Ein Bild wie aus vergangenen Tagen: Dutzende Störche versammeln sich abends auf den Dächern von Roßwag im Enztal. Viele freuen sich über das Schauspiel und das Geklapper, aber die Hinterlassenschaften der Tiere ärgern auch so manchen.

Vaihingen-Enz
Viele Menschen im kleinen Roßwag im Enztal wurden in den vergangenen Wochen von einem ungewöhnlichen Phänomen überrascht: Dutzende von Störchen saßen am Abend auf den Dachfirsten des Ortskerns und klapperten miteinander. Ein Bild, das viele an eigentlich längst vergangene Zeiten erinnerte – schließlich waren Störche in den vergangenen Jahrzehnten aus Baden-Württemberg nahezu verschwunden gewesen.

 

Der Tisch ist gut gedeckt

Tagsüber verteilen sich laut dem Heimatverein der Vaihinger Teilgemeinde im Kreis Ludwigsburg bis zu hundert der Vögel in den Enzauen in Richtung Mühlacker-Mühlhausen (Enzkreis), um sich Kraft nach der Jungenaufzucht anzufuttern, Kraft für die Reise nach Afrika, wohin sie Ende des nächsten Monats aufbrechen. Der Tisch ist in den Enzauen reichhaltig mit Kleingetier gedeckt, der Grund dafür ist, dass Kanäle geöffnet wurden, die man schon im Mittelalter zwischen dem heutigen Mühlacker und Vaihingen angelegt hat und die im Jahr 1923 ihre heutige Form erhalten haben. Über sie bewässert man die Wiesen mit Enzwasser, um den Bauern eine zweite Heuernte, die Öhmd, zu ermöglichen, wie der Heimatverein erläutert. Das Wässern treibe Mäuse, Würmer und Insekten an die Oberfläche und damit vor die Schnäbel der gefiederten Gäste auf Durchreise.

Pfarrhaus als Ruheplatz beliebt

Am Abend ruhen sich die Weißstörche dann auf den Dächern aus, mit Vorliebe dem des Pfarrhauses, aber auch der Kirche. Doch was den einen ein schönes Bild, ist anderen auch ein Ärgernis. Alex Schöll, der in Sichtweite, knapp hundert Meter Luftlinie, vom Pfarrhaus entfernt wohnt, freut sich an dem Anblick – doch er weiß von Nachbarn, die über die Hinterlassenschaften der Vögel auf ihren Dächern murren. Das Ziegelrot ist dort mittlerweile stellenweise reichlich weiß geworden.