Die Ticketbörse Viagogo ist bei den Fans des VfB-Stuttgart heftig umstritten. Sie werfen dem Verein vor, an den überhöhten Preisen des Internethändlers mitzuverdienen. Die Vereinsführung sieht das ganz anders.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Gleichgültig, wie der VfB Stuttgart am Samstag gegen Nürnberg spielt – die Dauerkarteninhaber haben schon gewonnen: eine kostenlose rote Wurst. Dafür müssen sie ihre Karte bei der Ticketbörse Viagogo im Internet registrieren lassen und einen Wurst-Gutschein am Werbestand abholen. Viagogo versucht sich damit in ein besseres Licht zu rücken, denn vielen Fans ist der Appetit auf die seltsamen Geschäfte beim VfB längst vergangen.

 

Wie beim Spiel gegen Bremen und in Hoffenheim wollen sie am Samstag mit selbst gebastelten roten Karten sowie Spruchbändern à la „Viago-go home“ oder „No go! Viagogo“ protestieren. Denn was nach einer vernünftigen Idee aussieht – nicht genutzte (Dauer-)Karten können über das Portal weiterverkauft werden – hat sich zum unüberschaubaren, aber offiziellen Schwarzmarkt entwickelt. Gerade in den Genuss von Spitzenspielen gelangen viele Zuschauer oft nur zu überzogenen Preisen. Das geht in etwa so: Jedes Mitglied durfte für das Spiel gegen den Noch-Meister Dortmund Ende März bis zu zehn Tickets erwerben. Warum so viele, ist unerklärlich. Jedenfalls waren die (erschwinglichen) Plätze rasch vergriffen. Offiziell ist das Spiel ausverkauft. Freilich bietet Viagogo noch Tickets an, zum Beispiel in der untersten Sitzplatzkategorie – für 92 Euro inklusive 19 Euro Gebühren und Versand. Bis zu hundert Prozent Aufpreis gegenüber dem Originalpreis sind erlaubt – findige Zeitgenossen erhalten so ein neues Geschäftsmodell frei Haus. Zudem beliefert auch der VfB den neuen Partner mit Karten, die mit happiger Bearbeitungsgebühr offeriert werden. Der Club wird stets prozentual beteiligt.

Seit Mitte Dezember läuft die Zusammenarbeit, obwohl die britische Ticketbörse in der Bundesliga schon berüchtigt ist. Auch „auf Schalke“ gehen die Fans am Samstag wieder auf die Barrikaden. Der Hamburger SV hat schon genug vom Druck der Basis und den Vertrag zum Ende Juli gekündigt. In einer langen Stellungnahme weist der VfB den Vorwurf der „systematischen Abzocke entschieden zurück“. Am Ende heißt es: Durch die Kooperation „wird Viagogo auch zu einem wichtigen Sponsor, was letztlich der sportlichen Weiterentwicklung dient“. Im Spiel Geschäft gegen Fanbindung steht es damit eins zu null.