Die Ratsfraktion der Ökopartei hat eine vorübergehende Nutzung der alten SWR-Sendestudios ins Gespräch gebracht – als Quartier für die Duale Hochschule.

Stuttgart - Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat sorgt sich um die Zukunft der Villa Berg und der SWR-Sendestudios. Damit bis zu einer Neunutzung des Areals nach dem für Sommer angekündigten Auszug des SWR die Gebäude nicht dem Verfall preisgegeben werden, hat der Fraktionschef Peter Pätzold die Idee für eine Interimsbelegung entwickelt: Demnach könnte die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) für die nächsten drei Jahre die Studios nutzen, um die Zeit bis zum Neubau eines Hochschulzentrums zu überbrücken.

 

„Es geht um die temporäre Nutzung von 20 000 Quadratmeter Geschossfläche“, so Pätzold. Ein jahrelanger Leerstand der Gebäude bis zum beabsichtigten Umbau der Sendestudios in Wohnungen und die Sanierung der Villa Berg wäre nach Ansicht der Grünen fatal. „Wir wollen keine zweite Lusthausruine“, formuliert Pätzold überspitzt.

Gespräche über die Interimsnutzung aufnehmen

Der Investor, die Property Development Investors (PDI) GmbH in Düsseldorf, die das Areal, wie berichtet, im Januar aus der Konkursmasse der Häussler-Gruppe erworben hatte, könnte sich offenbar mit der Idee anfreunden. PDI habe jedenfalls Interesse an einer Prüfung signalisiert, fasst Pätzold ein Telefonat mit dem Firmenchef zusammen. Die Grünen haben daher beantragt, dass sich die Stadtverwaltung baldmöglichst mit der PDI und der DHBW an einen Tisch setzt und Gespräche über die Interimsnutzung aufnimmt.

„Bis zum Winter könnten die nötigen Umbauarbeiten abgeschlossen und die Studios bezugsfertig sein“, glaubt Pätzold. Die Umbauten müssten aus dem Etat des Wissenschaftsministeriums finanziert werden. Für die Zwischennutzung müsste der Gemeinderat allerdings eine befristete Befreiung von den Vorschriften des geltenden Bebauungsplans beschließen, der im Park ausschließlich eine Nutzung durch den SWR vorsieht.

Pätzold verspricht sich von der Idee, einen Campus im Berger Park anzusiedeln, auch einen Schub für die Sanierung der maroden Villa: Die dort ohnehin geplante Gastronomie könnte dann von den Studenten direkt genutzt werden, ebenso die in den oberen Geschossen vorgesehenen Räume für Seminare und Veranstaltungen. Der Standort eigne sich auch wegen der guten Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr für eine Hochschule, betonen der Fraktionschef und sein Stadtratskollege Michael Kienzle. Zudem bleibe die alte SWR-Tiefgarage vorerst erhalten.

Bedingungen der Nutzung klären

Kienzle sieht in der vorgeschlagenen Interimslösung einen Beitrag zur Stärkung des Forschungs- und Wissenschaftsstandorts Stuttgart. Die Duale Hochschule habe auch vor dem Hintergrund der doppelten Studienjahrgänge einen enormen Zulauf.

Aktuell müssen sich die derzeit mehr als 7200 Studenten auf rund 20 Standorte in Stuttgart und Horb verteilen. Seit geraumer Zeit gibt es Pläne für einen zentralen Neubau an der Hegelstraße im Stuttgarter Westen. Zudem hat OB Wolfgang Schuster jüngst einen Standort auf der eigentlich für Wohnungsbau vorgesehenen Teilfläche C1 des Stuttgart-21-Areals ins Gespräch gebracht. Bis zur Fertigstellung des Komplexes, für den sieben bisherige Standorte aufgegeben werden könnten, dürften allerdings unabhängig vom Standort noch einige Jahre ins Land gehen.

Dementsprechend freut sich der Rektor der Dualen Hochschule, Joachim Weber, über den Vorstoß der Ökopartei: „Wir haben ein Raumproblem, das wir kurzfristig lösen müssen. Ich bin gern bereit, den Vorschlag mit den Sendestudios und der Villa Berg zu prüfen.“ Allerdings müssten zunächst die rechtlichen und finanziellen Bedingungen der Nutzung geklärt werden. Langfristig, so Weber, halte man am Ziel eines zentralen Hochschulstandorts in der Landeshauptstadt fest.