Thomas Schneider steht am Spielfeldrand. Die 91. Minute läuft, der VfB liegt in Frankfurt mit 1:2 zurück. Mit einem Verzweiflungsschuss verfehlt Niedermeier das Tor der Eintracht. Dann ist die Zeit abgelaufen – auch die von Schneider als Stuttgarter Trainer?

Stuttgart - Thomas Schneider steht am Spielfeldrand, die Hände in den Hosentaschen. Es läuft die 91. Minute, der VfB liegt in Frankfurt mit 1:2 zurück. Mit einem letzten Verzweiflungsschuss verfehlt Georg Niedermeier das Tor der Eintracht. Dann ist die Zeit abgelaufen – auch die von Schneider als Trainer in Stuttgart?

 

Nach dem Schlusspfiff geht Schneider auf den Platz und klatscht sich mit all seinen Spielern ab. Er tröstet Timo Werner, der niedergeschlagen an der Mittellinie steht. Auf der Videotafel wird das Gesicht von Schneider eingeblendet. Er sieht nachdenklich aus, während er seinen Spielern auf dem Weg in die Fankurve folgt. Die Mannschaft empfangen nur vereinzelte Pfiffe der Anhänger. Schneider steht mit seinen Assistenten Alfons Higl und Tomislav Maric zehn Meter dahinter, aber nur kurz. Dann dreht er sich um, läuft zurück und verschwindet in der Kabine.

Eine halbe Stunde später taucht er in den Katakomben der Frankfurter Arena wieder auf und versucht zu erklären, was eigentlich nicht zu erklären ist. Die Trainingsjacke hat er ausgezogen und unter den Arm geklemmt. Er wirkt gefasst, als er vor die Fernsehkameras tritt und die Fragen der Reporter beantwortet. Dabei steht er mit dem Rücken zur Wand – ein Bild mit Symbolcharakter. Die Luft wird immer dünner für ihn, nach nun acht Niederlagen nacheinander. Das weiß Schneider, der immer wieder den Kopf schüttelt. „Ich bin natürlich wahnsinnig enttäuscht“, lautet einer seiner Kernsätze.

Dann geht er weiter in den Raum, in dem die Pressekonferenz stattfindet – seine letzte beim VfB? „Wir haben das beste Spiel seit Wochen gemacht“, sagt Schneider. „Die Jungs haben sich total ausgepowert – und die Taktik hat auch gepasst.“ Schneider hatte erstmals mit drei defensiven Akteuren im Mittelfeld spielen lassen – eigentlich eine Abkehr von seiner Philosophie. Aber in diesem Fall heiligte der Zweck für ihn die Mittel – und doch war am Ende wieder alles wie immer. „Wir hätten vorzeitig für klare Verhältnisse sorgen müssen – und haben das dann wie so oft in diesem Jahr am Ende noch hergeschenkt“, sagt er.

Neben ihm sitzt der Eintracht-Trainer Armin Veh, der den VfB 2007 zur deutschen Meisterschaft geführt hatte. Ihm scheint die aktuelle Entwicklung in Stuttgart fast genauso nahe zu gehen wie Schneider. „Ja, Thomas, das sind so Dinge. Es gibt solche Tage und solche Tag“, sagt Veh. „Da darf man nie aufgeben. Ich habe nur gute Dinge gehört – und ich bin nicht als Populist bekannt.“ Schneider hört diese Sätze, aber ob er sie auch wirklich registriert, scheint ungewiss. Er weiß, dass heute einige Gespräche mit der Vereinsführung in Stuttgart auf ihn warten. „Wir müssen reden und dann schauen wir, wie es weitergeht“, sagt Schneider.

Draußen in der Interviewzone steht derweil Martin Harnik, der den VfB mit 1:0 in Führung gebracht hatte. „Es ist ganz normal, dass jetzt über den Trainer diskutiert wird“, sagt der Außenstürmer. „Aber wir Spieler haben den Karren genauso in den Dreck gefahren. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn der Trainer wegen unserer Leistungen entlassen wird.“