Katharina Wibmer holt die Rems, holt Facetten des Wassers mit ihren Videos in die Q-Galerie Schorndorf. Auch wer den Fluss gut kennt, wird erstaunliche Perspektiven entdecken. Die Ausstellung „Raum im Fluss“ ist bis 17. November zu sehen.

Ausstellung - Stimmengewirr und Verkehrslärm bleiben draußen. Im Inneren der abgedunkelten Schorndorfer Q-Galerie gluckert, tropft und plätschert es, strömt und steigt das Wasser. Manchmal wandfüllend, manchmal in einem kleinen Aquarium. Manchmal atemberaubend schön, manchmal ganz schön bedrohlich.

 

Keine Angst – nass wird man nicht in der Ausstellung von Katharina Wibmer. Trockenen Fußes kann man bei „Raum im Fluss“ komplett abtauchen. Das einzige Accessoires für dieses etwas andere Bad sollte genügend Zeit sein, um sich auf die Videoinstallationen einlassen zu können.

Kunstwerke zum Thema Wasser

Für diese hat sich die in Ludwigsburg lebende Künstlerin Katharina Wibmer auf die Suche nach Szenen an der Rems begeben. „Ich habe bereits für die Expo 2000 Arbeiten zum Thema Wasser gemacht“, erzählt sie. Eine davon hat sie vor einiger Zeit in der Kunststiftung gezeigt. Eberhard Abele vom Kulturforum Schorndorf entdeckte die Arbeit und fragte Katharina Wibmer, ob sie sich nicht vorstellen könnte, zur Remstal-Gartenschau noch einmal mit dem Thema Wasser zu arbeiten. Das Ergebnis ist bis 17. November zu sehen.

Viel dazu sagen möchte Katharina Wibmer eigentlich nicht: „Jeder Zuschauer soll sich am besten ohne Erklärung auf die Werke einlassen, seine eigene Ebene finden“, sagt sie. Aber ein bisschen was über ihre Herangehensweise erzählt sie dann doch. Zum Beispiel, dass sie durch Perspektivwechsel, Spiegelungen, Verzerrungen zeigen möchte, was alles in einem harmlos scheinenden Fluss wie der Rems steckt. Da ist zum Beispiel dieses steinerne Auge – oder ist es gar ein steinernes Maul? Es öffnet sich, gibt den Blick auf die Rems frei und schließt sich dann wieder. Kaum zu glauben, dass es sich dabei um eine Brücke an der Hegnacher Mühle handelt. „Ich komme aus dem Figurentheater, dort werden ja auch Objekte zum Leben erweckt“, sagt Katharina Wibmer.

Ein Anzugträger im Schwimmbecken

Die „Fließwand“ besteht aus Szenen an den Remswehren in Schorndorf und Waiblingen, das an drei riesigen Bullaugen vorbeiströmende Wasser ist an der renaturierten Rems in Schorndorf aufgenommen worden. Dass das jeweils nicht sofort zu erkennen ist, liegt daran, dass manches gespiegelt, anderes verkehrt herum gefilmt ist. Einige Knoten im Gehirn löst auch der Wassergänger aus, ein Werk, das bereits zur Expo 2000 entstanden ist. Ein Anzugträger läuft offensichtlich in einem Schwimmbecken, neben einer Wasserwand entlang. Wo ist oben, wo ist unten? Diese Frage darf jeder selbst beantworten.

Abstrakter geht es im zweiten Teil der Ausstellung zu. Besonders mag Katharina Wibmer „Flut-Raum/Flu-Traum“, „weil das Wasser zwischendurch wie Feuer wirkt“, erläutert sie, die mit einer Urangst des Menschen spielt, indem das Wasser langsam den Raum füllt, es keinen Halt mehr gibt. So ergeht es schließlich im Lichthof dem Schorndorfer Marktplatz: Die Besucher der Ausstellung können durch Periskope einen Blick in eine Zukunft der steigenden Pegel werfen: vom Rathaus ist nur noch die oberste Spitze zu sehen, die Aida schippert durch die Innenstadt, die Stadtkirche wird vom Strom davon getragen.