Beim VfB Stuttgart nimmt vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg der Druck zu. Wie Thomas Schneider den Verein aus der Krise führen will, sagt der Trainer im StZ-Interview.

Stuttgart – - Nach sechs Niederlagen aus sieben Spielen stehen der VfB und sein Trainer Thomas Schneider im Heimspiel gegen Augsburg unter Druck. „Mir ist klar, dass ich unter Beobachtung stehe“, sagt der 41-Jährige.
Herr Schneider, Ihre Mannschaft hat viermal hintereinander verloren. Warum sollte es gegen Augsburg anders laufen?
Weil meine Mannschaft gegen Bayern und in Leverkusen trotz der Niederlagen gezeigt hat, dass sie etwas reißen kann, wenn alle zusammenstehen. Die Spieler haben kapiert, worum es geht.
Woran machen Sie das fest?
Vor ein paar Wochen habe ich in den Zeitungen immer wieder Aussagen gelesen, dass wir mit einer Serie womöglich an die internationalen Plätze heranrücken können. Davon spricht jetzt niemand mehr. Die Tabelle zeigt ein ganz anderes Bild, und jeder kann sie lesen. Allen ist klar, dass wir dringend Punkte brauchen.
Mit dieser Situation hat vor der Saison keiner gerechnet hat.
Ich denke schon, dass ich die Situation richtig eingeschätzt habe, als ich Cheftrainer wurde. Mir war klar, dass es keine leichte Aufgabe wird. Ich habe die Mannschaft ja auch vorher beobachtet und spielen sehen. Im Vorjahr hat sie es mit einem Knackspiel in Frankfurt geschafft, nicht ganz unten reinzurutschen. Außerdem habe ich die Mannschaft mit null Punkten übernommen. Es war also auch am Anfang keine einfache Situation.
Erinnert Sie Ihre Lage an die Ihres befreundeten Trainerkollegen Markus Weinzierl, der am Anfang in Augsburg ebenfalls sehr schwierige Momente zu überstehen hatte?
Ich bin regelmäßig in Kontakt mit ihm und weiß, dass es damals sehr eng war. Mittlerweile hat sich dort gezeigt, was entstehen kann, wenn man so eine Situation gemeinsam übersteht. Jeder kann dabei Profil gewinnen – der Trainer, die Spieler, der ganze Verein. Diese Chance sehe ich auch bei uns. Aber mir ist auch klar, dass ich im Moment unter Beobachtung stehe. Ich kann lange über Konzepte und Entwicklungen reden – das interessiert leider keinen mehr, wenn wir regelmäßig verlieren. Ich muss das durch Punkte dokumentieren.
Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass das möglichst bald klappt?
Ich bekomme oft zu hören, dass ich bislang nur Jugendteams trainiert habe. Das stimmt zwar. Aber ich bin so selbstbewusst zu sagen, dass ich meine Mannschaften zweimal ins Finale geführt habe. Darum kämpfen jedes Jahr immerhin 42 Teams. Deshalb traue ich mir auch jetzt zu, die richtigen Wege zu finden.
Aber der Druck in der Bundesliga ist ungleich höher als bei den B-Junioren.
Das ist für mich kein großes Problem. Ich bin im Profifußball groß geworden und hatte immer mit Druck zu tun. Das motiviert mich total. Was ich gerade erlebe, sind für mich ganz wichtige Erfahrungswerte: zu sehen, wie ticken Leute in einer solchen Situation, was macht das Umfeld, wie reagieren die Medien?
Überrascht Sie irgendetwas?
Nein. Es sind die Mechanismen, die ich schon aus meiner Zeit als Spieler kenne. Da gibt es keine Illusionen mehr. Neu ist höchstens, dass genau hingeschaut wird, ob ich auf der Bank einen Trainingsanzug oder ein Sakko trage.