Für das beliebte Festival Viva Afro Brasil konnte in Tübingen kein passender Veranstaltungsort gefunden werden.

Tübingen - Die letzte Entscheidung fiel am Mittwochmittag: "2010 wird das Festival Viva Afro Brasil nicht stattfinden", erklärte der Organisator Winfried Kast. Zwar habe ihm die Stadt Tübingen immer wieder ihre Unterstützung zugesichert, doch zumindest für das laufende Jahr konnte kein passender Ort für Europas größtes und traditionsreiches Brasilien-Festival gefunden werden. Jetzt hat Kast die Notbremse gezogen. Der Arzt aus Reutlingen hofft nun auf 2011. "Wenn es dann wieder nicht klappt, dann kann es sein, dass es das dann war", führt er aus. Eine Entscheidung müsse "zeitnah" fallen, also in den nächsten Monaten.

Zwischen 1989 und 2004 lockte diese Veranstaltung jedes Jahr an zwei oder auch drei Abenden bis zu jeweils 5000 Menschen auf den historischen Tübinger Marktplatz. Ein buntes Rahmenprogramm zog noch mehr Fans brasilianischer Musik in die Stadt. Gastronomie und der Einzelhandel machten gute Geschäfte.

Reinfall auf dem Schlossplatz


"Um die Bewohner der Altstadt zu beruhigen, haben wir bis zu 300 Freikarten verteilt", sagt Kast im Rückblick. Doch das reichte auf Dauer nicht aus. Einige Anwohner fühlten sich durch den Lärmpegel belästigt. 2004 wurden entsprechende Messungen durchgeführt mit dem Ergebnis, dass Grenzwerte nur dann unterschritten wurden, wenn gar keine Musik zu hören war und das Publikum gerade keinen Beifall klatschte. Für 2005 schien ein Kompromiss gefunden zu sein. Doch der wurde aufgrund von Anwohnerklagen vom Verwaltungsgericht Sigmaringen gekippt. Viva Afro-Brasil wich nach Stuttgart in das Römerkastell aus - mit gutem Erfolg.

Das Festival 2006 auf dem Schlossplatz wurde eine Woche nach dem Ende der Fußball-WM zum Reinfall, wie Kast einräumt. Für 2008 riskierte er eine Indoor-Veranstaltung in der Tübinger Mensa Morgenstelle. Doch da machten die Open Air gewohnten Fans nicht mit. Zuletzt war von mehreren Orten in der Stadt die Rede. Aber von der in Aussicht gestellten Infrastruktur am Festplatz ist nicht viel zu sehen. Auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Neuen Aula gibt es organisatorische Probleme. Die Wilhelmsstraße vor der Mensa hätte allenfalls für ein Jahr zur Verfügung gestanden. Und der Marktplatz? Da macht die Stadtverwaltung Kast wenig Hoffnung. Er jedenfalls wundert sich, dass in Tübingen über ein Singer-Songwiter-Festival geredet wird, das genau dort stattfinden soll.