In Villingen-Schwenningen wird am Wochenende das neue Zentralklinikum eröffnet. Es ist eines der modernsten Krankenhäuser in Deutschland und ein Beispiel dafür, wie man bei Großprojekten die Kosten im Griff behalten kann.

Villingen-Schwenningen - Es gibt noch Großprojekte in Deutschland, die im Kostenrahmen bleiben. Was beim Bahnprojekt Stuttgart 21 , dem Flughafenbau in Berlin-Schönefeld oder der Elbphilharmonie in Hamburg schon im Ansatz nicht gelungen ist, macht Villingen-Schwenningen (Schwarzwald-Baar-Kreis) beim Bau des Zentralklinikums vor. Das 2009 angegangene Megaprojekt auf der grünen Wiese zwischen beiden Stadtbezirken wird nach vierjähriger Bauzeit exakt so teuer, wie es vor vier Jahren geplant wurde, nämlich 263 Millionen Euro, wobei das Land 102 Millionen Euro als Zuschuss gibt.

 

„Eine Kostensteigerung ist schlimmstenfalls noch um drei Prozent möglich“, erläutert Matthias Geiser, kaufmännischer Leiter des Schwarzwald-Baar-Klinikums. Am Wochenende wird es im Beisein des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) eröffnet.

Anders als in Berlin liefen die Kosten den Planern nicht davon

So ein Happy-End war nicht absehbar. Denn wie in Berlin musste die Kommune selbst ran, weil es mit den Generalunternehmen nicht klappte. Deren Angebote lagen um die Hälfte bis das Doppelte über den errechneten Kosten von 160 Millionen Euro. Die Bauleistungen wurden einzeln ausgeschrieben und vergeben. Das Controlling lag beim Klinikum selbst. Anders als in Berlin liefen hier die Kosten den Planern offenbar aber nicht davon.

Auch der Zeitplan hielt. Bis zu 2000 Handwerker zogen das sieben Stockwerke hohe Gebäude hoch. Es wirkt – trotz seiner riesigen Nutzfläche von rund 40 000 Quadratmetern – auf den Besucher hell, schlicht und klar. Als „Krankenhaus des Lichts“ sieht der Architekt Ralf Landsberg das gemeinsam mit Guido Meßthaler und Wolfgang Vögele erdachte Bauwerk. In den   oberen Stockwerken hat man an klaren Tagen in der Tat einen Rundblick von der Schwäbischen Alb zum Schwarzwald und den Alpen.

Die Grundkonstruktion fußt auf drei Etagen. Dabei durchzieht das Gebäude zwei Stockwerke eine jeweils mehr als 200 Meter lange, parallel verlaufende Magistrale längsseits. Darauf sind drei riesige Würfel mit den Pflegestationen gesetzt worden. An die 20 Abteilungen, von der Geburtshilfe über die Innere Medizin, die Urologie oder die Radiologie werden hier einziehen. Auf die hochmoderne Kardiologie ist man besonders stolz. „Die braucht keinen Vergleich zu scheuen“, betont der kaufmännische Klinikchef Geiser.

Eines der modernsten Krankenhäuser Deutschlands

Derzeit werkeln noch fast 200 Fachleute daran, das Gebäude pünktlich zum Samstag bezugsfertig zu machen. Sie malern, putzen, bringen die Fahrstühle und die mit W-Lan aufgerüstete Telefonanlage ebenso in Gang wie das nahezu vollständig automatisierte Labor. Entstanden ist laut dem baden-württembergischen Sozialministerium ein Klinikum mit 750 Betten, das nicht nur eines der größten Krankenhäuser in Baden-Württemberg ist, sondern auch eines der modernsten in Deutschland überhaupt. Ein Klinikum, „um das uns viele andere Kommunen und Landkreise beneiden“, wie OB Rupert Kubon (SPD) und Landrat Sven Hinterseh (CDU) bereits stolz verlauten lassen.

Ärztehaus und Hotel sollen folgen

Das Krankenhaus ersetzt die Krankenhäuser in Villingen und Schwenningen. Die Häuser in St. Georgen und Furtwangen wurden schon vor einigen Jahren stillgelegt. Nur in Donaueschingen bleibt das Hospital erhalten. Am Zentralklinikum werden künftig im Jahr 40 000 Patienten stationär und weitere 80 000 bis 100 000 ambulant von 300 Ärzten – darunter 24 Chefärzten – und rund 700 Pflegekräften versorgt werden. Alles in allem sollen nach Klinikangaben hier demnächst rund 2000 Menschen arbeiten.

Gegenwärtig wird das Anwesen noch um ein Mitarbeiterwohnheim mit 136 Apartments, eine Kindertagesstätte und ein privates Dialysezentrum ergänzt. Ein Ärztehaus und eventuell ein Hotel sollen folgen. Am Wochenende vom 20. und 21. Juli steht mit dem Umzug der 400 Patienten aus den bisherigen Krankenhäusern in das Zentralklinikum noch eine logistische Herausforderung bevor. In jeweils einem halben Tag will man die Verlegung über die Bühne bringen, lautet die optimistische Prognose.