Das Gebäude steht seit acht Jahren leer – doch nun kommt Bewegung in die Sache: Im Gemeinderat zeichnet sich plötzlich Sympathie für den Investor PDI ab, der die alten Fernsehstudios in 150 Wohnungen umbauen will.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - An vielen Stellen in der Stadt wird gerade darum gerungen, ob markante Gebäude erhalten bleiben oder ob sie zumindest stark verändert werden: In Vaihingen will der Investor die IBM-Zentrale abreißen, die Calwer Passage ist bedroht – und auch um die Villa Berg im Osten gibt es seit Jahren Streit. Nun könnte dort die Entscheidung anstehen.

 

Was will der Investor PDI?

Das Düsseldorfer Unternehmen Property Development Investors PDI möchte die Villa Berg für fünf bis sieben Millionen Euro sanieren und dort ein Varieté unterbringen. Beim Arcotel an der Heilbronner Straße hat PDI bewiesen, dass es sensibel mit historischen Gebäuden umgehen kann. Im Gegenzug soll die Stadt aber erlauben, dass die leer stehenden SWR-Fernsehstudios mitten im Park so umgebaut werden dürfen, dass 150 Wohnungen entstehen. Nur dann sei das Projekt wirtschaftlich. Bürgermeister Matthias Hahn (SPD) hat dies immer wieder abgelehnt.

Warum ist die Stadt gegen den Plan?

Der königliche Park um die Villa Berg war im 19. Jahrhundert mehrmals verkleinert worden – so wurden 1959 die Cotta-Schule errichtet, 1965 die Fernsehstudios des damaligen SDR und ebenfalls 1959 das Gutbrod-Gebäude, das auch künftig vom SWR genutzt wird. Die Stadt möchte nun aber die historische Chance nutzen, um den Park wieder zu vergrößern, indem die alten Studios abgerissen werden.

Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll (CDU) und Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) stehen dabei Seite an Seite, was nicht in allen Bauprojekten der Fall ist. Auch OB Fritz Kuhn (Grüne) unterstützt den Plan. Der Bezirksbeirat Ost fordert, den Park zu erweitern; und auch viele Bürger sehen dies als beste Option: Beim Bürgerhaushalt kam der städtische Plan auf Platz 12 – insgesamt 758 Stimmen wurden dafür abgegeben.

Was genau hat die Stadt vor?

Die Stadt hatte im vergangenen Jahr klar gemacht, dass sie den Bebauungsplan für PDI nicht ändern will, so dass kein Wohnungsbau im Park möglich ist. Fußnote am Rande: Der mittlerweile insolvente frühere Investor Rudi Häussler hatte ähnliche Pläne, und man munkelt, ihm sei versprochen worden, alles wohlwollend zu prüfen. Im Klartext heißt die neue Route: Die Stadt will den Investor „verhungern“ lassen, so dass PDI irgendwann die Kaufoption an den Insolvenzverwalter zurückgibt und sich aus dem Projekt zurückzieht.

Es wäre für die Stadt dann leichter, die Villa selbst zu einem günstigen Preis zu erwerben. Bezirksvorsteher Martin Körner (SPD) könnte sich vorstellen, ein Medienzentrum in der Villa unterzubringen. Auf dem Betriebshof des Gartenbauamtes neben der Cotta-Schule könne man, so Föll, 30 bis 40 Wohnungen bauen; zudem winken hohe Zuschüsse. Ein Millionenbetrag bliebe dennoch an der Stadt hängen: „Bei einem so herausragenden Denkmal ist es das wert“, sagt Michael Föll.

Wie reagiert der Investor?

Hinter den Kulissen hat PDI-Geschäftsführer Mathias Düsterdick das Konzept verfeinert und Gespräche in Stuttgart geführt. Nun hat PDI überraschend für Anfang Mai eine Pressekonferenz angekündigt. Was Düsterdick verkünden wird, ist offen. Vielleicht will er sein Konzept jetzt im Detail der Öffentlichkeit vorstellen – so war zum Beispiel vage geblieben, wie ein zweites Varieté in Stuttgart funktionieren soll. Der Zeitpunkt ist günstig: Im Gemeinderat gibt es plötzlich Stimmen, die Pläne von PDI doch zu akzeptieren.

Wie kam es zur Wende im Rat?

Die Grünen hatten Häusslers Pläne abgelehnt – doch jetzt können sie sich plötzlich für das Konzept von PDI erwärmen. Fraktionschef Peter Pätzold führt mehrere Gründe ins Feld. Allein der Abriss der Fernsehstudios würde fünf Millionen Euro kosten: „Wer soll das bezahlen, wenn es keinen Investor mehr gibt?“, fragt er. Zudem brauche Stuttgart dringend Wohnungen, und es sei besser, diese im Bestand zu bauen. Weiter werde bei PDI die Villa ohne Steuergelder renoviert.

Die CDU hat sich noch nicht entschieden, ist dem Wohnungsbau aber nicht abgeneigt. „Allerdings ist der Ort schattig, so dass die Wohnqualität nicht hoch wäre“, sagt CDU-Fraktionschef Alexander Kotz: „Das gefällt uns nicht.“ Die SPD könnte sich laut Fraktionschefin Roswitha Blind höchstens eine Interimsnutzung für bis zu zehn Jahre vorstellen. Entschieden gegen die Pläne von PDI ist Bezirksvorsteher Martin Körner: „Ich kann nur hoffen, dass man in Stuttgart nicht einem klassischen Grundstücksspekulanten den roten Teppich ausrollt.“ Auch andere in der Stadt trauen dem Investor nicht ganz über den Weg. Es gibt Zweifel, ob dessen Konzept bei Problemen tragfähig bliebe.

Wie geht es weiter?

Das letzte Wort hat der Gemeinderat. Um einen Beschluss herbeizuführen, müsste nun eine Fraktion oder die Verwaltung beantragen, den Bebauungsplan entsprechend den Wünschen von PDI zu ändern oder ihn wie bisher beizubehalten. Wo die Mehrheit liegt, ist noch nicht absehbar. Sollte die CDU dem Investor zuneigen, wäre das städtische Konzept Makulatur.