Der Österreicher Thomas Morgenstern hat das Auftaktspringen bei der Vierschanzentournee gewonnen. Bester Deutscher war Severin Freund.

Oberstdorf - Dass Thomas Morgenstern am Mittwoch nicht zu schlagen gewesen ist, hat er sogar mit Körperteilen gezeigt, die beim Skispringen eigentlich ziemlich unwichtig sind: seinen Fingern. Bereits vor dem ersten Durchgang des Auftaktspringens der Vierschanzentournee in Oberstdorf hatte der 24-jährige Österreicher mit dem Zeige- und Mittelfinger ein V geformt und das Victory-Zeichen ("Sieg") in die Kamera gestreckt. Als ihm dann im zweiten Durchgang als letzter Springer die größte Weite des Tages gelungen war, 138 Meter, reckte er beide Daumen in die Höhe. Womit er erneut unmissverständlich klarmachte: Ich bin die Nummer eins.

Der Kärntner bestätigte mit seiner überragenden Leistung, dass er der Athlet ist, den es bei dieser 59. Tournee zu schlagen gilt. Er gewann mit großem Vorsprung (289,6 Punkte) vor dem Finnen Matti Hautamaekki (273,1), seinem Landsmann Manuel Fettner (264) und dem viertplatzierten Schweizer Simon Ammann (259,6).

"Das ist ein Hammer, ein Traum wird wahr", sagte Morgenstern: "Mit dem Sieg ist das Fundament gelegt, aber mein Haus ist noch nicht bezugsfertig. Ich habe Spaß und will das Erlebte hier genießen. So oft hat man ja nicht die Chance dazu. Man gewinnt nicht immer." Mit seiner überzeugenden Vorstellung an der Schattenbergschanze hat der Österreicher ein Zeichen gesetzt. Morgenstern hat nun von acht Weltcup-Springen in diesem Winter bereits fünf gewonnen. Er ist bisher der große Dominator der Szene der Skispringer.

Die Österreicher sind also absolut im Soll. Ihr stärkster Athlet hat dem Favoritendruck standgehalten, und auch seine Teamkollegen dominierten die Ergebnisliste. In Oberstdorf stellten sie fünf Athleten unter den besten neun. Doch auch die deutschen Springer konnten sehr zufrieden sein.

Severin Freund wurde Sechster, Michael Neumayer kam auf Rang acht, Richard Freitag auf Platz 13. Das von dem Bundestrainer Werner Schuster angestrebte Ziel, zwei Deutsche unter den besten zehn zu platzieren, wurde genau erreicht. Das ist als ein großer Erfolg zu werten. Denn obwohl der 41-jährige Österreicher im Vorfeld mit unerschütterlichem Optimismus auf der möglichen Überraschungschance seiner Athleten beharrt hatte – die schlechten Ergebnisse im bisherigen Saisonverlauf gaben nicht unbedingt Anlass zur Hoffnung, dass die Deutschen nun bei der Tournee plötzlich auf den vorderen Plätzen landen würden.

Martin Schmitt enttäuscht beim Wettkampf


Den Aufwärtstrend aus der Qualifikation vom Dienstag, die elf Deutsche gemeistert hatten, konnten viele auch in den Wettkampf mitnehmen. "Ich bin sehr zufrieden", sagte Schuster. "Etwas sehr Interessantes ist bei uns passiert." Allerdings musste der Springer des Deutschen Ski-Verbands (DSV), der in der Qualifikation mit Platz sechs noch die größten Hoffnungen geweckt hatte, wieder einen kleinen Dämpfer hinnehmen: Martin Schmitt. Der 32-Jährige zeigte einen guten Probesprung und heizte die Stimmung unter den 20.000 Zuschauern damit zusätzlich an. Doch sein erster Wettkampfsprung ging völlig daneben. Er kam nur auf 111,5 Meter und stand nach dem ersten Durchgang auf Rang 30. Mit einem guten zweiten Sprung (127,5 Meter) konnte sich Schmitt dann noch auf den 18. Platz vorarbeiten.

Das war etwas weniger, als er erwartet hatte, aber dennoch seine bisher beste Weltcup-Platzierung in diesem Winter. Und so zog Schmitt ein zurückhaltend positives Fazit: "Ich hatte Sprünge auf sehr hohem Niveau. Das gibt mir Selbstvertrauen. Die tolle Stimmung an der Schanze hilft, dass man nicht lang ärgerlich ist, auch wenn man nicht alles perfekt gemacht hat."

Nahezu perfekt lief es für Severin Freund. Der 22-jährige aus Rastbüchl, den Schuster schon zuvor als seinen besten Athleten bezeichnet hatte, zeigte mit Weiten von 127 und 130,5 Metern zwei konstant starke Sprünge. "Dass mir ausgerechnet bei der Tournee mit Platz sechs mein bestes Weltcup-Resultat gelingt, ist ausgezeichnet", sagte Freund. "Ich hatte von einem Top-Ten-Ergebnis geträumt. Es hat funktioniert – und das ist unglaublich. Aber vor allem die starke Teamleistung ist für uns schön anzusehen."

Michael Uhrmann als 19., Felix Schoft als 21., Stephan Hocke als 24. und Maximilian Mechler auf Rang 29 komplettierten das gute Ergebnis der Gastgeber beim Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf mit allein acht Springern im Finaldurchgang. "Die gute Stimmung wollen wir nun nach Garmisch-Partenkirchen mitnehmen", betonte Freund. Das gilt natürlich auch für den Gewinner Thomas Morgenstern. "Das Gefühl des Siegens möchte ich gern noch öfter haben", sagte er. Seine beiden Daumen will Morgenstern schließlich auch am Ende der Tournee wieder in die Höhe strecken.