Elfriede Steinwand zieht Konsequenzen aus dem Partyreisen-Eklat: Sie ist am Montagabend als Fraktionsvorsitzende der Grünen in Ludwigsburg zurückgetreten. Ihr Nachfolger wird der Wirtschaftsprofessor Michael Vierling.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Elfriede Steinwand hat Konsequenzen aus dem Partyreisen-Eklat gezogen und ist als Fraktionschefin der Grünen in Ludwigsburg zurückgetreten. Das hat die Partei am Montagabend nach ihrer Fraktionssitzung mitgeteilt. Steinwands Nachfolger ist bereits gefunden: Michael Vierling, Professor für Wirtschaftswissenschaften und seit 2009 Stadtrat in Ludwigsburg, wird am 1. März den Fraktionsvorsitz übernehmen. Neue Stellvertreterin wird Christine Knoß, Ärztin und Vorsitzende des Vereins Naturpark West in Ludwigsburg.

 

Über die Gründe für die Demission von Steinwand verliert die Partei in ihrer Pressemitteilung kein Wort, und was besonders auffällt: Auch ihre bisherige Arbeit wird mit keiner Zeile gewürdigt. Wäre die 60-Jährige nicht zurückgetreten, hätte ihr wohl die Abwahl gedroht – das zeichnete sich in den vergangenen Tage immer klarer ab. Steinwand, seit 2016 Fraktionschefin, hatte zuletzt mit einer Reihe von Verbalattacken massive Empörung im Rathaus und unter den Stadträten provoziert. Das Fass zum Überlaufen brachte ihre Kritik an Informationsreisen des Gemeinderats nach Barcelona oder Zürich. In Barcelona informierten sich die Stadträte vor zwei Jahren über den Nahverkehr und die Strukturen einer Smart City, einer intelligenten und vernetzten Stadt. In Zürich wird es im März um das Thema verdichtetes Bauen gehen. Steinwand hält die Fahrten für bedenklich. „Der Aufenthalt in Barcelona artete bei manchen Teilnehmern zum Partyvergnügen aus“, kritisierte sie vor zwei Wochen. Der eine oder andere Stadtrat habe sich bei geselligen Events verlustiert.

Steinwand hat zuletzt alle gegen sich aufgebracht – auch ihre eigene Partei

Die Vorwürfe erwiesen sich letztlich als haltlos, und nicht nur die Rathausspitze und die anderen Fraktionen, auch die Grünen selbst reagierten äußerst verärgert auf den Alleingang ihrer Chefin. „Das ist alles nicht schön“, sagte Knoß in einer ersten Stellungnahme, und Steinwands bisheriger Stellvertreter Andreas Kasdorf kündigte umgehend Konsequenzen an. Die SPD warf Steinwand „nackten Populismus“ vor, auch der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec beklagte, dass die 60-Jährige mit ihren Äußerungen Rechtspopulisten in die Karten spiele.

Schon früher hatte Steinwand mit teils herber Kritik an einzelnen Stadträten Ärger verursacht, und auch da schon hatte sie darauf verzichtet, ihre Aussagen zuvor mit ihrer Partei abzustimmen. Der Fraktion wird sie nach ihrem Rücktritt weiter angehören, dann aber nur noch als einfache Stadträtin.

Dass nun Michael Vierling nachrückt, ist eine Überraschung

Die Nachfolgeregelung, die am Montagabend präsentiert wurde, ist durchaus eine Überraschung. Dass Vierling Ambitionen auf den Chefposten hat, war zuletzt ein offenes Geheimnis. Als Favorit galt aber Kasdorf, der bisherige Vize, der 2014 als Stimmenkönig der Grünen neu in den Gemeinderat gewählt worden war. Der Polizeibeamte habe nun aus freien Stücken entschieden, politisch kürzerzutreten – und zwar aus beruflichen und familiären Gründen, wie es in der Mitteilung heißt.

Vierling ist 1964 geboren, verheiratet und Vater von zwei Töchtern, er wohnt in der Ludwigsburger Südstadt. Als Stadtrat ist er Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung, im Ausschuss für Bildung, Sport und Soziales und in der Haushaltsstrukturkommission. Außerdem gehört er dem Aufsichtsrat der Ludwigsburger Schlossfestspiele an.

Die neue stellvertretende Vorsitzende Christine Knoß ist 1966 geboren, wohnt in der Weststadt, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie ist Mitglied im Ausschuss Bauen, Technik, Umwelt, im Beirat für Nachhaltige Mobilität, im Beirat Innenstadt-Offensive und im Aufsichtsrat der Stadtwerke. „Als Schwerpunkt für die künftige Fraktionsarbeit sehen Vierling und Knoß die Themen Umwelt, nachhaltige Mobilität und Kultur“, erklären die Grünen.