Der VfB Stuttgart will die Euphorie vom Schalke-Sieg gegen Gladbach ausnutzen. Doch Verletzungen bereiten Trainer Bruno Labbadia Sorgen.      

Stuttgart - Über das Verwöhnprogramm, das der VfB Stuttgart seinem mexikanischen Profi Maza angedeihen lässt, war der Trainer Bruno Labbadia bis ins kleinste Detail informiert. Und das, obwohl der Innenverteidiger vor dem Spiel in Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr im StZ-Liveticker) von seiner Länderspielreise (1:1 gegen die USA in Philadelphia) gar nicht nach Stuttgart zurückgekehrt ist.

 

Um abzufedern, was lange Länderspielreisen so anrichten, schickte man Gerhard Wörn, den Physiotherapeuten, und Jens Andrei, den Dolmetscher, zum Frankfurter Flughafen, um Maza abzuholen und mit ihm ins Mannschaftshotel nach Düsseldorf vorzufahren.

Der Mexikaner verpasste so das Abschlusstraining in Bad Cannstatt, aber ihm wurden so gleich zwei Flüge erspart, was zur Erholung des Abwehrspielers beitragen soll, der den Befehl hatte, sich hinzulegen, während der Rest der Mannschaft an der Mercedesstraße trainierte. Dieses Problem ließ sich also mit Fantasie lösen, in anderen Fällen geht das nicht so einfach.

Boka und Celozzi durften im Test über 90 Minuten ran

Shinji Okazaki und Martin Harnik drohen im zweiten Saisonspiel auszufallen. "Wir sind zwar immer optimistisch und werden beide mitnehmen, aber die Entscheidung wird erst am Spieltag fallen", sagt Bruno Labbadia. Shinji Okazaki bekam bei Japans 3:0 gegen Südkorea einen Schlag ab, musste nach rund 30 Minuten vom Feld, während sich Martin Harnik bei der 1:2-Niederlage Österreichs gegen die Slowakei an der Schulter verletzte.

"Wir haben hier mit sieben Feldspielern trainiert", berichtet Labbadia, der die einsamen Tage trotzdem in mehrfacher Hinsicht sinnvoll nutzte. Labbadia arbeitete das 3:0 über Schalke auf, "bei dem nicht alles gut war und wir das richtig einordnen". Außerdem schickte er einige Reservisten und Rekonvaleszenten in ein Testspiel gegen den SSV Reutlingen. Arthur Boka und Stefano Celozzi bekamen Gelegenheit, 90 Minuten Fußball zu spielen.

Dass Zuhausebleiben nicht zwingend der Gesundheit zuträglich ist, beweist Julian Schieber. Bei dem habe es "einen kleinen Rückschlag" gegeben, wie Labbadia die Adduktorenprobleme des Stürmers nannte, der zuvor schon als Pechvogel der Vorbereitung galt. Bevor man hier weitere Risiken eingeht, soll Schieber zuerst auf ein "gutes Niveau" gebracht werden. Timo Gebhart dagegen wird wohl im Kader stehen, zumal der Trainer feststellte, "dass der brennt". Leidenschaft kann gegen die Gladbacher sicher nicht schaden.

"Wir wollen die Euphorie mitnehmen"

Dem Lob nach dem überzeugenden Erfolg über schwache Schalker wollen Labbadia und der Manager Fredi Bobic nicht zu viel Gewicht beimessen. "Wir gehen sehr sachlich mit der Geschichte um", sagte der Trainer: "Wirklich etwas sagen kann man doch erst nach sechs bis acht Spielen." Was nichts am guten Grundgefühl bei Cheftrainer und Manager ändert. "Das ist da, aber wir sind eine Mannschaft, die immer an ihre Grenzen gehen muss. Wir müssen in der nächsten Zeit eine Schippe drauflegen. Wir bilden uns nicht zu viel ein", so Labbadia.

Immerhin sei man mit der fast gleichen Mannschaft vergangene Saison fast abgestiegen: "Jetzt wollen wir die Euphorie mitnehmen." Dazu, so Fredi Bobic, trage auch die Erinnerung an den 3:2-Sieg in Gladbach letzte Saison bei: "Das war für uns ein entscheidendes Spiel. Wir haben gewonnen, und die Mannschaft hat sich auf das neue taktische System eingestellt und damit Erfolg gehabt." Stabilisieren heißt deshalb heute die Devise. "Das macht die Wochen jetzt so anspruchsvoll wie die im Abstiegskampf", sagt Fredi Bobic.

Der Trainer hat jedenfalls noch einen Berg unerledigter Arbeit entdeckt. Den abzubauen aber traut Bobic Labbadia zu. Während der Woche hat er den Cheftrainer schon einmal öffentlich gelobt. Man erkenne dessen Handschrift, und er lenke die offensiven Qualitäten der Mannschaft in die richtigen Bahnen.

Labbadia musste sich derweil noch mit einer anderen Frage beschäftigen. Nämlich mit der, ob es im Hinblick auf die Partie gegen Mönchengladbach etwas bedeute, dass Borussia Mönchengladbach nur eines seiner letzten 13 Heimspiele gegen den VfB gewinnen konnte, oder ob man diese Statistik "im Kamin verfeuern" könne, das wurde er am Freitag noch gefragt. Der VfB-Cheftrainer entschied sich ohne zu zögern für den Kamin.