Villingen-Schwenningen „Nur“ ein Zeckenbiss – dann kämpft die zehnjährige Leonie um ihr Leben

Leonie war ein aufgewecktes Mädchen, das sich gerne bewegte und Sport trieb. Heute sitzt die Zehnjährige im Rollstuhl und ist ein Pflegefall – ausgelöst durch einen Zeckenbiss. Foto: Neubert

Ihre ehemaligen Schulkameraden und Freunde in Villingen kennen die heute zehnjährige Leonie noch, wie sie lachend auf dem Pferd sitzt oder im Sportverein Gas gibt. Ein Zeckenbiss hat ihr Leben radikal verändert.

Leonies Mutter Corinna Neubert klingt gefasst, als sie im Gespräch mit unserer Redaktion schildert, wie sich das Leben der Familie quasi von jetzt auf gleich komplett verändert hat.

 

Sie jammert nicht, klingt auch nicht verbittert. Ihre Stimme strahlt Tatkraft aus, klingt zupackend und macht deutlich, welche Kraft aufzubringen Leonies Mutter im Stande ist. Und doch: Die vierköpfige Familie aus Villingen braucht Hilfe. „Wir waren nicht vorbereitet auf das Leben mit einem behinderten Kind“, gibt die junge Mutter zu.

„Sie versteht uns“

Leonie sitzt im Rollstuhl. Ihr Kopf ist an die schwarze Kopfstütze gelehnt, eine Weste umschließt und stützt ihren Oberkörper, die Augen sind nur halb geöffnet, aber der Mund darunter lächelt. „Sie versteht uns“, sagt Corinna Neubert und erzählt, wie sich Leonie mit den Augen, einem kurzen Blinzeln, mit Mama Corinna, ihrem kleinen Bruder und ihrem Papa verständigt.

Es war im Mai 2022, als das Leben der Neuberts aus den Fugen geriet. „Bis letztes Jahr im Mai waren wir eine ganz ‚normale’ gesunde Familie – Mama, Papa, Leonie und ihr Bruder“, sagt Corinna Neubert.

Es fängt so harmlos an

Dabei fing alles ganz harmlos an. Im Gespräch erinnert sich Leonies Mama: „Sie hatte Kopfweh, hat erbrochen und war lichtempfindlich“, der erste Schluss lag nahe: Bestimmt leide Leonie an einer Migräne.

Nachdem zwei Tage später – Leonie hatte sich im abgedunkelten Zimmer hingelegt – die Welt wieder in Ordnung war und Leonie wieder vergnügt durch den Garten hüpfte, war der kurze Anflug von Unwohlsein fast vergessen. Doch zurück in der Schule erbrach Leonie erneut, wurde abgeholt, bekam Fieber und landete nach einem Besuch beim Kinderarzt plötzlich im Krankenhaus. Dann ging alles ganz schnell: Eine Lumbalpunktion bestätigte den schlimmen Verdacht der Mediziner: Neuroborreliose, FSME.

Wie schnell alles ging, verblüfft Außenstehende. „Sie hatte Zecken, ja“, erinnert sich Corinna Neubert. „Durch das Reiten, und wir sind auch viel im Wald unterwegs“, einen roten Fleck aber oder gar eine sich ausdehnende Wanderröte aber beobachteten die Eltern nicht.

Schnell geht es ums Überleben

Und nun kämpften die Neuberts plötzlich auf der Intensivstation um Leonies Leben. Ihr Gehirn schlug schwere Schädigungen davon, „es folgten Enzephalopathie mit spastischer Tetraparese, Epilepsie und Dysphagie“, sowie eine chronische Gastritis mit Einblutungen und eine leichte Kardial-Insuffizienz, zählt die Mutter auf. „Wir mussten zusammen schon viel durchmachen und haben noch einen weiten Weg vor uns“ – und auf diesem Weg hoffen die Neuberts nun auf viel Unterstützung.

Unterstützung aus der alten Heimat

„Wir sind auf Spenden angewiesen“, gibt Corinna Neubert zu. Viele Investitionen vom behindertengerechten Auto für die vierköpfige Familie bis hin zum Umbau des Bades mit behindertengerechten Armaturen, einer Rollstuhlrampe vor der Haustüre oder einem befahrbaren Untergrund für den Garten, damit Leonie und ihr siebenjähriger Bruder „endlich wieder zusammen spielen können“, steht vieles an – in Eschbronn, im Nachbarlandkreis Rottweil, wo die Familie heute wohnt und sie sich vor all dem ein Haus gekauft hat, soll ein Zuhause entstehen, in dem Leonie und ihre Familie nicht nur wohnen, sondern auch wirklich „gemeinsam leben“ können, die Krankenkasse beteilige sich nur am Nötigsten. „Egal ob große oder kleine Beträge, wir freuen uns über jede Hilfe“, sagt Corinna Neubert, die nun eine Spendenkampagne mit dem Ziel von 40 000 Spenden-Euros gestartet hat.

Dass die aus Villingen stammende Familie aus der Doppelstadt noch immer viel Unterstützung erfährt und die Hexenzunft Villingen, deren Mitglieder die Mutter und ihre beiden Kinder noch immer sind, sich für die Spendenaktion engagiert, rührt die Familie. „Wir hätten nicht gedacht, dass so zahlreiche Verwandte, Freunde, Bekannte und auch völlig fremde Menschen uns so schnell unterstützen“, sagt sie, wohl wissend, dass dies erst der Anfang eines noch steinigen Weges sein wird.

Die Spendenaktion

Im Internet
wurde auf der Plattform www.gofundme.com eine Spendenaktion unter dem Titel „Ein Schritt weiter für Leonies Zukunft“ gestartet, an der sich jeder mit einer Spende beteiligen kann. Hier ist Corinna Neubert auch direkt kontaktierbar – darüber hinaus ist sie unter ihrer Mobilfunknummer erreichbar: 0176/34 69 66 89.

Der Text ist zuerst im Schwarzwälder Boten erschienen.

 

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