Beliebte Ferienorte wie Venedig, Barcelona oder Palma kämpfen mit Überfüllung. Sie streben eine stärkere Reglementierung an – höhere Preise sollen helfen.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Stuttgart/Venedig - Der größte Feind des Tourismus ist sein Erfolg: Overtourism nennt man das Phänomen, wenn zu viele Urlauber kommen und die Einheimischen darunter leiden. 2017 gab es weltweit sieben Milliarden Urlaubsreisen, davon führten 1,3 Milliarden ins Ausland, Tendenz steigend. Nicht nur Europäer sind gerne unterwegs, auch die wachsenden Mittelschichten in Schwellenländern wie China können sich Ferien leisten. „Ein echtes Problem bekommen wir, wenn diese Länder ähnlich viele Urlaubstage und damit ein ähnliches Urlaubsverhalten haben wie wir in Deutschland“, sagt Torsten Kirstges, Professor für Tourismuswirtschaft in Wilhelmshaven. Laut Kirstges fangen die Asiaten gerade erst an zu reisen. Das heißt, in Zukunft werden Städte wie Venedig noch viel voller.

 

Jeder Sechste kann sich keine Ferien leisten

Oft wird versucht, den Ansturm durch Preiserhöhungen in den Griff zu bekommen. Solche Beschränkungen sind nötig, aber ungerecht. Schon jetzt können sich 16 Prozent der Deutschen keine Ferien leisten. Nach Erhebungen der in Kiel ansässigen Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) stiegen die durchschnittlichen Ausgaben pro Urlaubsreise und Reisenden in den letzten neun Jahren um rund 27 Prozent – und damit deutlich stärker als die allgemeinen Verbraucherpreise. „Reisen ist nicht nur teurer geworden. Die Reisenden haben sich auch etwas mehr gegönnt: nämlich teurere Urlaubsreisen in die Ferne, eine Kreuzfahrt, oder sie sind statt in die günstige Türkei ins teurere Spanien gefahren“, sagt Philipp Wagner von der FUR.

Unserer Grafik zeigt das Verhältnis von Einwohnern und Touristen, die jährlich ins Land strömen:

Die Touristikkonzerne weisen derweil darauf hin, dass man immer noch preiswert auf die beliebte Ferieninsel fahren kann: „Aktuell ist eine Woche auf Mallorca in den Sommerferien mit Flug ab Stuttgart ab 483 Euro pro Person in einem Vier-Sterne-Hotel inklusive Halbpension buchbar“, sagt eine Sprecherin des Tui-Konzerns.