Patente sind für Pharmaunternehmen extrem wichtig. Denn die Forschung ist teuer und nur ein Bruchteil aller Ansätze führt tatsächlich zum finanziellen Erfolg.

München - Die Pharmabranche ist auf Patentschutz angewiesen wie sonst kaum eine andere, denn Erfolge sind schwer planbar, und ein erfolgreiches Medikament kostet in der Entwicklung Experten zufolge bis zu 1,13 Milliarden Euro. Die Summe ist so hoch, weil jahrelang geforscht werden muss und ein Erfolg zahlreiche Flops kompensieren muss. Allein die Entwicklung eines Wirkstoffs im Labor dauert im Schnitt fünf Jahre. Wenn alles gut geht, braucht es dann aber immer noch sechs bis neun Jahre, bis ein marktfähiges Medikament auf dem Tisch liegt, denn so lange benötigen die klinischen Phasen einer Medikamentenentwicklung, in denen der Wirkstoff an Menschen erprobt wird.

 

Diese Zeit übersteht statistisch nur eins von neun Medikamenten erfolgreich. Die anderen acht wirken doch nicht wie erhofft, oder sie haben zu massive Nebenwirkungen. In jedem Fall verlässt der Hoffnungsträger in den klinischen Phasen die Geheimhaltungssphäre eines Pharmakonzerns. Deshalb muss er schon zu diesem Zeitpunkt patentiert werden, denn eine Pille ist rasch analysiert und nachgebaut, wenn sie in die Hände der Konkurrenz gelangt.

Der Schutz stets auf 20 Jahre begrenzt

Damit beginnt die Patentuhr zu ticken, lange bevor ein Medikament am Markt ist. Patentschutz ist aber unabhängig von der Branche auf maximal 20 Jahre begrenzt. Wegen der klinischen Phasen reduziert sich die kommerziell nutzbare Zeit für Medikamente damit auf elf bis 14 Jahre. Ist der Patentschutz einmal abgelaufen, geht es schnell. Ist es an einem Freitag so weit, liegt in der Regel bereits am Montag darauf das legale Generikum in den Apotheken. Es kostet im Schnitt ein Fünftel des Originals.

Dessen Hersteller reagieren darauf unterschiedlich. Entweder sie produzieren den Wirkstoff einfach weiter, jetzt für Generikahersteller, oder sie bringen selbst ein Generikum unter anderem Namen auf den Markt. Zu den gängigen Strategien gehört es auch, das Original ab sofort entsprechend billiger zu verkaufen. Pfizer will für Viagra angeblich baldmöglichst ein deutlich günstigeres Nachahmermedikament auf den Markt bringen. Statt bisher 10,30 Euro für eine Tablette Viagra 50 Milligramm, soll der Nachfolger 2,50 Euro pro Tablette kosten.

Das Patent vieler Blockbuster läuft demnächst aus

Besonders problematisch ist der Gang der Dinge für die Pharmabranche aktuell, weil derzeit der Patentschutz vieler Blockbuster mit Jahresumsätzen in Milliardenhöhe ausläuft. 2015 erreicht diese Welle nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Accenture Präparate ein Umsatzvolumen von insgesamt fast 100 Milliarden Euro. Deshalb muss Ersatz her – was aber nicht jeder Pharmakonzern wegen der Tücken der Branche zeitlich passend schafft. Große Pharmafirmen greifen dann zur Strategie der Einlizenzierung: sie kaufen zu. Oft geschieht das im Bereich kleiner, forschungsintensiver Biotechfirmen mit dicht gefüllter Produktpipeline. Die leiden speziell hierzulande oft unter Geldmangel und können finanzkräftige Partner gut gebrauchen.