Unerledigte Bauprojekte erzeugen bei den Bürgern von Villingen-Schwenningen wachsende Unzufriedenheit und Kritik an der Verwaltung. Im Fokus stehen OB Kubon und Baubürgermeister Fußhoeller.

Villingen-Schwenningen - Die größte Niederlage seiner Amtszeit liegt gerade drei Wochen zurück. Aber ausgestanden sind die Folgen des Bürgerentscheids gegen ein zentrales Rathaus für 46,5 Millionen Euro zwischen den Stadtbezirken Villingen und Schwenningen für den OB Rupert Kubon (SPD) noch lange nicht. 79 Prozent der Bürger lehnten den Neubau ab. Das positive Votum des Gemeinderats war damit hinfällig. Jetzt hat das Stadtoberhaupt Ärger mit den Freien Wählern im Gemeinderat. Die sind sauer, weil sie sich vom Verwaltungschef bewusst ausgegrenzt sehen.

 

Anlass war eine Einlassung des städtischen Pressesprechers, wonach sich Kubon mit den Fraktionsspitzen von CDU, SPD, FDP und den Grünen verständigt haben soll, wie es in der Doppelstadt mit der Organisation der Verwaltung weiter geht. Der OB hatte zuvor die Neubaupläne forciert, weil er so 20 Millionen Euro an Sanierungskosten für die auf 13 teils marode Gebäude verteilte Verwaltung sparen wollte.

OB Kubon und Bürgermeister Fußhoeller in der Kritik

Eindeutig gegen den Neubau war von Beginn an die Fraktion der Freien Wähler. Dass sie der OB dafür nun ausgrenzt, empfinden sie als „Affront“. Der Fraktionschef Erich Bißwurm zeigte sich „empört“ und verlangte eine Entschuldigung. Doch Kubon denkt gar nicht daran. Der Wunsch danach erscheine ihm „unverständlich und unangebracht“, ließ er mitteilen. Es handle sich um ein Missverständnis. Er habe nie vorgehabt, die Freien Wähler auszugrenzen. Unterdessen wächst der Unmut über Kubon und den Ersten Bürgermeister Rolf Fußhoeller.

Weil sie sich nur noch mit dem Neubau beschäftigt haben, sei die Liste der aufgeschobenen Bauprojekte lang, lautet der Vorwurf, den Kubon zurückweist. Dabei ist das Geld für die Vorhaben da, teilweise sind sie schon genehmigt. Lehrer, Erzieher und Eltern fragen sich etwa, wann in Villingen endlich mit dem Neubau des Kindergartens St. Konrad und der Erweiterung des Gymnasiums am Romäusring begonnen wird. Oder wie es mit der gut 14 Millionen Euro teuren Sanierung des Gymnasiums am Deutenberg in Schwenningen aussieht.

Investitionsstau von 80 bis 100 Millionen Euro

Die Bürger klagen auch über kaputte Straßen und marode Brücken, der Bauhof muss erneuert werden. Bißwurm spricht von einem Investitionsstau von 80 bis 100 Millionen Euro. Schuld daran soll Fußhoeller sein, der sich mit Kubon nicht mehr versteht und das Technische Dezernat schlecht führen soll. Amtsleiter und Mitarbeiter gelten als chronisch überlastet. Fußhoeller weist die Kritik zurück. Gemeinderatsmitglieder verlangen eine Liste über den Stand der beschlossenen Bauvorhaben. Die will Fußhoeller Mitte November vorlegen. Doch bereits am Dienstag muss er sich der Kritik stellen. Das Thema steht auf der Tagesordnung im Technischen Ausschuss.