Der Norweger holt in Garmisch-Partenkirchen den zweiten Sieg. Severin Freud kann an seinen Erfolg aus Oberstdorf nicht anknüpfen und landet auf Platz 15.

Garmisch-Partenkirchen - Einen Spitzenwert für das deutsche Skispringen haben die Fans in Garmisch-Partenkirchen schon vor dem Ende des Wettkampfes bejubelt. Ein mit 20 500 Zuschauern ausverkauftes Stadion vermeldeten die Organisatoren an der Olympiaschanze – das gab es zuletzt vor elf Jahren bei Sven Hannawalds Vierfachtriumph. Nachdem die deutschen Athleten gestern die Schanze hinuntergeglitten waren, flogen sie auch in ein beeindruckendes schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer. Nach der Landung konnten sie allerdings nicht so ausgelassen mit den Fans jubeln.

 

Den größten Rückschlag im Team des Deutschen Ski-Verbands (DSV) musste Severin Freund hinnehmen. Der 24-Jährige, der in Oberstdorf noch als Dritter überzeugt hatte, kam beim Neujahrsspringen nur auf den 15. Platz. „Ich konnte mich nicht hundertprozentig mit der Schanze anfreunden“, sagte er. Mit seinen Sprüngen auf 129,5 und 130,5 Meter fiel Freund in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee auf den fünften Rang zurück und verabschiedete sich damit auch aus dem Rennen um den Gesamtsieg.

„Ein perfekter Tag“

Für diesen kommen eigentlich nur noch zwei Athleten infrage: Anders Jacobsen und Gregor Schlierenzauer. Und der Norweger, der im zweiten Durchgang mit einem nahezu perfekten Sprung auf 143 Meter auftrumpfte, befindet sich dabei in der weitaus besseren Position. Denn nach dem Auftakt in Oberstdorf gewann er (131/143 Meter) auch in Garmisch-Partenkirchen vor dem Österreicher (134/136,5) – und seinem Landsmann Anders Bardal (136,5/135,5). „Unglaublich. Der zweite Sprung ist der beste meiner Karriere gewesen. Ein perfekter Tag“, sagte Jacobsen. „Natürlich spüre ich nun einen besonderen Druck. Aber es fühlt sich sehr gut an.“

Solch ein begeistertes Fazit konnte der Bundestrainer Werner Schuster nicht ziehen: „Es ist schon schade, dass wir in der Spitze nicht so gut waren. Severin hat zu lange gebraucht, um sich auf die Schanze einzustellen.“ Freund kam mit dem steilen Anlauf nicht zurecht, so fehlte ihm beim Absprung das Timing.

Auch wenn Schuster mit seinem besten Athleten nicht zufrieden sein konnte, über die Mannschaftsleistung sagte er: „In der Breite waren wir gut.“ Andreas Wellinger belegte als bester Deutscher Rang neun (133/131,5), Andreas Wank (128/132) landete auf Platz elf und 14. wurde Martin Schmitt (131/129). Der 34-Jährige schaffte damit die nächste Überraschung. Nach dem ersten Durchgang war er sogar der beste Deutsche – auf Position sieben. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagte Schmitt. „Mein Sprung läuft.“

Das deutsch-österreichische Duell ist vorbei

Zur Halbzeit der Tournee gehört er als Zwölfter der Gesamtwertung nun zu den besten sechs Deutschen, auf die Schuster das Aufgebot für die Wettkämpfe am Freitag in Innsbruck und am Sonntag in Bischofshofen verringert hat. Der Österreicher entschied sich gestern direkt nach dem Neujahrsspringen für den Olympiasieger von 2002. Dafür musste er jüngere Athleten wie Karl Geiger und Danny Queck aus dem Kader streichen. „Martin hat es sich verdient. Er macht einen guten Job und ist im Reinen mit sich“, sagte Schuster. „Wie er den Weg mitgegangen ist, dafür gebührt ihm höchster Respekt. Er wird immer solider.“

Schmitt freute sich selbstverständlich darüber, hätte aber auch mit einer anderen Entscheidung leben können: „Die Mannschaft ist sehr stark. Ich bin flexibel.“ Die anderen DSV-Athleten musste Schuster jedoch aufrichten. An der Olympiaschanze schwächelten neben Freund auch die bisher so konstanten Richard Freitag und Michael Neumayer. Freitag wurde lediglich 25. (127,5/129,5), Neumayer kam nur auf Rang 21 (127,5/132). „Richard steht sich derzeit selbst im Weg. Er hat nicht die Konstanz des Vorjahres“, urteilte der Bundestrainer.

Das vor der Tournee so beschworene Duell zwischen Deutschen und Österreichern, das so viele Fans an die Schanze gelockt hat, ist nun bereits vorbei. Daraus ist ein Wettstreit zwischen Schlierenzauer und Jacobsen geworden. Und die beste Mannschaft stellen die Norweger.