In Bad Ditzenbach können die Wähler unter sieben Bürgermeister- Kandidaten auswählen. Zunächst sah es so aus, als ob sich niemand für den Chefsessel interessiere.

Region: Corinna Meinke (com)

Bad Ditzenbach - Eine überraschend große Auswahl haben am Sonntag die Bad Ditzenbacher. Gleich sechs Männer und eine Frau möchten in der kleinen Gemeinde im Oberen Filstal Bürgermeister werden. Bis zum Anfang dieses Jahres sah es so aus, als ob es für die Nachfolge von Gerhard Ueding (parteilos), der 24 Jahre lang Schultes in der Kurgemeinde war, keine Interessenten geben würde. Doch kurz vor dem Ablauf der Frist lagen plötzlich sieben Schreiben von Bewerbern im Ditzenbacher Rathaus, die sich dem Votum der 3013 Wahlberechtigten stellen werden.

 

Bewerber vom Schultes bis zum Neinsager

Die überraschend bunte Auswahl an Kandidaten reicht von dem Birenbacher Schultes Frank Ansorge über die Diplomverwaltungswirtin Manuela Raichle aus Eislingen und den Göppinger Stadt- und Kreisrat der Linken, Christian Stähle, bis zum stellvertretenden Geschäftsführer des Göppinger Jobcenters, Herbert Juhn, sowie dem Gaildorfer CDU-Funktionär Reiner Gauger und dem Verwaltungsmitarbeiter der Diakonie Stetten, Oliver Taschowsky. Beworben hat sich auch der Berliner Andreas Fischer von der Nein-Partei.

Alle Sieben machen sich Hoffnungen auf das höchste Amt in der rund 3600 Köpfe zählenden Gemeinde, zu der neben Bad Ditzenbach die Teilorte Gosbach (1500 Einwohner) und das 560 Seelen zählende Hägenmarkdorf Auendorf zählen.

Frank Ansorge möchte von Birenbach ins Filstal

Mit dem parteilosen Frank Ansorge aus Aufhausen steht der einzige Kandidat mit Erfahrung als Verwaltungschef einer Kommune zur Wahl. Im Jahr 2010 kürten die Birenbacher den 48-Jährigen zum Nachfolger von Klaus Heininger, der als Oberbürgermeister nach Eislingen wechselte. Der ehemalige Kriminalbeamte Ansorge war in Birenbach jüngst in die Kritik geraten, weil es in der Gemeinde geteilte Meinungen darüber gegeben hatte, wie hoch das kommunale Defizit nach dem 600-Jahrjubiläum der Gemeinde tatsächlich ausgefallen sei. Es ist von einem Fehlbetrag zwischen 8000 bis 50 000 Euro die Rede. Die endgültige Abrechnung liegt offenbar noch nicht vor.

Die 39-jährige Manuela Raichle kann 18 Jahre Berufserfahrung in Kommunalverwaltungen vorweisen. Die gebürtige Aufhausenerin war im Sozial- und Ordnungsamt in Esslingen tätig, bevor sie sich als Realschulpädagogin für Mathematik, Physik und Biologie ausbilden ließ. Herbert Juhn (52) aus Laichingen hat vor seiner Tätigkeit im Jobcenter Göppingen sieben Jahre als Diplomverwaltungswirt im Göppinger Kreissozialamt gewirkt. Sein Antritt in Bad Ditzenbach ist bereits seine dritte Kandidatur nach Bewerbungen in Mühlhausen und Merklingen.

Ueding bliebt als Kreisrat politisch aktiv

Anfang April verabschiedet sich der Bad Ditzenbacher Bürgermeister Gerhard Ueding, um nahtlos zu neuen beruflichen Ufern als freier Mitarbeiter einer Projektentwicklungsgesellschaft aufzubrechen, die kleinere und mittlere Kommunen berät. Der Kommunalpolitik wird der 55-Jährige aber weiterhin erhalten bleiben, denn der parteilose Gerhard Ueding hatte sich nach zehnjähriger Pause im vergangenen Jahr wieder zum Kreisrat wählen lassen, wo er der CDU-Fraktion angehört. In Uedings Kreistagsabstinenz fiel im Jahr 2009 seine von der CDU unterstützte Kandidatur als Landrat, bei der er knapp gegen Edgar Wolff unterlag.

Mit großer Spannung sieht Ueding dem Wahlsonntag entgegen und hofft nach schlechten Werten bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr, als nur knapp 50 Prozent der Ditzenbacher an die Urnen eilten, auf eine höhere Wahlbeteiligung. „Ich rechne mit 60 bis 70 Prozent“, sagt der scheidende Verwaltungschef, schließlich handle es sich um die erste echte Bürgermeisterwahl seit 24 Jahren. In dieser Zeit war er stets der einzige Kandidat.