Die Bahn lässt den Südflügel bis nach dem Volksentscheid am 27. November stehen, so Kefer.

Berlin - Der Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs soll für das umstrittene Bahnprojekt „Stuttgart 21“ nun doch erst im Dezember und damit nach der geplanten Volksabstimmung abgerissen werden. Der Bahnvorstand für Infrastruktur und Technik, Volker Kefer, sagte am Mittwoch in Berlin, dass der Bauablauf eine Verschiebung bis Ende November zulasse. Die grün-rote Landesregierung und das Aktionsbündnis gegen „Stuttgart 21“ begrüßten die Ankündigung.

 

„Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, um im Vorfeld der Volksabstimmung ein klares Zeichen der Deeskalation zu setzen“, betonte Kefer. Die laufenden Arbeiten am unterirdischen Durchgangsbahnhof würden aber fortgesetzt. Im Dezember werde mit dem Abriss des Südflügels begonnen.

Die grün-rote Landesregierung will den Streit um das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ durch eine Volksabstimmung am 27. November 2011 befrieden und hatte die Bahn in den vergangenen Monaten aufgefordert, bis dahin keine unumkehrbaren Fakten zu schaffen. Die Bahn erfüllt mit der Verschiebung nun einen Wunsch der Landesregierung.

"Umsetzung einer Selbstverständlichkeit"

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zeigte sich angesichts des Einlenkens erfreut. Der Respekt vor der Volksabstimmung gebiete es, keine irreversiblen Fakten zu schaffen, sagte er am Mittwoch in Stuttgart auf dapd-Anfrage.

Die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen „Stuttgart 21“, Brigitte Dahlbender, wertete den Schritt als „die Umsetzung einer Selbstverständlichkeit“. „Wenn man die Demokratie ernst nimmt, kann man nicht vor einer Volksabstimmung Fakten schaffen.“

Der Termin für den Volksentscheid steht allerdings noch nicht endgültig fest, da möglicherweise gegen das Verfahren geklagt wird. Dahlbender betonte, dass sie von der Bahn erwarte, auch dann keine unumkehrbaren Tatsachen zu schaffen, wenn sich der Termin nach hinten verschiebe.