Mit fünf Liegen der Marke Eigenbau geht das Deutsche Rote Kreuz beim 168. Cannstatter Volksfest an den Start. Nach einem Probelauf beim Frühlingsfest werden für die Rettung verletzter Personen im Bereich der Bierzelte Rollliegen eingesetzt.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Mit fünf Modellen der Marke Eigenbau geht das Deutsche Rote Kreuz beim 168. Cannstatter Volksfest an den Start. Nach einem Probelauf beim Frühlingsfest werden für die Rettung verletzter Personen im Bereich der Bierzelte Rollliegen eingesetzt.

 

Die Liegen bestehen aus einer Tragbahre, die auf ein Rollgestell aufgesteckt werden kann. Diese Transportmittel sind ein Teil des Rettungskonzeptes, das nach der Testphase im Frühjahr nun beim wesentlich größeren Volksfest angewandt wird. Außerdem ist neben den medizinischen Versorgungsräumen in der festen Wasenwache ein zweiter Anlaufpunkt für die Rettungskräfte in der Nähe der Festzelte eingerichtet. Diese zweite, temporäre DRK-Wache ist in Containern untergebracht.

Mit dem neuen Rettungskonzept reagiert das DRK auf den Wunsch der Veranstaltergesellschaft „In Stuttgart“, den Geräuschpegel auf dem Wasen zu reduzieren. Die Veranstalter waren an die Organisation mit dem Wunsch herangetreten, die Fahrten der Rettungswagen mit Martinshorn zu reduzieren. In München fanden die Retter eine Lösung. Dort setzen die Hilfskräfte seit mehr als 20 Jahren bereits Liegen auf Rollen ein, mit denen Verletzte geborgen werden. Von den bayerischen Kollegen hatte sich das Stuttgarter DRK für das Frühjahrsfest ein paar Modelle ausgeliehen – und nach dem Testlauf beschlossen, eigene Rollliegen anfertigen zu lassen.

Die Tragbahre ist nicht fest verbunden

Im Gegensatz zum Münchner Modell ist bei den Stuttgarter Rollliegen die Tragbahre nicht fest mit dem fahrbaren Untergestell verbunden, erläutert Udo Bangerter, der Sprecher des DRK. Auch habe man bei den Reifen die Unebenheiten des Cannstatter Wasens berücksichtigt. Diese waren mit den Rädern der Münchner Leihliegen mitunter schwer zu bewältigen.

Die Liegen sind ein Bestandteil des Rettungskonzepts, das zusammen mit der zusätzlichen Wache im Bereich der Festzelte funktioniert. Dorthin werden Personen gebracht, die leichte Verletzungen oder Kreislaufprobleme haben, also Wunden oder Leiden, die ohne großen medizinischen Aufwand zu beheben sind. Wird eine weitergehende Versorgung notwendig, werden die Verletzten nach wie vor mit dem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. Dazu werden ein bis zwei Fahrzeuge bereitstehen. Sie können von der zweiten DRK-Station direkt auf die Rettungsgassen fahren, eine entsprechende Zufahrt wurde beim Aufstellen der Zelte, Fahrgeschäfte und Verkaufsstände berücksichtigt. Somit müssen auch diese Fahrten nicht mit Blaulicht über das Gelände geführt werden. Die Rettungsgassen verlaufen hinter den Ständen am Necker und an der Mercedesstraße parallel zu den Bahnschienen entlang.

Das Rote Kreuz habe die Kosten für die Rollliegen vorgeschossen, das seien mehrere Tausend Euro gewesen. Was die fahrbahren Tragen genau kosten, könne er noch nicht sagen, so der Pressesprecher Bangerter. Eine Schlussabrechnung liege noch nicht vor. Mit der Veranstaltungsgesellschaft In Stuttgart laufen noch Gespräche über die Kostenbeteiligung.

Fluchtwegekonzept wurde überarbeitet

Die Rollliegen sind nicht die einzige Änderung in Sachen Sicherheit auf dem Wasen. Für den schlimmsten Fall, dass das gesamte Gelände evakuiert werden müsste, wurde das Fluchtwegekonzept ebenfalls überarbeitet. Von den vor zwei Jahren neu installierten Rettungstreppen, die während der Zeit des Volksfestes als zusätzlicher Fluchtweg zur Mercedesstraße hin dienen sollten, ist nur noch eine übrig, die leicht verkleinert wurde. Die zweite Treppe wird nicht mehr aufgebaut. Der Übergang über die Schienen an der Stadtbahnhaltestelle Wasen sei eingeebnet worden, erläutert der Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft, Jörg Klopfer. Dazu sei die Fläche zwischen den Schienen mit Asphalt aufgefüllt worden. Das sei vergleichbar mit der Einbauart der Gleise in Straßen. Mit diesem Durchgang, der im Notfall als Ausgang dienen soll, sei die zweite Treppe nicht mehr notwendig. Voraussichtlich würde das Fluchtwegekonzept so auch im Herbst 2014 aussehen, wenn das landwirtschaftliche Hauptfest parallel zum Wasen stattfindet.

Die Treppen waren vor zwei Jahren eingerichtet worden, um der Erkenntnis Rechnung zu tragen, dass Menschen im Notall durch den Eingang wieder hinausdrängen, durch den sie gekommen seien. Beim Wasen seien das in erster Linie die Ausgänge in Richtung Bahnhof Bad Cannstatt. „Wir haben aber viele Möglichkeiten, das Gelände zu entfluchten“, sagt Jörg Klopfer. Auch in Richtung Talstraße, über die Parkplätze, sei das Gelände offen.