Andreas Beck ist mitten in der Corona-Krise Chef der Volkshochschule Leinfelden-Echterdingen geworden. Dabei hatte er sich vieles vorgenommen. Im Interview erzählt er, was er trotzdem gemacht hat und was warten muss.

Leinfelden-Echterdingen - Die Corona-Krise hat die Arbeit der Volkshochschulen kräftig durcheinandergewirbelt. In Leinfelden-Echterdingen musste das Programm in diesem Frühjahr fast auf Null heruntergefahren werden. Obwohl die Pandemie weiter anhält, werden zum neuen Semester wieder mehr als 400 Veranstaltungen angeboten. Wie ist das möglich? Das erklärt Andreas Beck, der die örtliche Volkshochschule seit Mitte Juni leitet.

 

Herr Beck, Sie haben mitten in Corona-Zeiten den Job gewechselt. Wie hat sich das angefühlt?

Der Start hier in Leinfelden-Echterdingen hat komplett anders ausgesehen, als ich mir das vorgestellt habe. Zumal in der Bewerbungsphase Ende 2019 von einem Corona-Virus noch überhaupt keine Rede gewesen war. Nun gab es Vorstellungsrunden in der Stadtverwaltung mit Maske und Abstand. Ich habe viele Ideen, will neue Geschäftsfelder anstoßen, Kooperationen ausbauen und neue Zielgruppen ansprechen. Im Moment geht es aber vor allem darum, den normalen Betrieb wieder hochzufahren, der völlig runtergefahren wurde.

Was genau haben Sie sich denn als neuer VHS-Leiter vorgenommen?

Vor Corona oder nach Corona? Ich hatte mir vorgenommen, die Volkshochschule noch stärker auf Berufstätige und Unternehmen zu fokussieren. So wird die VHS L.-E. von Herbst an in einem VHS-Verbund für berufliche Weiterbildung mit dabei sein. Im neuen Semester werden 15 bis 20 zusätzliche Seminare für Berufstätige und Firmen angeboten. Dazu muss man Unternehmen gezielt ansprechen, einen zweiten Vertriebsweg aufbauen. Das passiert gerade. Im kommenden Jahr soll es auch IHK-Aufstiegsfortbildungen in Leinfelden-Echterdingen geben. Ich möchte unsere Zielgruppen etwas verjüngen und die Zerstreuung unserer Veranstaltungsräume bündeln. Letzteres wird aber sicherlich ein jahrelanger Prozess sein.

Andere Volkshochschulen setzen gerade jetzt aufs Internet, bilden Dozenten als Webtrainer aus. Ist das auch Ihr Weg in Leinfelden-Echterdingen?

Das war zu Beginn der Pandemie eine erste Reaktion der Volkshochschulen, um zumindest ein paar Kurse weiterführen zu können. Auch wir müssen uns hier ein Stück weit modernisieren. Deshalb bieten wir von Herbst an weitere Onlinekurse auf zwei Internetplattformen an. Unser klassisches Publikum ist aber ein Präsenzpublikum. Webseminare sollen also keine Dauerlösung sein, wohl aber eine sinnvolle Erweiterung.

Wie viele Kurse mussten unterbrochen werden, was konnte weiter stattfinden?

Wir konnten nur ein paar wenige Kurse auf Webplattformen weiter anbieten. Wichtig für uns war, dass wir die Integrations- und Sprachkurse zu Ende führen konnten. Damit die Teilnehmer ihren Abschluss bekommen und wir vom Bundesamt für Migration die wirtschaftlichen Mittel dafür erhalten. Das waren alles Präsenzangebote, die auch in den Sommerferien in Schulen und in der Filderhalle unter veränderten Anforderungen angeboten wurden. Die Gruppengrößen für diese Kurse waren begrenzt, es galten Abstandsregeln. Das Hygienekonzept musste eingehalten werden.

Aber sonst wird es zu deutlichen Umsatzverlusten im vergangenem Semester gekommen sein?

Ja, leider. Die genauen Verluste können wir noch nicht beziffern. Aber das vergangene Semester ist in jedem Fall betriebswirtschaftlich nicht gut gelaufen. Deshalb müssen wir nun auch alles versuchen, um den Betrieb Mitte bis Ende September wieder auf ein gewisses Normalmaß hochzufahren. Freilich unter neuen Voraussetzungen.

Was heißt das genau?

Wir haben 19 eigene Räume. Hierfür haben wir ein entsprechendes Hygienekonzept vorbereitet. Abstandsregeln von eineinhalb Metern werden dort einhalten. Die große Baustelle sind jene Räume, die wir als Externe nutzen. Seit Kurzem ist klar, dass wir in den Abendstunden wieder in die Räume der weiterführenden Schulen dürfen. Allerdings werden aufgrund der Pandemie nun die Elternabende seitens der Schulen auf mehrere Wochen gestreckt. Und das kollidiert gerade mit unseren Planungen zum Semesterbeginn. Wir müssen uns eng mit den Schulen abstimmen und finden eine Lösung.

Sie arbeiten viel mit freiberuflichen Dozenten zusammen. Gibt es da nun Probleme, weil sich diese mittlerweile einen anderen Job suchen mussten?

Die Corona-Zeit hat vor allem jene Dozenten getroffen, die Deutschunterricht anbieten. Denn hiervon kann man normalerweise durchaus leben. In diesem Bereich gibt es etliche Solo-Selbstständige, die dann aufgrund der Corona-Krise entsprechende Hilfen beim Bund beantragt und auch bekommen haben. Diese Mitarbeiter versuchen wir nun alle wieder zu reaktivieren. Das klappt, denn sie waren alle unglaublich offen und auch dankbar, dass wir nun wieder, fast normal, planen.