Der CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Volker Kauder spricht in Heimsheim über verfolgte Christen.

Heimsheim - Sie haben noch einen Zusatztermin mit Schäuble gekriegt?“ sagt Volker Kauder, halb fragend, halb anerkennend und legt seine Hand auf die Schulter des Angesprochenen, Marc Biadacz. Letzterer kandidiert für die CDU im Landkreis Böblingen für den Bundestag. In knapp vier Wochen sind Bundestagswahlen, und Volker Kauder, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, kommt nach Heimsheim. „Wir haben ihn schon länger zum Thema Religionsfreiheit eingeladen“, sagt Uwe Braun vom CDU-Stadtverband, der auch im Gemeinderat von Heimsheim sitzt.

 

Zwar kandidieren sie in zwei verschiedenen Wahlkreisen für die CDU, treten aber dennoch als Team auf: der langjährige Bundestagsabgeordnete Gunther Krichbaum aus Pforzheim und der Neuling Marc Biadacz aus Böblingen. „Es ist gut, wenn man kreisübergreifend zusammenarbeitet“, sagt Krichbaum, der seit 15 Jahren im Bundestag sitzt. Und Marc Biadacz, Jahrgang 1979, ergänzt: „Lernen muss man immer. Außerdem geht Politik über Grenzen hinaus, auch über Wahlkreisgrenzen.“

Kauder hält keine Wahlkampfrede

Warum spricht Volker Kauder, der seit 2005 die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag führt, mitten im Wahlkampf über Christenverfolgung? Übrigens ein Thema, zu dem er bereits im April diesen Jahres einen Vortrag in Flacht gehalten hat. „Ich mache heute hier keinen Wahlkampf“, sagt er auf Nachfrage. „Auf normalen Wahlkampfveranstaltungen spreche ich über verschiedene aktuelle Themen, etwa über die Außenpolitik, Erdogan oder Russland.“ An diesem Sonntag aber will der bekennende Christ vor rund 100 Zuhörern über sein Spezialgebiet reden: „Einsatz für Religionsfreiheit und gegen Christenverfolgung.“ Umso mehr freut er sich, als er in einem Flyer über Heimsheim entdeckt, dass hier schon vor langer Zeit verfolgte Christen, die Waldenser, eine neue Heimat gefunden haben.

„Man erlebe Christenverfolgung zunehmend dort, wo die staatlichen Autoritäten nicht mehr in der Lage seien, die einzelnen Religionsgemeinschaften zu schützen“, so die Erfahrung des Bundespolitikers. Als Beispiele aus der jüngsten Zeit nannte er etwa den Terror durch Boko Haram in Nigeria oder den des IS. Mindestens 100 Millionen Christen in aller Welt würden bedrängt oder verfolgt, so Kauder. Sie seien die am meisten verfolgte Religionsgruppe überhaupt. Das reiche von der einfachen Ausgrenzung bis hin zum Todesurteil. Besonders bedrängt würden sie dort, wo mehrheitlich Muslime leben. Als Beispiel nannte er Pakistan, wo es ein Blasphemie-Gesetz gebe. Wer Allah lästere, werde mit dem Tod bestraft.

Nordkorea und Saudi-Arabien stehen ganz oben auf der Liste

Schwierig sei es auch für Christen in China, Afrika oder in Indien. Die schlimmsten Länder seien jedoch Nordkorea und Saudi-Arabien. In dem arabischen Land dürften sich Christen nur „unterhalb der Wahrnehmungsgrenze“ bewegen. Man könne fragen, so Kauder, warum man diesem Land Waffen liefere, wenn es Christen dort so schlecht gehe. „Hier kommt man als Politiker in ein dickes Dilemma“, so der Abgeordnete. Doch es gebe Situationen in der Welt, die seien nicht nur gut oder schlecht.

Wie schon im April bei seinem Auftritt in Flacht erhielt Volker Kauder auch von den Heimsheimer Zuhörern Applaus, als er konstatierte, dass die Türkei von heute nicht „zu unserer Wertegemeinschaft“ gehöre, weil sie keine Religionsfreiheit gewähre. Er betonte jedoch, dass es wichtig sei, dass „wir allen Religionsgemeinschaften garantieren, dass sie ihre Religionen ausüben können.“