Elf Infizierte in der Rumold-Realschule und weitere 31 in Einrichtungen der Diakonie Stetten machen Kernen zum Spitzenreiter im Kreis– aber nur als Momentaufnahme.

Kernen - Die reine Statistik kann ziemlich gnadenlos sein. Beispiel Kernen zum Wochenanfang: 56 Bürger sind den Zahlen zufolge wegen positivem Coronatest in Quarantäne. Bei knapp 16 000 Einwohnern bedeutet das – auch bei Abzug derer, die sich vor mehr als einer Woche angesteckt haben – immer noch eine sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz von gut 300. Demnach – natürlich ein unfairer Vergleich – liegt Kernen mit dem kommunalen Wert in der Hitliste der höchsten Zahlen an Neuinfektionen im aktuellen 7-Tage-Zeitraum deutschlandweit noch vor den Hotspot-Kreisen Marburg-Biedenkopf in Hessen (299,5), Rottal-Inn in Bayern (293) oder Berlin-Friedrichshafen-Kreuzberg (264,5).

 

Allein 31 Fälle in Einrichtungen der Diakonie Stetten

Deswegen von einem kreisinternen Hotspot zu reden, das hält Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch trotz der nackten Zahlen für falsch. Die Sache sei etwas komplizierter, denn schließlich stiegen die Ansteckungen in der 16 000-Einwohner-Kommune nicht flächendeckend an. Die Besonderheit in Kernen: 31 der Fälle, die in der vergangenen Woche nachgewiesen wurden, stammen aus Einrichtungen der Diakonie Stetten. „Dort leben die Menschen relativ eng beieinander, da ist das Ansteckungsrisiko höher, sobald einer der Bewohner infiziert ist.“ Diese 31 positiv getesteten Menschen lassen, heruntergerechnet auf eine Kernener 7-Tage -Inzidenz, also jene Vergleichszahl der während der vergangenen sieben Tage positiv Getesteten je 100 0000 Einwohner, auf einen Wert von gut 190 katapultieren. Der aktuelle Gesamtwert im Kreis am Dienstagnachmittag: 136.

Zum Schwerpunkt bei der Diakonie kam schon Mitte der vergangenen Woche noch derjenige in der Rumold-Realschule in Rommelshausen mit weiteren elf Infizierten hinzu. Womit letztlich gut drei Viertel der 56 Fälle auf diese beiden Schwerpunkte entfallen. „Wenn sich diese Anzahl der Fälle über ganz Kernen verteilen würde, dann wäre das eine ganz andere Situation“, sagt Paulowitsch.

Unterstützung aus dem Gesundheitsamt

Ungeachtet dessen sei in der vergangenen Woche eine Lage entstanden, in der mit den kommunalen Kräften die zeitnahe Nachverfolgung der Kontakte nicht mehr möglich gewesen sei. Da ist die Kommune dem Gesundheitsamt dankbar, das die Nachverfolgung aller Kontakte im Fall der Infizierten in der Diakonie komplett übernahm. Außerdem habe auch das Landratsamt weitere personelle Unterstützung zur Verfügung gestellt, sagt der Kernener Bürgermeister.

Die vorsorgliche Schließung der Rumold-Realschule sei im Übrigen ein Beispiel für eine gute Balance zwischen allen Beteiligten bei der Entscheidung. Schließlich sei zeitweise im Raum gestanden, angesichts der Zahlen die gesamte Schule in Quarantäne zuschicken. Nachdem diese vorsorglich geschlossen worden war, beschränkte sich die Quarantäne auf die Kontaktpersonen der ersten Kategorie, sprich zwei betroffene Klassen und die Kontakte der infizierten Lehrkraft. Die weiteren Aussichten: „Wir sind guter Dinge, dass wir die Schule am Montag wieder öffnen können.“

Jetzt zum Wochenanfang scheine sich die Entwicklung in Kernen wieder etwas zu beruhigen, berichtet der Bürgermeister am Dienstag. Kaum Meldungen am Montag und bis Dienstagmittag keine weiteren. Als Kommune mit vielen Pendlern in Richtung Stuttgart werde Kernen aber weiter mit zu den Kommunen gehören, bei denen die Betroffenheit kreisintern vergleichsweise hoch bleibe. Tatsächlich verzeichnen die vier Kommunen in der südwestlichen Kreisecke mit Nähe zu Stuttgart mehr als die Hälfte der Rems-Murr-Fälle. Zum Wochenanfang waren es neben den 56 Corona-Positiven in Kernen deren 95 in Waiblingen, 69 in Fellbach und gut 30 in Weinstadt.