Das Mädchen Joni ist anders als die andern: verschlossen, manchmal wütend, unverstanden. Wie sie sich auf die Suche nach einem glücklicheren Leben macht, erzählt „Satelliten am Nachthimmel“ in Jan Müllers Inszenierung für Zuschauer ab zehn Jahren.

Esslingen - Alles fühlt sich falsch an. Joni lauscht an der Wohnzimmertür. Tassenklirren dringt heraus, Smalltalk und Kichern, die Eltern haben Besuch. Sie lachen. Ohne Grund, befindet Joni. Sie ist nicht gerade ein fröhliches Kind, eher aufbrausend und todernst. „Bei den Erwachsenen wohnen die Worte im Mund“, sagt sie. Bei ihr selbst wohnen sie woanders, in der Wand zum Beispiel oder in den Tellern, die sie wütend auf dem Boden zerdeppert, damit sie endlich zu ihr sprechen. Kein Wunder, dass die Eltern für solche Aktionen wenig Verständnis zeigen. Als Joni den kleinen Bruder auf dem Dachboden ins All schießen will, die selbst gebaute Rakete in Flammen aufgeht und dem Kleinen die Haare versengt, ist für die Mutter klar: „So kann es nicht weitergehen.“ Und sie weint und weint und weint – „Krokodilstränen“, wie Joni nüchtern und mitleidlos urteilt – und eine hellblaue, wallende Plane simuliert ein ganzes Meer aus Tränen, das sich über die kleine Bühne im Esslinger Studio am Blarerplatz ergießt.