum Sinn haben, kann diese rechtliche Vorgabe nicht anders ausgelegt werden, als dass Toiletten in den Gaststätten den Gästen kostenlos zur Verfügung gestellt werden müssen“, heißt es in dem Schreiben, das Pfofe öffentlich machte.

„Da im Gaststättenrecht die für den Gaststättenbetrieb bestimmten Freiflächen mit Räumen gleichgestellt sind, muss der freie Zugang zu Toiletten auch gewährleistet sein, wenn der Gaststättenbetrieb auf einer freien Fläche stattfindet […]Für Gäste, die also auch etwas an einem Stand der Gaststätte konsumieren, egal in welchem Wert, ist kostenloser Zugang zur Toilette zu ermöglichen“, heißt es weiter. Die Lokalität sei bereits „eindringlich auf diese Vorgaben“ hingewiesen worden. „Ich finde das sensationell vom Amt“, sagt Pfofe. „Die schnelle und ausführliche Antwort, die detaillierte Begründung und der Hinweis an den Betreiber der Lokalität. Da fühlt man sich ernstgenommen.“

Was der Betreiber zu den Vorwürfen sagt

Marc Mrosk, Betriebsleiter des Palm Beach, weist die Anschuldigungen zurück. „Bei uns darf natürlich jeder Gast kostenlos auf Toilette“, antwortet er auf Anfrage unserer Zeitung. Dazu gehörten auch jene Gäste, die vor einem VfB-Heimspiel Getränke an den Außenständen kaufen. Die Security vor dem Palm Beach stehe nicht etwa dort, um beim Toilettengang abzukassieren. Die Türsteher sollen nur sicherstellen, dass keine Gläser aus dem Lokal in den Außenbereich getragen werden.

Da nahezu jedes Geschäft in der Umgebung bei der Frage nach einer Toilette auf das Palm Beach verweise, komme regelmäßig eine hohe Rechnung der beauftragten Reinigungsfirma zusammen. „Bei Leuten, die keine Gäste von uns sind, kommt es daher schon mal vor, dass die Sicherheitskräfte einen Euro von ihnen verlangen, wenn sie auf das Klo wollen“, so Mrosk.

Allerdings verstehe er die Aufregung nicht. Neben der angesprochenen Toilette gebe es auch noch eine zweite, ebenfalls kostenlos verfügbare. Vor dieser ständen zudem keine Sicherheitskräfte, die etwaige Klogänger abschrecken könnten. Mrosk bestätigte, dass er am Freitag ein Schreiben der Stadt erhielt. In diesem sei er darauf hingewiesen worden, dass Gästen kostenloser Zugang zu den Toiletten der Gaststätte gewährt werden müsse.

Wie die Situation beim kommenden Heimspiel des VfB gegen Augsburg sein wird, bleibt abzuwarten. In den sozialen Medien kursiert derzeit ein Aufruf zum Gebrauch des Schreibens, das Pfofe von der Stadt erhalten hat. Gut möglich also, dass einige VfB-Fans am Wochenende eine ausgedruckte Version davon als eine Art Passierschein nutzen werden.