Diese Fußball-Hymne nimmt die WM in Katar aufs Korn. Wir haben mit dem Stuttgarter Roland Baisch gesprochen, der den Song geschrieben hat.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Dieser Song passt zur Fußball-WM 2022 wie die Faust aufs Auge. „Selbst die Sklaven lächeln, wenn sie uns Luft zufächeln“, heißt es in „Ein Lied für Katar“ von Roland Baisch und Clemens Winterhalter. Das Video wurde auf einem Sportplatz in Korntal eingespielt.

 

Herr Baisch, die Fußballwelt ist verblüfft. Bisher sind Sie eher als Golfer in Erscheinung getreten. Jetzt haben Sie einen Song zur Fußball-WM geschrieben. Wie kam’s?

Ich spiele ja in einem Charity-Team mit Fußballern Golf. Dafür habe ich den Song gemacht. Als er dort gut ankam, haben wir weitergemacht. Außerdem bin ich ein hervorragender Tipp-Kick-Spieler. Eigentlich habe ich die Nummer bereits vor vier Jahren geschrieben und dann wieder vergessen. Der Text ging damals noch anders. Es ging um die Hitze. Aber jetzt wissen wir ja, dass die Leute wegen der Klimaanlagen in Katar frieren werden.

Und die Jungs der Bayern, ich zitiere, frieren an den Eiern.

Nicht nur die. Die Strophe kam erst zum Schluss dazu. Eine hatte noch gefehlt. Da habe ich nachts schlecht geschlafen und von den Bayern geträumt. Der Song ist eine Koproduktion mit meinem Freund Clemens Winterhalter, der seit vielen Jahren in Hamburg als Musikproduzent lebt. Mit Clemens bin ich schon bei den Shy Guys aufgetreten. Clemens hat meine Hymne verändert und daraus einen neuen Song gemacht.

Haben Sie eine Lieblingsstrophe?

Mir gefällt der Refrain „Keine Winterpause, denn Fußball kommt nach Hause“. Das sagt im Grunde alles über diese skurrile Veranstaltung. Ich musste die meisten Spieler im Text übrigens googeln, weil ich die wenigsten kannte.

Wo wurde das Video gedreht?

Auf dem Sportplatz des TSV Korntal. Es ist also eine Heimproduktion. Sechs Leute waren bei dem Dreh dabei. Außerdem wurde ich von jungen Musikern unterstützt, die aber nicht genannt werden wollen. Weil sie Angst vor einem Shitstorm haben.

Wie das?

Na ja, die orientalischen Klänge könnte man, wenn man böswillig ist, als kulturelle Aneignung auslegen. Aber ich rechne mit nix.

Oliver Pocher hat einen WM-Song aufgenommen, der nach Malle klingt.

Wir wollten keinen Ballermann-Hit schreiben. Pocher singt auch von Taliban, das ist Quatsch. Die spielen in Katar keine Rolle. Ich habe mit meinem Katar-Experten gesprochen, der hat mir erklärt, dass dort auch Frauen nicht verschleiert sind.

Wie lang hat die Produktion gedauert?

Der Song war in vier Tagen fertig. Die Videoproduktion hat gerade mal einen Tag gedauert. Ich wurde schwer unterstützt. Mein Freund Göcan R. etwa hat mir den Zutritt zu einer Shisha-Bar verschafft. Peter Hoss steuerte die Drohne. Außerdem war Veit Hübner dabei und Michael Gaedt mit seinem Hund, der übrigens besser am Ball ist als alle anderen.

Wie sind die ersten Reaktionen?

Sehr positiv. Das Video lief gut an. Und der WDR hat sich auch schon gemeldet.

Und eine Einladung zum Eröffnungsspiel nach Katar liegt auch schon vor?

Nein, aber es gibt eine Einladung nach Köln zum Fußball-Cup der Comedy-Nationalmannschaft. Dort werde ich auftreten und „Ein Lied für Katar“ singen – voraussichtlich mit den Cheerleadern des 1. FC Köln.

Von Korntal in die Welt

Roland Baisch
  Der Schauspieler, Musiker und Entertainer, 1954 in Stuttgart geboren, gehört 1979 zu den Gründern des legendären Stuttgarter Scherbentheaters. 1992 folgt die Comedy-Gruppe Shy Guys. Mit dem Einstieg als Gag-Autor für Harald Schmidt kommt Baisch 1996 zum Fernsehen. Er wird Autor und Darsteller in der Pro-7-Serie „Comedy Factory“. Als Musiker spielt Baisch mit eigenen Bands Country und Swing. 2016 erhält der in Korntal lebende Künstler den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.