Die Ideen und Wünsche der Einwohner kommen bei der Stadtverwaltung gut an. Nun ist erst einmal die Politik gefragt, finanzielle Mittel für die weiteren Planungen für ein attraktives Bad Cannstatt 2030 bereit zu stellen.

Bad Cannstatt - Lob von allen Seiten gab es am Dienstagabend im Kursaal für die Bad Cannstatter, die sich in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen der Zukunftswerkstatt intensiv mit der Vision 2030 für ihren Stadtbezirk auseinandergesetzt haben. „Sie sind in Vorleistung gegangen. Ihre Arbeit kann man nicht hoch genug einschätzen“, betonte der Baubürgermeister Peter Pätzold.

 

Gemeinsam mit der Stadtplanerin Martina Baum, dem Architekten Thomas Herrmann und dem Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler nahm Pätzold am Dienstagabend an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft Bad Cannstatt 2030 – ein Schritt ins Konkrete“ teil und stellte sich anschließend den Fragen der Zuhörer.

Zunächst einmal stellte aber der Vater der Zukunftswerkstatt, Dietrich Haaf, die Prioritätenliste der Cannstatter vor. 61 Bürger hatten im Anschluss an die Veranstaltung im Dezember einen Fragebogen ausgefüllt. Die Auswertung führte schließlich zu dieser Rangfolge: Als „sehr wichtige Projekte“ wurden die Neugestaltung des Wilhelmsplatzes und der Umgebung des Bahnhofes benannt. Zudem landeten die Gestaltung des Neckarufers zwischen Rosensteinbrücke und Mühlsteg sowie die Nachnutzung der Eisenbahnbrücke als „Park über den Neckar“ oben auf der Dringlichkeitsliste.

„Das sind alles Schwerpunkte, die wir auch auf dem Schirm haben“, sagte Peter Pätzold. Vor allem der Wilhelmsplatz sei ein schwieriges Pflaster. Dort würden sich die Themen Verkehr, Mobilität, Umwelt, Erscheinungsbild und Treffpunkt bündeln. „Wir bauchen dort auf jeden Fall ein Konzept mit Prioritäten, wenn es in die Umsetzung gehen soll“, sagte Pätzold.

Projekte sollen so schnell wie möglich umgesetzt werden

Der Architekt Thomas Herrmann plädierte in diesem Zusammenhang dafür, dass man bei der Neugestaltung des Wilhelmsplatzes anders als üblich an die Sache herangehen müsse: „Wir müssen die Vision des neuen Platzes ganzheitlich betrachten. Der Verkehr ist nur einer von vielen Belangen.“ In der Regel würden zunächst die Verkehrsplaner auf den Entwürfen einzeichnen, was sie brauchen. Dann kämen die Ampeln und andere Details hinzu, ehe auf dem Rest der Fläche dann noch Aufenthaltsqualität geschaffen werden soll. So könne das nicht funktionieren.

Die Stadtplanerin Martina Baum stimmte Herrmann zu: „Wir müssen uns zuerst klar machen, wie wir uns dort in Zukunft bewegen wollen – vielleicht lieber zu Fuß oder mit dem Rad.“ Die Verkehrsplaner gingen meist vom Ist-Zustand aus. „Das macht es uns nicht leichter“, sagte Baum. Pätzold gab zu, dass bei der vergangenen Umgestaltung des Wilhelmsplatzes vor rund 20 Jahren der Verkehr im Vordergrund stand.: „Darunter hat die städtebauliche Qualität gelitten. Es fehlt an Aufenthaltsqualität.“ Wenn man den Platz allerdings betrachte, dürfe man auf keinen Fall das Bahnhofsumfeld vergessen, ergänzte Pätzold. Auch hier gibt es eine Menge Ideen, die im Rahmen der Zukunftswerkstatt entstanden sind. Die Cannstatter könnten sich hier einen Mix aus Kultur, öffentlicher Nutzung und Gewerberäumen vorstellen – zum Beispiel mit der Volkshochschule, der Stadtteilbibliothek oder einem Bürgerhaus. „Allerdings gehören die meisten Flächen rund um den Bahnhof nicht der Stadt“, sagte Löffler.

Was von all den Wünschen letztlich umsetzbar ist, werde man sehen, sagte Pätzold. Der Gemeinderat werde sich mit den Themen befassen. An einigen Projekten sei man ja bereits dran. Planungsmittel für die Stadt am Fluss gebe es beispielsweise schon. Am Neckarknie und entlang des Neckarufers soll sich etwas tun. „Das sind alles keine kleinen Projekte“, sagte Pätzold. „Wir unterstützen Ihre Ideen gerne, nur gemeinsam können wir die Stadt auch gestalten.“

Wallie Heinisch, die sich im Rahmen der Zukunftswerkstatt engagiert hat, wollte wissen, wie es denn nun weitergehe: „Wir haben etwas Besonderes geleistet und wollen im weiteren Prozess dabei sein. Wir wollen in die Wettbewerbe involviert sein und in den Jurys sitzen, wenn Entscheidungen getroffen werden. Da sollen nicht nur die Experten teilnehmen, auch die Bäckerin oder der Einzelhändler wollen mitsprechen.“ Der Baubürgermeister versicherte, dass die Bad Cannstatter weiter am Planungsprozess beteiligt seien. „Wir haben jetzt eine Schwelle erreicht, wo es bei vielen Projekten ins Genehmigungsverfahren und in die Ausführung geht. Es wird im Austausch mit Ihnen weitergehen.“ Es sei ein wenig wie beim Fußball. Man gebe den Ball ab und bekomme ihn dann irgendwann wieder. Das Wichtigste sei aber doch, dass das Runde den Weg ins Eckige finde, sagte Pätzold. Wann dass allerdings sei, ergänzte Bezirksvorsteher Löffler, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen: „Unsere Vision dreht sich um das Jahr 2030. Natürlich wollen wir alles schnell realisieren. Wir müssen aber auch realistisch bleiben.“