Eigentlich ist Dieter Distler (81) ja gescheitert. Für sein Volksbegehren gegen einen „XXL-Landtag“ konnte er zwar etwa 130 000 Unterstützer mobilisieren, doch die Hürde von 770 000 blieb unerreichbar. Wie ein Verlierer fühlt sich der Ex-Manager aus Bietigheim-Bissingen dennoch nicht. Mit Lob und Zuspruch wird er geradezu überschüttet. Reihenweise bedanken sich Menschen per Mail für seinen Einsatz, bestärken ihn im Kampf gegen ein übergroßes Parlament und beklagen die Bequemlichkeit vieler Zeitgenossen, die sich nicht zur Teilnahme aufgerafft hätten. Es bleibe Distlers Verdienst, das Problem in den Blick gerückt zu haben.
Von einem überzeugten Anhänger wurde der Pensionär sogar für eine Auszeichnung des Landes vorgeschlagen. Schließlich habe er mit hohem persönlichen, zeitlichen und auch finanziellen Engagement für eine gute Sache geworben. Das Staatsministerium von Winfried Kretschmann (Grüne) folgte dem zwar nicht. Grund: Den Verdienstorden des Landes oder die Staufermedaille gebe es nur für ein nachhaltiges Engagement, meist über viele Jahre hinweg. „Dadurch sollen die Verdienste und Leistungen von Herrn Dr. Distler aber keinesfalls geschmälert werden“, versicherte die zuständige Beamtin.
Hilfsangebot für zweiten Anlauf der FDP
In der Begründung für seinen Vorschlag hatte sich der Bürger auch auf Landtagspräsidentin Muhterem Aras bezogen. Sie habe „Respekt vor jedem, der sich für die Demokratie engagiert“, hatte die Grüne betont. Das Volksbegehren greife „ein legitimes Anliegen“ auf. Mit den Kritikern des Wahlrechts, so Aras, wolle sie das Gespräch suchen. Distler hat von ihr noch nichts gehört. Doch bei der CDU-Fraktion hat er bereits einen Gesprächstermin. Und der Landtags-FDP, die demnächst einen zweiten Anlauf unternimmt, hat Distler schon einmal seine Unterstützung angeboten.