Seit dem Frühjahr weiß die Stadt, dass es auf der Halbinsel im See zwei Waschbären gibt. Sie bedrohen die brütenden Vögel. Der Stadtjäger ist nun beauftragt worden, die Tiere zu entfernen.

Sie gelten als invasive Art, die Waschbären. Nun haben sie sich auch am Max-Eyth-See breitgemacht, insbesondere auf der Vogelinsel. Dort ist von Naturfotografen ein Waschbär in einer Baumhöhle ausfindig gemacht worden. Die Stadt weiß von der Existenz von zwei Waschbären in dem Bereich bereits seit dem Frühjahr. Mithilfe einer Wildtierkamera der unteren Naturschutzbehörde sei ein Waschbärvorkommen eindeutig bestätigt worden. Die Öffentlichkeit wurde nicht informiert. Es gebe den städtischen Ämtern zufolge eine „erhebliche Gefährdung der brütenden Vögel im Vogelschutzgebiet“. An der Stelle sei eine Populationskontrolle dringend erforderlich, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt auf Nachfrage unserer Zeitung. Deshalb will die Stadt die Tiere in dem klar abgegrenzten Bereich des Vogelschutzgebietes bejagen. Ein Stadtjäger ist beauftragt, wie Stadtsprecher Oliver Hillinger erklärt. Mit ihm seien bei einem Ortstermin bereits die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der Vogelkolonien besprochen worden.

 

Der Stadtjäger werde ab dem Ende der Brutsaison im Vogelschutzgebiet mit der gezielten Jagd der Waschbären in einem begrenzten und gut kontrollierbaren Bereich beauftragt. Zusätzlich werden im Herbst die Landbrücken zur Vogelschutzinsel beseitigt, kündigt die Stadt an.

Graureiherkolonie auf Vogelinsel gefährdet

Das Problem des Waschbären sei, dass er Nester und Baumhöhlen auf Nahrung durchsucht und in der Lage ist, große Verluste bei Vögeln und Fledermäusen zu verursachen. Die Graureiherkolonie auf den Inseln im Vogelschutzgebiet sei durch den Waschbären stark gefährdet. Deshalb sei der Jäger beauftragt.

Das Vogelschutzgebiet Max-Eyth-See wurde 2007 vom Land Baden-Württemberg als Beitrag zur europaweiten Konzeption Natura 2000 der EU-Kommission gemeldet. Der Grund war das Vorkommen des sehr seltenen Nachtreihers und des Schwarzmilans. 2010 wurde das Schutzgebiet eingetragen. Daher müssen in dem Vogelschutzgebiet diese Erhaltungsmaßnahmen getroffen werden. So brütet der Nachtreiher oft im Schutz von Graureiherkolonien. Eine solche Graureiherkolonie hat sich seit den 1990er Jahren am Max-Eyth-See etabliert. 2022 wurde im Vogelschutzgebiet dort unerwartet eine sukzessive Aufgabe der Graureihernester auf den Inseln im Vogelschutzgebiet beobachtet.

Erstmals keine Bruterfolge auch bei Schwarzmilan und Kormoran

Erstmals konnten keine Bruterfolge der Graureiher, aber auch des Schwarzmilans und der Kormorane am See gemacht werden. Die Waschbären werden hier inzwischen als Verursacher angenommen. Deshalb sollen sie jetzt bejagt werden. Die Stadt machte keine Angaben, ob die Tiere mit einer Falle gefangen werden soll oder es abgeschossen wird.

Waschbär lebt in Baumhöhle am See

Auch der Umwelt- und Naturschutzverband (Nabu) beschäftigt sich mit dem Problem der Waschbären. In der Dämmerung kämen die Waschbären aus ihren Tagesverstecken in Baumhöhlen hervor. Der entdeckte Waschbär am Max-Eyth-See lebt in einer Baumhöhle. Laut Nabu jagt der Waschbär gerne an Gewässern und erbeute dort kleine Fische, Krebse und Frösche. Dabei taste er oftmals mit den Vorderpfoten unter Wasser nach Beutetieren. An Land können nach Angaben des Nabu auch schon mal Vögel, Echsen, Salamander und Mäuse zu seiner Nahrung zählen. Er frisst auch Obst und Nüsse oder Essensreste aus Müll. Als anpassungs- und lernfähiges Tier habe der Waschbär in Parks und Grünanlagen keine Probleme mit dem Überleben.

Invasive Art kann Bodenbrüter gefährden

Die Naturschützer stellen jedoch fest, dass es Belege über lokal negative Auswirkungen des Waschbären auf die heimische Tierwelt gebe. So könne der Waschbär beispielsweise örtlich ein Problem für den bodenbrütenden Kiebitz, Amphibien oder auch den Rotmilan darstellen. Der Waschbär fällt heute in fast allen Bundesländern unter das Jagdrecht.