Volkskrankheit Kopfschmerzen: Bis zu 90 Prozent der Bevölkerung haben mindestens einmal im Leben schon Kopfschmerzen gehabt. Regelmäßig betroffen sind laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Berlin - Kopfschmerzen sind laut einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland weit verbreitet, am häufigsten sind Migräne und Spannungskopfschmerzen. „Insgesamt berichteten 51,1 Prozent der Teilnehmenden von Kopfschmerzen in den letzten zwölf Monaten“, heißt es in einer jetzt veröffentlichten Studie anlässlich des Europäischen Kopfschmerz- und Migränetag an diesem Samstag (12. September).

 

Frauen häufiger von Migräne betroffen als Männer

Frauen sind demnach über alle Altersgruppen hinweg sowohl häufiger von Migräne als auch von Spannungskopfschmerzen betroffen als Männer. So erfüllen laut der Befragung 14,8 Prozent der Frauen die vollständigen Migräne-Kriterien, aber nur sechs Prozent der Männer.

Spannungskopfschmerzen und Migräne träten überwiegend im erwerbsfähigen Alter auf und nähmen dann stetig ab, schreiben die Autoren. Sie beleuchteten auch die Folgen für die Lebensqualität der Betroffenen: Kopfschmerzattacken schränkten bei vielen die Funktionsfähigkeit im Alltag stark ein, so das RKI.

Die Leistungsfähigkeit im Beruf leide, ebenso Sozialkontakte und Freizeitaktivitäten. Weiter hieß es, dass Menschen, die besonders von Migräne betroffen seien, häufiger von Begleiterkrankungen wie Depression, Schlafstörungen oder anderen Schmerzerkrankungen berichteten.

Befragt wurden rund 5000 Erwachsene zwischen Oktober 2019 und März 2020. Wie das RKI erläutert, geht die Bedeutung von Kopfschmerzen in den meisten Statistiken zur gesundheitlichen Versorgung nicht hervor. Viele Kopfschmerzgeplagte gehen laut der Untersuchung mit den Beschwerden nicht zum Arzt, sie nehmen Medikamente.

Arten von Kopfschmerzen

Grundsätzlich lassen sich vier Arten von Kopfschmerzen unterscheiden: Spannungskopfschmerzen, Migräne, Cluster-Kopfschmerzen und Dauerkopfschmerz durch zu viele Schmerzmittel.

Spannungskopfschmerzen

Patienten, denen der Kopf wehtut, haben am häufigsten Spannungskopfschmerzen. Die Hälfte aller Kopfschmerz-Gepeinigten, so schätzen Ärzte, leidet unter dieser Form von Kopfweh. Meist treten Spannungskopfschmerzen beidseitig auf, sind dumpf und drückend. Sie werden ausgelöst, weil sich die Muskulatur am Kopf verspannt. Stress oder Fehlhaltungen können eine Ursache sein.

Migräne

Während Spannungskopfschmerzen beidseitig auftreten, schmerzt Migräne fast immer nur auf einer Seite des Kopfes. Dort kann es hämmern, pochend, stechen. Häufig gehen Migräne-Attacken mit Übelkeit einher. Oft können Migräne-Patienten während einer Episode Geräusche und helles Licht kaum ertragen. Bei vielen Migräne-Geplagten sind es bestimmte Faktoren, die eine Attacke auslösen – Mediziner sprechen von sogenannten Triggern.

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Clusterkopfschmerzen

Vom Clusterkopfschmerz ist unter 1000 Menschen nur ungefähr einer betroffen, schätzen Mediziner. Betroffene beschreiben die peinigenden Schmerzen häufig, als würde einem ein Messer durchs Auge in den Kopf gestoßen. Clusterkopfschmerzen heißen so, weil sie gehäuft auftreten. Betroffene haben oft Monate oder Jahre Ruhe, bis der Schmerz plötzlich zurückkehrt – dann allerdings mit bis zu acht Attacken pro Tag, und das über Wochen oder gar Monate.

Die Schmerzen treten meist einseitig auf. Oft sind die Attacken so heftig, dass die Betroffenen nicht mehr in der Lage sind, ihrem Alltag nachzugehen. Clusterkopfschmerzen treten besonders oft nachts auf und werden durch die Fehlfunktion eines Gesichtsnervs ausgelöst, wie die Medizin inzwischen herausgefunden hat.

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Sinus-Kopfschmerzen

Kopfschmerzen können auch Folge einer Krankheit wie Erkältung und Bluthochdruck oder einer Verletzung etwa am Kopf oder einem Halswirbel sein. Dann spricht man von sekundären Kopfschmerzen. Vor allem in der kalten Jahreszeit treten sie mitunter als Folge einer verschnupften Nase auf, die zu einer Entzündung der Nebenhöhlen führt. Die Schmerzen strahlen dann meist in Nase und Nebenhöhlen aus. Davon betroffen sein können auch der Oberkiefer und die Zähne. Folgen sind mitunter Übelkeit, Erbrechen und Fieber.

Dauerkopfschmerzen durch zu viele Schmerzmittel

Schmerzmittel versprechen schnelle Linderung, wenn der Kopf pocht. Doch Vorsicht ist geboten: Denn die Medikamente können Kopfschmerzen auch selbst auslösen, warnen Mediziner und Apotheker. Nur weil man sie ohne Rezept bekommt, heißt das nicht, dass Schmerzmittel harmlos sind.

Von Schmerzmitteln ausgelöste Dauerkopfschmerzen fühlen sich oft dumpf und drückend an. Wer vermutet, dass zu viel Schmerzmittel der Auslöser für sein andauerndes Kopfweh sein könnte, sollte mindestens 14 Tage ganz auf solche Medikamente verzichten.

Ärzte raten, Schmerzmittel nicht länger als drei Tage am Stück und maximal zehn Tage im Monat einzunehmen.

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