Es geht voran bei der Villa Berg: Die Stadt will das Gebäude und die Tiefgarage in den nächsten Wochen auf Schäden untersucht lassen. Auch mit der Bürgerbeteiligung will man schnellstmöglich loslegen.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Stadt Stuttgart drückt aufs Tempo bei der Villa Berg – in den nächsten Wochen sollen zwei Spezialfirmen untersuchen, wie es mit der baulichen Substanz und der Statik in dem ehemaligen Königsschloss und auch in der benachbarten Tiefgarage aussieht; schnellstmöglich will man auch mit der Bürgerbeteiligung loslegen. Kommenden Dienstag, am 8. März, soll der Ausschuss für Umwelt und Technik 225 000 Euro für diese Untersuchungen bewilligen. Da die Villa seit neun Jahren leer steht und langsam verfällt, haben einige Arbeiten bereits begonnen, obwohl der Beschluss noch aussteht.

 

Erste Erkenntnisse liegen bereits vor, und insgesamt hat Sven Matis, der Sprecher der Stadt, gute Nachrichten zu verkünden: „Der Zustand der Villa ist deutlich besser als nach einem fast zehnjährigen Leerstand zu erwarten war“, sagt er. Ins Detail möchte er noch nicht gehen. Rund um die Villa sind in den vergangenen Wochen bereits Büsche und Bäume zurückgeschnitten worden; dabei hätten sich neue Schäden gezeigt, die aber nicht so gravierend seien. Schnell sollen auch die kleinen Bäumchen, die auf dem Dach wurzeln und kräftig wachsen, entfernt werden, denn die Gefahr ist groß, dass die Wurzeln Risse verursachen und Wasser eindringt.

Die Stadt möchte eine Liste der Sofortmaßnahmen haben

Die Firma Arcadis Deutschland GmbH soll den Auftrag erhalten, die Villa Berg auf Herz und Nieren zu prüfen. Es geht um eine Bestandsaufnahme in folgenden Punkten: Statik, Brandschutz, bauliche Substanz, technischer Ausbau und Schadstoffbelastung. Alle Schäden sollen kategorisiert werden; daraus entsteht eine Liste mit den notwendigen Sofortmaßnahmen. Für die Tiefgarage unter der Villa wird die Fellbacher Firma Hofmann GmbH eine ähnliche Untersuchung anstellen; sie ist aufgefordert, zudem einen Vorschlag zu machen, wie die Tiefgarage künftig genutzt und wirtschaftlich betrieben werden könnte. Ein Teil der rund 380 Stellplätze, so ist angedacht, sollen Anwohner im Stuttgarter Osten mieten können.

Im Dezember war der Kaufvertrag mit dem früheren Besitzer – und neuem Eigentümer des Eiermann-Areals in Vaihingen – Mathias Düsterdick unterzeichnet worden. Seither sieht die Stadt einen „hohen Termindruck“, wie es in der Vorlage für den Technikausschuss heißt.

Viele Bürger wollen sich mit Ideen beteiligen

Dies gilt auch für die Bürgerbeteiligung. Ebenfalls im Dezember hatte die sehr engagierte Bürgerinitiative „Occupy Villa Berg“ eine rund 250 Seiten starke Dokumentation ihrer Ideen und Aktivitäten an OB Fritz Kuhn übergeben. Es sei deshalb von einer „hohen bürgerschaftlichen Mitwirkungsbereitschaft“ auszugehen, so die Bürgermeister Peter Pätzold und Dirk Thürnau in der Vorlage. Sven Matis fügt hinzu: „Aus diesem Grund ist es für uns sehr wichtig, dass wir eine gelingende Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen.“ Im Frühsommer, wenn hoffentlich bereits erste Ergebnisse der beiden genannten Untersuchungen vorliegen, soll diese Beteiligung beginnen. Wie sie im Detail verlaufen soll, ist noch offen; sie werde gerade erst vorbereitet, so Matis. Klar ist lediglich, dass es vor dem Start der Bürgerbeteiligung einen Tag der offenen Tür geben soll.

Daneben hat die Stadt begonnen, Fördermittel für die Sanierung der Villa Berg zu beantragen. So ist ein Antrag beim Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ beabsichtigt, bei dem Zuschüsse in Höhe von zwei Dritteln der förderjährigen Kosten winken.

Die Villa Berg ist von 1845 bis 1853 durch den späteren König Karl erbaut worden und war bis 1891 dessen Residenz. Von 1951 bis 2007 nutzte der SWR das Haus, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Innern völlig umgebaut worden war. Mehrere Investoren scheiterten danach mit ihren Plänen. Die Stadt Stuttgart kaufte die Villa nun letztes Jahr von Mathias Düsterdick. Geplant ist, die Villa zu sanieren und einem öffentlichen Zweck zu widmen. Die benachbarten Fernsehstudios sollen in den nächsten Jahren abgerissen werden, um den königlichen Park wieder herzustellen.