Vor 30 Jahren gingen Weil der Stadt, Renningen, Rutesheim und Weissach eine Kooperation mit der Volkshochschule Leonberg ein.

Altkreis - Egal ob Englisch, Spanisch oder Japanisch, ob Politik oder Mathematik, Kunst oder Musik: Wer sich neben dem Beruf in seiner Freizeit weiterbilden möchte, kommt an den Angeboten der Volkshochschule nicht vorbei. Nun gibt es in Weil der Stadt solche Kurse schon deutlich länger als 30 Jahre. Doch erst 1987 ging Weil der Stadt – und auch Renningen, Rutesheim und Weissach – einen richtigen Kooperationsvertrag mit der Hauptstelle in Leonberg ein. Angelika Brombacher, seit 25 Jahren Leiterin der Weiler Außenstelle, erzählt, wie es dazu kam, wie die Kursthemen entstehen und darüber, was die VHS mit Integration zu tun hat.

 
Frau Brombacher, wie kam es zur Kooperation der VHS mit Leonberg?
Es war so, dass es schon nach dem Krieg – etwa ab 1950 – hier in Weil der Stadt ein Volksbildungswerk gab. Ab 1974 hat die Leonberger Volkshochschule in Weil der Stadt Kurse angeboten – das war aber über die Ferne eher mühsam. Dann hatte Johannes Schmalbach, der damalige Hauptamtsleiter der Weiler Stadtverwaltung, die Idee, das besser zu integrieren. Auf seine Initiative hin sind dann Weil der Stadt und auch Renningen, Rutesheim und Weissach mit Leonberg einen Kooperationsvertrag eingegangen. Dieser Vertrag regelte zum Beispiel, dass Weil der Stadt Räume zur Verfügung stellen und eine halbe Stelle finanzieren muss, dafür konnten die Außenstellen aber die ganze Verwaltungsstruktur in Leonberg nutzen.
Welches Verhältnis haben die Weil der Städter seitdem zu ihrer VHS gewonnen?
Das war am Anfang noch nicht so selbstverständlich, das musste wachsen. Aber inzwischen hat sich, glaube ich, die Volkshochschule ihren Stand erarbeitet, die VHS gehört einfach dazu. Auch deshalb, weil ich sehr viel an Kooperationen mit auf den Weg bringen konnte, etwa mit dem Elternforum, dem Stadtseniorenrat, den Merklinger Vogelfreunden, der Stadtverwaltung oder den Frauenwochen.
Stichwort Frauenwochen – worum geht es?
Die Tage sind ein schönes Beispiel, wie verschiedene Vereine und Organisationen zusammenarbeiten. Das ist eine Veranstaltungsreihe, bei der Frauen in Gesellschaft, Politik, Kunst und Kultur zusammenkommen.
Von Ihrem VHS-Angebot machen die Sprachkurse ein Drittel aus, ein weiteres Drittel ist Entspannung und Bewegung. War das in den 30 Jahren immer so?
In der ersten Zeit waren die Sprachen der Schwerpunkt, das hat vielleicht ein bisschen abgenommen. Dennoch ist die VHS-Sprachenschule eine ganz wichtige Säule.
Was haben Sie für Kriterien, wenn Sie das Semesterprogramm zusammenstellen?
Da gehen wir gerne auf gesellschaftliche Veränderungen ein, etwa Gesundheit, Literatur, Geschichte, aber auch Länderkunde. Da versuchen wir also, den Zeitgeist einzufangen. Derzeit versuchen wir da zum Beispiel, besonders auf den Islam einzugehen. Oder auch zur interkulturellen Kompetenzschulung. Das hatten wir noch nie im Angebot, aber das war jetzt einfach ganz dringend und wird auch sehr gut angenommen.
Neu sind auch die Integrationskurse für Flüchtlinge seit dem vergangenen Jahr. War das klar, dass sich die VHS auch da engagieren würde?
Volkshochschulen sind Bildungspartner für das Bundesamt für Migration. Wir hatten seit 2010 einen Integrationskurs, vor allem für Frauen, die wegen der Kinder nicht nach Leonberg fahren konnten. Die meisten Integrationskurse laufen in Leonberg. 2016 hatten wir das Glück, dass wir Kursleiterinnen hier vor Ort haben – und wir haben in der Mensa im Schulzentrum und im Spital Räume zur Verfügung. Daher haben wir auch hier drei Kurse eröffnet.
Aus welchem Bereich kommen hier die Leiterinnen für diese Integrationskurse?
Das sind Deutschlehrerinnen, zum Teil im Ruhestand, die eine aufwendige Zusatzqualifizierung machen mussten. Die unterrichten jetzt 80 Teilnehmer in vier Kursen an drei bis vier Tagen pro Woche. Wir haben sehr engagierte Lehrer, die sich nicht nur ums Unterrichten kümmern, das läuft sehr gut.
Zu den anderen Kursen: Die Kurse kommen bei der VHS ja nur zustande, wenn sich ausreichend Teilnehmer finden. Müssen Sie viele Kurse absagen?
Nein, da bin ich in der glücklichen Lage, dass wir die meisten Kurse durchführen können. Das heißt, die Weil der Städter nehmen ihre VHS sehr gut an.
30 Jahre Kooperation, aus diesem Anlass war jüngst die ganze Belegschaft aus Leonberg zu Gast in Weil der Stadt. Wie läuft diese Kooperation zwischen der Zentrale und den Außenstellen?
Das ist eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir hatten ein Projekt zur Verbesserung der Prozesse zwischen Leonberg und Weil der Stadt, seitdem ist der Informationsaustausch besser und heute ein wohlwollendes, wertschätzendes Miteinander.
Das Gespräch führte Florian Mader.