Der Österreicher Thomas Diethart hat das Neujahrsspringen in Garmisch gewonnen, während für Martin Schmitt die Tournee vorzeitig beendet ist. Den deutschen Startern fehlt auch weiterhin die Konstanz.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Garmisch-Partenkirchen - Neues Jahr, neues Glück? Für Andreas Wellinger besteht da ein Zusammenhang, denn er hat die Ehre der deutschen Skispringer gerettet. Er wurde Fünfter beim Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch. Und so versuchte er sich dieses gute Ergebnis auch durch das Datum zu erklären: „Vielleicht liegt es am neuen Jahr, dass ich mich konzentrieren kann und die Sache umsetze“, sagte der 18 Jahre alte Schüler vom SC Ruhpolding und lächelte wie ein Lausbub.

 

Ansonsten hat sich nicht viel verändert. Der in Oberstdorf eingeleitete Tiefflug der deutschen Adler hat sich auch im zweiten Tournee-Wettbewerb in gewisser Weise fortgesetzt. Bei Kaiserwetter in Garmisch-Partenkirchen wurde das gesamte Team des Bundestrainers Werner Schuster wie schon am Sonntag im ersten Vergleich in Oberstdorf den Erwartungen nicht gerecht. Die größte Hoffnung auf einen deutschen Erfolg hieß vor dem Tourneestart Severin Freund – doch der Frontmann der Schuster-Truppe erreichte gestern nicht einmal den zweiten Durchgang.

Beim Sieg der österreichischen Neuentdeckung Thomas Diethart, der seinen Landsmann Thomas Morgenstern und den Schweizer Simon Ammann auf die Plätze zwei und drei verwies, purzelte auch der noch in Oberstdorf beste deutsche Springer Marinus Kraus vorzeitig aus dem Wettbewerb. Über die Lucky-Loser-Liste kam dagegen Martin Schmitt in die Finalrunde, gemeinsam mit vier anderen Kollegen. Gestartet war die Mannschaft ins Neujahrsspringen vor 21 000 Zuschauern zunächst aber mit zehn Springern.

Bundestrainer: Im Team fehlt klare Hierarchie

Richard Freitag erzielte als Neunter das zweitbeste Ergebnis für die Equipe des Deutschen Ski-Verbandes (DSV), Andreas Wank wurde 15., Michael Neumayer 19., Martin Schmitt landete am Ende auf Platz 27. Dieses Ergebnis zeigt vor allem eines: das deutsche Team präsentiert sich unkonstant. In Oberstdorf war Wellinger als 29. übel abgestützt, in Garmisch hat er sich gefangen. Bei Severin Freund ist es umgekehrt: Beim Auftakt im Allgäu wurde er Zehnter und machte sich Hoffnungen, bei noch drei ausstehenden Springen an die Führenden heranzukommen. Doch gestern war er dann im Tiefflug unterwegs.

Es gebe nur vereinzelt gute Sprünge, der Mannschaft fehle es an einer klaren Hierarchie – so lautete die erste Diagnose des Bundestrainers Werner Schuster. Was fehlt, ist also ein durchgängig starker Springer, einer, der die dominanten Österreicher etwas ärgern und so die Teamkollegen mitziehen könnte. Bei dieser Tournee sieht Schuster inzwischen das Problem, dass sich seine Männer offenbar überfordern. „Die Jungs wollen zwar – aber sie wollen jetzt auch ein bisschen zu viel. Deshalb verkrampfen sie“, sagt der Bundestrainer über den Zustand seiner Mannschaft, die sich im Olympiawinter ausgerechnet bei der Tournee schwertut.

Geärgert hat sich vor allem der als Gruppenführer angetretene Bayer Severin Freund. Diese Veranstaltung scheint nicht mehr seine zu werden. „Ich habe hier im Training nicht gut angefangen, das ist sehr schade, aber jetzt kommen noch Weltcupspringen, in denen ich zurück in die Spur finden will“, sagt er und verweist darauf, einfach nur schlecht gesprungen zu sein.

Der letzte Auftritt für Martin Schmitt?

Dann machte sich Severin Freund wieder auf den Weg – die langen Latten über der Schulter. Derweil hoffte sein Teamkollege Michael Neumayer, dass beim einen oder anderen Deutschen „der Knopf wieder aufgeht“. Mit 34 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste im DSV-Verbund, aber er ist als Elfter der beste Deutsche in der Tournee-Gesamtwertung, die Thomas Diethart nun vor Morgenstern und Ammann anführt. Dieser Tage hatte sich der Vierschanzentournee-Sieger Sven Hannawald indes weit aus dem Fenster gewagt und die deutsche Mannschaft einfach mal kritisiert: „Immer wenn es um die Wurst geht, klappt es nicht. Am Material oder an der Technik liegt es nicht, sondern am Kopf. Die haben ein mentales Problem.“

Martin Schmitt war derweil „glücklich“, dass er noch einmal mitspringen durfte. Dann aber zog der Bundestrainer die Reißleine, er darf von anfangs 13 Springern nur noch sieben in Innsbruck und Bischofshofen einsetzen. Schmitt ist nicht dabei. „Martin konnte meine Gedanken nachvollziehen, dafür möchte ich ihm danken, er ist ein toller Sportler“, sagt Schuster. Und so könnte Garmisch der letzte Weltcup-Auftritt des viermaligen Weltmeisters gewesen sein. Es sei denn, Martin Schmitt greift doch noch einmal an.