Daniel Didavi hat nach dem 1:4 in Dortmund die Situation beim VfB analysiert und deutliche Worte gefunden. Der Sportvorstand hat damit kein Problem – im Gegenteil.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

StuttgartDaniel Didavi hat nach dem 1:4 in Dortmund die Situation beim VfB analysiert und deutliche Worte gefunden. Der Sportvorstand hat damit kein Problem – im Gegenteil. „Ich stehe absolut hinter ihm“, sagt Robin Dutt.

 
Herr Dutt, steht es Ihrer Meinung nach einem Spieler zu, öffentlich die Qualität des VfB-Kaders in Frage zu stellen, so wie es Daniel Didavi am Sonntag nach der 1:4-Niederlage in Dortmund getan hat?
Daniel Didavi stehen solche Äußerungen zu einhundert Prozent zu. Er hat sich als Persönlichkeit und somit zu einem Leistungsträger entwickelt. Ich stehe absolut hinter ihm. Er hat seine Bedenken deutlich, aber auch sachlich vorgetragen.
Die Äußerungen kann man aber auch als Kritik an der Kaderzusammenstellung verstehen und damit auch an Ihnen.
Daniel Didavi wollte auch einen Reiz setzen. Er hat sich und seine Leistungen nicht ausgeklammert. Da war also auch Selbstkritik dabei. Dass wir in der Winterpause nachbessern wollen, haben wir ja auch schon kommuniziert. Andererseits ist es aber auch so, dass unsere Defensive bewiesen hat, dass sie bundesligatauglich ist.
Sie haben mit Daniel Didavis Einlassungen keine Probleme. Die Abwehrspieler, auf die die Kritik abgezielt hat, werden nicht ganz so angetan gewesen sein.
Dazu gibt es zwei Dinge zu sagen. Erstens: es ging hier doch zunächst einmal ums Defensivverhalten und nicht explizit um die Innenverteidiger, speziell um das Dortmunder 1:0 gleich in der dritten Minute. Unsere Problem war zuletzt das Defensivverhalten der ganzen Mannschaft.
Und zweitens?
Unsere Spieler sind nicht so sensibel, dass sie mit deutlichen Worten nicht umgehen können. Es wurde ja auch schon mal gesagt, dass vorne viel zu viele Chancen vergeben werden.
Dürfen Ihre Spieler das als Aufforderung aus dem Vorstand verstehen, verstärkt Klartext zu reden?
Mit zwei Einschränkungen. So etwas muss immer authentisch sein und in der Form angemessen, so wie das bei Daniel Didavi der Fall war. Ich schreibe den Spielern aber ganz bestimmt nicht alles vor, was sie sagen sollen. Wir wollen doch mündige Profis, eine Mannschaft mit Charisma. Dann darf man die Ecken und Kanten auch nicht abschleifen. Das wäre kontraproduktiv.
Kontraproduktiv wäre auch eine Niederlage gegen Werder Bremen im Heimspiel am Sonntag.
Keine Frage, das ist ein ganz wichtiges Spiel. Ich bin aber sehr guter Hoffnung.
Was macht sie zuversichtlich?
Die Mannschaft ist bei Jürgen Kramny derzeit gut aufgehoben. Er hat Erfahrung mit schwierigen Situationen. Schließlich hat er unsere U 23 über Jahre in der dritten Liga gehalten. Außerdem bin ich optimistisch, weil unser Team unter dem größten Druck oft die besten Leistungen abgerufen hat. Ich erinnere an die drei letzten Siege in der vergangenen Saison.
Eine solche Erfolgsserie trauen Sie auch der Interimslösung Jürgen Kramny zu?
Sonst hätten wir ihn nicht mit dieser Aufgabe betraut.
Wäre es auch denkbar, dass Sie nach einer Niederlage gegen Bremen das Traineramt kurzfristig übernehmen, um dann in der Winterpause in Ruhe einen neuen Mann zu suchen?
Ich möchte grundsätzlich nicht viel ausschließen, aber eines ganz sicher: Ich werde definitiv nicht Trainer des VfB Stuttgart.