Weil im Kinderhaus Stadtpark fünf Erzieherinnen schwanger sind, wird das Betreuungsprogramm gekürzt.

Leonberg - Die freudige Nachricht für die einen bringt die anderen in die Bredouille. Die Verwaltung musste Eltern, deren Kinder in die Krippe des Kinderhauses Stadtpark gehen, darüber informieren, dass sie die Betreuungszeit nachmittags einschränken muss. „Der Grund dafür ist ein bisher so nie dagewesener akuter Personalmangel“, sagt Gabriele Schmauder, die Leiterin des Amtes für Jugend, Familie und Schule.

 

„Während der vergangenen Wochen und Monate sind fünf Erzieherinnen schwanger geworden, jetzt dürfen sie nicht mehr arbeiten“, erläutert die Amtsleiterin. „Mit den noch vorhandenen Pädagoginnen können wir den gesetzlichen Betreuungsschlüssel nicht mehr die ganze Zeit erfüllen“, sagt Schmauder. Deshalb müssten Eltern ihre Jüngsten von Dezember an nun spätestens um 15 Uhr aus dem Kinderhaus abholen, nicht wie gewohnt zwei Stunden später. Insgesamt betrifft das sechs der 33 dort betreuten Krippenkinder. Für die schwangeren Erzieherinnen gilt die Regelung, dass sie aus Fürsorge um das ungeborene Kind von dem Tag an, an dem ein Arzt die Schwangerschaft bestätigt, nicht mehr arbeiten dürfen. Das hängt damit zusammen, dass sie darauf getestet werden müssen, ob sie im Laufe ihres Lebens Antikörper gegen Zytomegalie, Toxoplasmose und Röteln gebildet haben.

Gefährlich für das ungeborene Kind

Diese Infektionskrankheiten sind für gesunde Erwachsene in der Regel harmlos, doch die Viren stellen sich in der Schwangerschaft als besonders gefährlich dar und können für das ungeborene Kind sogar lebensgefährlich sein.

„In der Regel hat keine der Frauen Antikörper für alle drei Krankheiten, deshalb müssen wir zum Schutze der ungeborenen Kinder sogar ein sogenanntes Betretungsverbot aussprechen“, sagt Ute Keilbach. Sie ist im Amt für die Abteilung städtische Kindertageseinrichtungen zuständig.

Können da nicht andere Krippen aushelfen? „Leider nicht“, bedauert Amtsleiterin Gabriele Schmauder. Alle 200 Krippenplätze der Stadt seien belegt. Hinzu komme noch, dass die Kleinkinder in ihren jeweiligen Krippen starke Bindungen zu ihren Bezugspersonen bilden. „So bitter das ist, wir finden einfach nicht genügend Personal“, erklärt Gabriele Schmauder. Aktuell könne sie noch nicht sagen, wie lang diese Angebotsreduzierung dauern werde.

„Dabei ist die Stadt Leonberg ein attraktiver und moderner Arbeitgeber“, findet die stellvertretende Kita-Leiterin Cathrin Kruska. „Die Arbeit wird wertgeschätzt. Es gibt klar definierte Strukturen, in denen jeder Unterstützung, Weiterbildung und Führung erhält.“ Für die Arbeit als Erzieherin hat die heute 43-Jährige damals sogar ihren Traumberuf Polizistin aufgeben. „Meine Mutter sagte mir nach der Schule, dass ich doch mal ein Praktikum im Kindergarten machen solle. Das habe ich getan und dabei bin ich auch geblieben“, sagt sie im Rückblick. „Kinder in ihrer Entwicklung zu sehen und sie dabei zu unterstützen, hat mich damals fasziniert und tut es auch heute noch. So etwas wie Routine gibt es nicht“, so die gebürtige Mülheimerin, die in ihrer Kindheit nach Leonberg zog.

Dieser Faszination ist auch ihr Kollege Fabian Hoyer erlegen. Der 24-Jährige absolviert im Kinderhaus am Stadtpark die sogenannte praxisintegrierte Ausbildung, eine Art duale Erzieher-Ausbildung, die es seit 2012 in Baden-Württemberg gibt. „Ich konnte mir nie vorstellen, etwas mit Kindern zu machen. Bis ich 2016 als Aushilfe hier im Kinderhaus angefangen habe. Da habe ich gemerkt, dass es genau mein Ding ist. Danach habe ich den Ausbildungsplatz bekommen“, so der gebürtige Tübinger.

Gute Berufschancen

Die Ausbildung bietet danach gute Berufschancen. „Oftmals wird vergessen, wie vielfältig der Einsatzbereich von Erzieherinnen und Erziehern ist“, sagt Hoyer. Sei es etwa in der offenen Jugendarbeit, in der Behindertenhilfe oder in der Schulkinderbetreuung. „Erzieher arbeiten nicht nur mit den kleinen Kindern, sondern auch mit Einjährigen und Jugendlichen“, ergänzt Cathrin Kruska.