Mindestens eine Million EnBW-Kunden müssen im Jahr mehr für ihren Strom zahlen. Als Grund gibt der Versorger gestiegene Netzentgelte an.

Stuttgart - Viele Verbraucher in Baden-Württemberg werden in diesen Tagen unerfreuliche Post erhalten – vom Stromversorger EnBW. Das Karlsruher Unternehmen hat angekündigt, zum 1. April die Strompreise zu erhöhen. Es geht, genauer gesagt, um den Grundpreis – laut Vergleichsportal Verivox eine Art „verbrauchsunabhängige Grundgebühr, die auch dann fällig wird, wenn kein Strom verbraucht wurde“. Genau 2,71 Euro mehr werden künftig auf der monatlichen Stromrechnung aufgeführt, teilt EnBW mit, also 32,52 Euro im Jahr.

 

Eine 3- bis 4-köpfige Familie, mit dem durchschnittlichen Verbrauch von 2900 Kilowattstunden im Jahr müsse künftig rund vier Prozent mehr für ihren Strom entrichten, rechnet die EnBW als Beispiel vor. Doch nicht alle der insgesamt rund fünf Millionen EnBW-Kunden müssen tiefer in die Tasche greifen, sondern vor allem jene, die Strom in der sogenannten Grundversorgung beziehen, heißt es aus dem Konzern. Dem Vernehmen nach soll es jedoch mindestens eine Million Haushalte oder Betriebe betreffen.

Die Netzentgelte sind gestiegen

Als Grund für die Preiserhöhung gibt der Versorger gestiegene Netzentgelte an. Bereits im Oktober bzw. Januar hatten die beiden großen Netzbetreiber in Baden-Württemberg, Netze BW und Transnet BW, ihre Netzentgelte erhöht. Der für die Übertragung hoher Spannungen über lange Entfernungen zuständige Betreiber Transnet erhöhte die Entgelte um 13,3 Prozent. Um rund zwölf Prozent hat Netze BW, verantwortlich für die Verteilung des Stroms an die Kunden, seine Gebühren angehoben. Diese gestiegenen Kosten seiner beiden Konzern-Töchter hat die EnBW nun an ihre Kunden weitergegeben. Netzentgelte machen ungefähr ein Viertel des gesamten Strompreises aus – neben Ökostromzulage und anderen Steuern – und sollen dem Bau oder dem Erhalt der Stromnetze dienen.

Die Kosten sind Transnet zufolge unter anderem gestiegen, weil mehr in den Netzausbau investiert werden musste. Auch künftig werden im Zuge der Energiewende mehr Leitungen benötigt. Damit soll unter anderem der Windstrom aus Norddeutschland gen Süden transportiert werden. Zwei neue Starkstromtrassen namens Südlink und Ultranet sollen in Baden-Württemberg enden. Für Ultranet sollen teils bestehende Trassen ausgebaut werden, der Bau von Südlink wird aufwendiger. Ein Teil davon soll unterirdisch verlegt werden – ein Zugeständnis an Gegner des Projekts, das zugleich die Kosten um das Drei- bis Vierfache auf etwa zehn Milliarden Euro steigert. Diese Kosten werden auf die Stromkunden umgelegt. Ob die Rechnungen dadurch im Südwesten bald weiter steigen, sei aber völlig ungewiss, sagt ein EnBW-Sprecher. Auch die Bundesnetzagentur legt sich nicht fest. Zu unterschiedlich seien die einzelnen Faktoren, aus denen sich der Strompreis zusammensetze. Die Netzentgelte selbst würden künftig nicht flächendeckend steigen, sagt der Präsident der Behörde, Jochen Homann. Die Entwicklung sei aber nicht einheitlich: „In einigen Regionen wird es einen Anstieg geben, in anderen werden sie sinken.“ Typischerweise seien die Netzentgelte in ländlichen Regionen mit wenig Bevölkerung höher als in Ballungsräumen, ergänzt ein Sprecher.

Viele Stadtwerke halten die Preise konstant

Baden-Württemberg gehört – jedenfalls aus Verbrauchersicht – zu den Verlierern unter den Regionen. Gleichwohl reicht nicht jeder regionale Versorger die gestiegenen Netzentgelte an die Verbraucher weiter. Viele Stadtwerke haben bereits mitgeteilt, dass sie die Preise konstant halten werden. So die Stadtwerke Stuttgart: Sie würden ihre Preise das dritte Jahr in Folge halten, heißt es.