An hoffnungsvollen Talenten mangelt es dem VfB Stuttgart nicht. Dennoch stockt der Nachschub beim Nachwuchs. In den U-Mannschaften des DFB tauchen die Youngster immer seltener auf. Das hat vielfältige Gründe.

Stuttgart - Als Joachim Löw seinen Kader für das jüngste Länderspiel gegen die Slowakei preisgab, trieb das dem einen oder anderen eingefleischten Anhänger des VfB die Tränen in die Augen - Freudentränen. Der Bundestrainer setzte in Sami Khedira, Mario Gomez, Antonio Rüdiger, Bernd Leno, Sebastian Rudy und Joshua Kimmich gleich auf sechs Profis, die aus dem VfB hervorgegangen sind. Allerdings wurde aus der Freude schnell auch Frust – alle sechs spielen inzwischen bei anderen Vereinen. Was vor dem Hintergrund des „Endspiels“, in dem die U 17 an diesem Sonntag (13 Uhr, Schlienzstadion) gegen Bayern München um den Einzug ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft spielt, zur Frage führt: Wo sind die neuen Talente? Ist ein neuer Mario Gomez in Sicht? Um es vorwegzunehmen: Die Antwort fällt eher verhalten aus.

 

Stürmer Timo Werner (20) und Innenverteidiger Timo Baumgartl (20), beides Juwelen, funkeln nicht mehr: Beide haben ihren Stammplatz bei den Profis verloren. Nun wären sie im deutschen Olympiakader – wenn nicht der Abstieg dazwischengekommen wäre. Weil die Zweitligasaison bereits am 5. August beginnt, kollidiert der Start mit dem Turnier in Rio.

Auf dem Sprung sind dahinter die offensiven Mittelfeldspieler Arianit Ferati (18), Max Besuschkow (19) und Marvin Wanitzek (23), Defensivmann Mart Ristl (19), Stürmer Prince Osei Owusu (19) und Innenverteidiger Stefan Peric (19). Alle gehören zum Stammpersonal beim VfB II, der in die Regionalliga abgestiegen ist. „Alle haben über eine gewisse Zeit bewiesen, dass sie das Zeug für die zweite Liga haben“, sagt Michael Gentner, VfB-Jugendleiter U 11 bis U 19. Fakt ist aber auch: Bei der anstehenden U-19-EM in Baden-Württemberg stehen wohl nur Stefan Peric im österreichischen sowie Max Besuschkow im deutschen Kader. Mart Ristl (Außenbandriss im Knie), Arianit Ferati (muskuläre Probleme) und Prince Osei Owusu (Muskelbündelriss) sind nicht fit.

Karriere von Torhüter Marius Funk ist ins Stocken geraten

Die nächstjüngere Generation (U 19) führen der deutsche U-18-Nationalspieler Dijon Ramaj (17/Rechtsaußen) und der türkische U-18-Nationalspieler Berkay Özcan (18/offensives Mittelfeld) an – und nicht zuletzt Georgios Spanoudakis (17), der in der Rückrunde lange mit einem Außenbandriss ausgefallen ist. Der Mittelfeldspieler, der 2014 vom FC Barcelona kam, hat nach Einsätzen in den deutschen U-Mannschaften zuletzt auf Einladung des griechischen Verbandes in die U 19 seines Geburtslandes geschnuppert. Für welches Land er dauerhaft spielt, entscheidet sich im U-21-Bereich.

So erfolgreich die U 17 auch ist – sie hat nur einen deutschen Nationalspieler in ihren Reihen: Jose-Enrique Rios Alonso, der mit seinen 15 Jahren vorzeitig eine Altersklasse höher befördert wurde. Die Verteidiger David Grözinger (17), Marcel Bahm (16) und Manuel Kober (17) sowie Mittelfeldspieler Ali Ferati (17) zählen allenfalls zum erweiterten Kader. Immerhin haben sich neben Alonso und Bahm auch Eric Hottmann (16) und Umut Günes (16), beides U-16-Nationalspieler, schon ein Jahr früher als geplant in der U 17 etabliert. „Unser Ziel ist es, aus jedem Jahrgang ein bis drei Talente nach oben zu bringen“, sagt Michael Gentner, „da liegen wir voll im Soll.“

Und was ist eigentlich aus der vielgerühmten Torwartschule des VfB geworden? Die Karriere von Marius Funk (20) stockt, seit ihm der Rückkehrer Benjamin Uphoff (22) den Platz im Tor des VfB II weggeschnappt hat. Auch Niklas Bolten (22) kommt deshalb nur sporadisch zum Einsatz. Philipp Köhn (18) ist Stammkeeper der U 19 und steht im erweiterten Kader der U-18-Nationalmannschaft. Rückhalt der U 17 ist Jerome Weisheit (17). Allerdings: Bei der U-17-EM in Aserbaidschan war zuletzt weder er noch ein anderer VfB-Keeper dabei – dafür gleich zwei Torhüter des FSV Mainz 05.