Ein Bad in der Ostsee kann wegen fleischfressenden Bakterien derzeit vor allem für gesundheitlich angeschlagene Menschen gefährlich werden, warnt das Landesamt für Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Rostock/Stuttgart - Für gesundheitlich angeschlagene Menschen kann ein Bad in der Ostsee derzeit äußerst gefährlich werden. Wegen hoher Wassertemperaturen von bis zu 22 Grad – in Binnenseen sogar bis 25 Grad – könne es dazu kommen, dass mehr Bakterien im Wasser seien, teilte das Landesamt für Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern (LAGus) am Montag (23. Juli) mit.

 

Am Wochenende ist ein 70-jähriger Mann mit chronischen Vorerkrankungen wegen einer Vibrionen-Infektion gestorben. 2017 sei eine Infektion gemeldet worden, 2016 seien es drei Fälle gewesen.

Die fleischfressenden Bakterien der Gattung „Vibrio vulnificus“ würden über offene Wunden in den Körper eindringen, erklärte das Ministerium. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem könnten sie tödliche Wundinfektionen auslösen. Auch alte Menschen, Leberkranke oder Alkoholabhängige gehörten zu den Risikogruppen.

Rasanter Verlauf mit hoher Sterblichkeitsrate

Nach Angaben von Experten können bakterielle Wundinfektionen durch Vibrionen mit tiefgreifenden Nekrosen – also dem Absterben von Körperzellen und einzelnen Gliedern – einhergehen. Sehr schnell könnte sich eine Sepsis (Blutvergiftung) mit einer Besiedlung anderer Körperteile, Fieber und Schüttelfrost ausbilden.

„Die Infektion ist durch einen rasanten Verlauf mit hoher Sterblichkeitsrate gekennzeichnet“, warnt das Ministerium in einer Pressemitteilung. Entscheidend für die Prognose sei „die frühzeitige Einleitung einer adäquaten Antibiotika-Therapie“.

Vibrionen-Infektionen werden von Brechdurchfall, starken Leibschmerzen und Hautentzündungen begleitet. Die bekannteste Vibrionen-Art, „Vibrio cholerae“, ist Erreger der Cholera – einer schweren bakteriellen Infektionskrankheit vorwiegend des Dünndarms.

Infektion kann zu Blutvergiftung führen

Die Stäbchenbakterien kommen in weiten Teilen der Ostsee und anderen Regionen der Welt vor. Auch in Meerestieren wie Garnelen und Austern wurden die Erreger nachgewiesen. Allerdings seien nur sehr wenige Badegäste durch Vibrionen gefährdet, erklärte ein Ministeriumssprecher.

Gefährdet seien vor allem Personen mit bestimmten Grundrisiken wie chronischen Grundleiden (Lebererkrankungen, Alkoholabhängigkeit oder Diabetes mellitus), bestehender Immunschwäche (nach Transplantationen oder bei einer bestehenden HIV-Infektion) sowie Personen höheren Alters. „Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen vorhanden sind, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben.“

Badewasserkarte auf Webseite des Ministeriums

Ein Sinken der Wassertemperaturen ist derzeit nicht in Sicht. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt für diese und kommende Woche vor einer massiven Hitzewelle. Teilweise erwarten die Meteorologen brütende Temperaturen nahe der 40-Grad-Marke.

Ob eine Badestelle belastet ist, können Sie auf der Webseite des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit von Mecklenburg-Vorpommern erfahren.