Virtueller Spaziergang Die Augustenstraße 1942 und heute

Der unterste Abschnitt der Augustenstraße sieht heute ganz anders aus als 1942. In der Bildergalerie spazieren wir die Straße einmal bergab, vom Westen bis hier zum Rand der Innenstadt. Foto: Stadtarchiv Stuttgart/FN250-1521

Gründerzeithäuser, Kulturzentrum Merlin, Superblock – das macht die Augustenstraße heute aus. 1942 wurden hier noch Porsche-Karosserien gebaut. Und auch sonst verspricht der virtuelle Spaziergang spannende Entdeckungen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Die Augustenstraße ist im Bilderbestand für unser Projekt „Stuttgart 1942“ besonders gut vertreten. Mehrere Dutzend Bilder liegen im Stadtarchiv; wir haben sie in der Bildergalerie zu einem virtuellen Spaziergang durch die Augustenstraße im Jahr 1942 zusammengefügt.

 

Heute denkt man bei dieser Straße an das Kulturzentrum Merlin, die Superblock-Initiative und natürlich die vielen bis heute erhaltenen Gründerzeithäuser. 1942 sah die Straße in Teilen trotzdem deutlich anders aus. Auf die Geschichte der Straße in der Nazizeit weisen mittlerweile sieben „Stolpersteine“ hin. Ebenfalls auf unseren Bildern nicht sichtbar: der Luftschutzraum in der Augustenstraße 70/1, dessen Geschichte der Verein „Schutzbauten Stuttgart“ erzählt.

Die Schilder machen neugierig

Heute finden in diesem Teil der Straße Kulturveranstaltungen statt. Damals war das Kulturzentrum Merlin eine Schreinerei. Plakate hingen schon damals im Schaufenster, wie unsere Bilderstrecke zeigt.

Und auch sonst regt der Blick auf die Schilder die Fantasie und die Lust zur Recherche an. Was hat es mit der Firma „Mineralwasser Wilh. Zimmer“ im untersten Abschnitt der Augustenstraße auf sich? Was ist aus der benachbarten Bügelstube geworden? Hat der Schreiner Albert Sigler, in dessen Räumen heute das Merlin zu finden ist, einen Nachfolger gefunden? Das Schild „Poltermaschinen“ weist auf eine wenig bekannte Art hin, Fleisch zu bearbeiten. Die „Flaschnerei Paul Gauggel“ gibt es offenbar heute noch als „Gauggel GmbH“.

Heimat der Porsche-Karosserien

Der bekannteste Name auf den Bildern ist aber „Karosserie Reutter“. Der Name ist eng mit der Entwicklung der Firma Porsche verbunden. Seit 1940 wurden Flugzeugteile und ein „Stromlinienwagen“ produziert. Im Dezember 1944 wurden die beiden Geschäftsführer bei einem Fliegerangriff verschüttet, wenig später starben sie an den Folgen ihrer Verletzungen. 1993 wurde der Stammsitz im Rahmen eines Sanierungskonzeptes für den Stuttgarter Westen dem Erdboden gleichgemacht.

Ansonsten werben 1942 Schilder für Geschäfte und Betriebe für Herrenbekleidung, Pelze, Back- und Konditorwaren, es gibt eine Metzgerei, Fahrräder und eine Fahrschule, dazu Sattelläufer, Regalständerbau und Uniformen. Am besten begeben Sie sich selbst auf Erkundungstour.

12 000 Bilder aus Stuttgart 1942 und etliche weitere virtuelle Spaziergänge finden Sie auf der Projektwebsite von „Stuttgart 1942“.

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