Die Kreissparkasse ist bei den Schließungen vorweg gegangen und bisher mit den Resultaten zufrieden. Jetzt zieht die Volksbank nach und schließt im Kreis sieben Filialen – drei fallen komplett weg, vier werden zu SB-Stationen.

Rems-Murr-Kreis - Wenn die Kunden mit den Füßen abstimmen, kommen wir daran nicht vorbei“, sagt Matthias Layher, der Pressesprecher der Volksbank Stuttgart. Die Konsequenz der mangelnden Frequenz vor allem in Filialen in kleineren Ortsteilen: Die Volksbank macht im kommenden Frühjahr insgesamt zehn Filialen zu – der Großteil davon – sieben an der Zahl – im Rems-Murr-Kreis, drei weitere in Stuttgart. Ganz und ersatzlos geschlossen werden allerdings nur drei, betont Layher: diejenigen in Schnait, Beinstein und in Birkmannsweiler. Im Schorndorfer Stadtteil Weiler sowie in Strümpfelbach, Nellmersbach und in Hohenacker werden die dort bisher bemannten Volksbank-Filialen in Selbstbedienungscenter mit Automaten umgewandelt.

 

Nicht wahrgenommener Service fällt weg

Man müsse, so hat der seit Juli amtierende neue Stuttgarter Volksbankchef Stefan Zeidler bei der Verkündung der Einschnitte wissen lassen, in Zeiten der fürs Bankgeschäft kritischen Niedrigzinsphase sehr genau auf die Wünsche und das Verhalten der Kunden achten. Mit der Maßgabe, dass gefragte Dienstleistungen beibehalten werden, nicht wahrgenommener Service wegfällt.

Das Nutzungsverhalten spreche da eine relativ klare Sprache, ergänzt dazu Pressesprecher Layher. Vor allem mit dem auch im eigenen Hause relativ überraschenden Trend zum Telefonbanking. Immer mehr Kunden griffen zum Telefonhörer und nutzten den Service der dafür jüngst neu eingerichteten Zentrale in Bad Cannstatt. Allein 20 000 bis 25 0000 Überweisungen seien so allein in diesem Jahr getätigt worden. Der Gang zur Filiale zwecks Überweisung oder Kontoabfrage spiele praktisch keine Rolle mehr, dafür würden allenfalls noch die verfügbaren Automaten genutzt – so Bankgeschäfte nicht online oder eben per Telefon erledigt würden.

Zusätzlich zu den Schließungen und Umwandlungen wird die Volksbank noch sogenannte Tandems mit auf zwei bis drei Tage reduzierten Öffnungszeiten bilden. „So können wir mit einem Team zwei Standorte bedienen“, sagt Layher. Im Rems-Murr-Kreis treffen diese reduzierten Zeiten die Filialen in Haubersbronn, Geradstetten, Weiler zum Stein, Schelmenholz, Schmiden und Oeffingen und sollen noch im Dezember umgesetzt werden. Die Filialschließungen sollen bis Mitte Februar umgesetzt werden.

An einigen Standorten bleibe zumindest Geldautomaten

Leutenbachs Bürgermeister Jürgen Kiesl zeigte sich überrascht von den Plänen. Zwar habe er selbst den Eindruck gehabt, dass die Nellmersbacher Volksbank-Filiale eher selten genutzt werde und eine Schließung daher befürchtet – „aber ich hätte nicht so schnell damit gerechnet“, sagte er auf Anfrage. Zum Glück bliebe immerhin der Geldautomat erhalten.

Kiesl hatte bereits bei der Schließung der Nellmersbacher Filiale der Kreissparkasse (KSK) an die Verantwortlichen appelliert, zumindest einen Geldautomaten zu erhalten. Nachdem die KSK das abgelehnt hatte, regte der Leutenbacher Bürgermeister eine Kooperation mit der Volksbank an – demnach sollten die Sparkassenkunden am Volksbank-Geldautomaten kostenfrei Bargeld abheben können. Aus einer derartigen Kooperation ist allerdings nichts geworden: Man sehe hier keinen Anpassungsbedarf, teilte ein KSK-Sprecher mit.

„Nach über einem Jahr mit unserer neuen Filialstruktur können wir bilanzieren, dass das neue Angebot von Kunden und Geschäftspartnern gut angenommen wird. Es gibt nach wie vor keine Anzeichen dafür, dass uns aufgrund der Maßnahmen im erwähnenswerten Umfang Kunden verlassen haben“, erklärte der Sprecher weiter. Der Bargeldversand zum Selbstkostenpreis werde in geringem Maße genutzt, besonders zugenommen habe aber die Nachfrage nach Leistungen der Direktfiliale, bei der man Mitarbeiter für Beratungen per Telefon, Video oder Textchat kontaktieren könne.

„Unter der Hand wird die Geschäftspolitik der KSK natürlich kritisch gesehen“, meint hingegen der SPD-Kreisrat Alexander Bauer, der die Pläne der KSK von Anfang an scharf kritisiert hatte. Er sagt aber auch: „Die Bürgerinnen und Bürger sind leidensfähig.“ Jürgen Kiesl hat ebenfalls den Eindruck, dass viele Menschen ihrer Bank treu bleiben. Mit den Schließungen der Volksbank dünne sich das Filial- und Automatennetz in vielen Kommunen parallel aus, konstatiert Alexander Bauer außerdem und erklärt: „Die zugrunde liegenden finanzwirtschaftlichen Kriterien sind ja bei beiden Banken dieselben.“