Neue Programme vorgestellt: In den Volkshochschulen in Korntal-Münchingen und in Gerlingen geht es im nächsten Semester sehr persönlich zu.

Korntal-Münchingen/Gerlingen - So ähnlich und doch so verschieden sind die Schwerpunkte der Volkshochschulen Korntal-Münchingen und Gerlingen für das neue Semester: Das Motto in der einen Einrichtung lautet „Leben braucht Erinnerung“, in der anderen dreht sich alles um „Lebensgeschichten und Lebenswege“. Ihre Leben in Worte zu fassen und aufzuschreiben, lernen die Teilnehmer indes an beiden Volkshochschulen.

 

Nostalgische Plätze, historische Orte

Erinnerungen, sagt Cornelie Class-Hähnel, begleiten Menschen von der Kindheit bis zum Lebensende. Die Leiterin der VHS Korntal-Münchingen fasst den Begriff im neuen Programm, das an diesem Dienstag erscheint, deshalb sehr weit. „Wir beschäftigen uns mit der Frage, was mit Kindern passiert, die Schlimmes erlebt haben, als auch damit, was bei Gedächtnisschwund wie Demenz geschieht“, sagt Class-Hähnel. Die Teilnehmer besuchen „nostalgische Plätze und historische Orte“ wie das Kolb-Lollipop-Museum und die Gedenkstätte Grafeneck, sie beschäftigen sich mit der Bestattungskultur, sie erfahren, woran Menschen sich gern erinnern – oder lernen in praktischen Kursen, wie sie Erinnerungen festhalten können, mit Worten und mit Bildern. Etwa 20 Veranstaltungen rund um das Thema Erinnerung gibt es. Und einen zweiten, wenngleich kleineren Schwerpunkt: Er widmet sich dem 100-Jahr-Jubiläum des Bauhauses im Jahr 2019. Im Mai bietet die VHS eine Studienreise nach Weimar und Dessau an. Dort hat die moderne Architektur ihren Ursprung. Class-Hähnel: „Kunst liegt uns grundsätzlich am Herzen.“

Neues, aber auch Bewährtes und Beliebtes

325 Kurse stehen im neuen Programmheft. Darin findet sich Bewährtes und Beliebtes wie Entspannungs-, Fitness- oder Kochkurse. Die VHS wagt aber auch Experimente. So gibt es erstmals in den Sommerferien einen Chi-Gong-Schnupperkurs in geschütztem Raum für Jugendliche ab 15 Jahren mit Bewegungseinschränkungen sowie spezielle Fitness- und Tanzkurse für Jüngere. „Fastfoodies – Gesundes und leckeres Essen für die Pause“ heißt ein Kurs auch in den Ferien und für junge Leute. „Während der Schulzeit haben Kinder oft wenig Zeit“, weiß Class-Hähnel.

Wer einen Sprachkurs besuchen will, sollte sich zuvor einem Sprachtest unterziehen. „Viele Teilnehmer stufen sich zu niedrig ein und sitzen dann frustriert im Kurs“, sagt Susanne Klare. Die Mitarbeiterin aus dem Fachbereich Sprachenschule berät am Telefon und persönlich.

Beim Individuum gelandet

Hat die VHS Gerlingen (477 Kurse) mit dem Schwerpunkt „Krieg und Frieden“ im Sommer die „Vogelperspektive“ eingenommen, wie der Leiter Markus Fink es formuliert, „landen wir im Herbst und Winter beim Individuum“. Damit sei der Einrichtung mit dem Motto „Lebensgeschichten und Lebenswege“ ein persönlicherer und emotionalerer Schwerpunkt gelungen.

Den Auftakt macht im September die Ausstellung „Menschenschicksale – Die deutsche Staatsangehörigkeit im Dritten Reich“. Sie dokumentiere den willkürlichen Entzug der Staatsangehörigkeit im Nationalsozialismus, so Fink, zum Beispiel von Albert Einstein. Damit habe die Schau einen „wahnsinnig relevanten“ Bezug zur Gegenwart, in der viele Flüchtlinge ohne Pass lebten. „Nach draußen“ geht es für alle Teilnehmer der „Brahmshaus-Erlebnisführung zur Dahlienblüte in der Lichten-taler Allee“. Hier verbinde sich ein „naturkundlicher, geschichtlicher Ausflug mit einer Führung“, sagt der stellvertretende VHS-Leiter Frank Pfiszter. Insgesamt biete die Einrichtung viele neue Exkursionen an, sagt Carolin Renn, zuständig für Kultur. Der Grund sei die hohe Nachfrage nach Kunstfahrten. Eine davon geht etwa ins Museum Frieder Burda nach Baden-Baden.

Ein Tag in Indien, ein Tag in China

Der „Weltreise durch Wohnzimmer“ fiebert Fink besonders entgegen: Menschen mit interkulturellem Hintergrund öffnen ihre Wohnungen. „Wir schauen uns zunächst ein indisches und ein chinesisches Wohnzimmer an“, sagt Fink. Die Bewohner berichteten aus dem Alltag in ihrem Heimatland und zeigten, was man davon im Wohnzimmer erkenne. „Das wird eine tolle Erfahrung“, meint Fink. Er will die Besuche auf weitere Nationalitäten ausdehnen.

Berührungsängste abbauen und komplexe Themen kindgerecht vermitteln: Das ist das Ziel der neuen Veranstaltung „Kinder-Uni“ für Acht- bis Zwölfjährige. „Um eine Uni-Atmosphäre zu schaffen, sind die Vorlesungen in einem Hörsaal“, sagt der VHS-Vize Pfiszter. Mädchen und Jungen, die alle drei Kurse besuchen, bekommen ein Diplom. „Wir sind gespannt, wie die Veranstaltung aufgenommen wird.“