Frieden und Klimawandel sind die Kernthemen des diesjährigen Volkstrauertages.

Leonberg - Krieg und Frieden und Volkstrauertag, für junge Leute von heute, zumindest in Deutschland, kein Thema mehr, sollte man meinen. Für Oberstufenschüler der elften Klasse des Leonberger Albert-Schweizer-Gymnasiums aber bot das Thema die Möglichkeit, einen Teil ihrer Abiturprüfung vorzuziehen und bereits in der elften Klasse ein Referat zu erarbeiten, das auf die spätere Abiturprüfung angerechnet wird.

 

„Krieg und Frieden“, so der Titel des Seminarkurses, gab den Rahmen vor. Die konkreten Themen für ihr Referat und die damit verbundene mündliche Prüfung konnten die Schüler frei wählen. Und hier bot sich für viele der Leitgedanke des Volkstrauertages an: „Friedensklima“.

Drei der Arbeiten wurden bei der Feierstunde zum Volkstrauertag am Leonberger Friedensmahnmahl von den Schülern vorgetragen. Jakob Taschner wählte das Thema „Klimakriege“. Am Beispiel des Dafour-Konflikts im Sudan beschäftigte er sich mit dem vom Menschen gemachten Klimawandel, der bereits bestehende tief greifende Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen noch angeheizt hat. Es geht dabei um die Konkurrenz der Nomaden mit den Farmern um das wenige Weideland, das wegen der zunehmenden Trockenheit aufgrund des ausbleibenden Regens zum begehrten Gut wird. „Dort ist der Klimawandel als Konfliktkatalysator erkennbar“, erklärt Jakob Taschner.

Krieg um Wasser

Auch Annamaria Iosifidou befasste sich mit dem „Krieg um das Wasser“. Sie schildert, dass 70 Prozent der Erde von Wasser bedeckt sind, wovon knapp drei Prozent Trinkwasser sind. Eine große Süßwasserreserve auf der Erde ist das Gletschereis. Doch durch den Klimawandel schmelzt dieses ab und geht zu einem Großteil im Meer im Salzwasser unter. „Die Meeresspiegel steigen und es kommt zu Hochwassern und Überschwemmungen“, erklärt Annamaria Iosifidou. Das wiederum führe zu Ernteausfällen in den betroffenen Ländern und wirke sich auch bei uns aus.

Mit den Kriegsflüchtlingen aus Syrien beschäftigten sich Timo Laib und Alicia Albrecht in ihrer gemeinsamen Arbeit. Seit 2011 sind dort rund neun Millionen Menschen auf der Flucht, vornehmlich über die Balkanroute. Viele bezahlen das mit ihrem Leben. „Wir wollten in unserer Arbeit die Konflikte zeigen und was wir in Deutschland tun können, um Kriegsopfer zu unterstützen“, erklärt Timo Laib.

Profile bürgerlicher Parteien schärfen

Dass sich alle drei Arbeiten mit Geschehnissen befassen, die nicht auf deutschem Boden ausgetragen werden, sei dem Frieden in Deutschland zu verdanken und der im Vergleich noch günstigen Klimasituation. Doch Oberbürgermeister Martin Georg Cohn weist darauf hin, dass deutsche Soldaten in den ausländischen Krisengebieten im Einsatz sind und dort auch ihr Leben verlieren können. Wichtig sei es daher, am Volkstrauertag nicht nur den Opfern des ersten und zweiten Weltkrieges zu gedenken, sondern auch der Opfer von heute. „Dazu müssen wir aber hören, was die Geschichte uns, den Nachgeborenen, zu sagen hat“, sagt Cohn. „Auch sieben Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg darf die Erinnerung nicht verblassen, damit wir die Mahnung der Toten beherzigen.“ Wichtig ist es für ihn, sich einzumischen und entschlossen zu handeln im Kampf gegen den Antisemitismus. Auch müsste sich die Gesellschaft fragen, warum sich die Bürger derzeit von den bürgerlichen Parteien abwenden und zum Beispiel vermehrt der AfD zuwenden. „Wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen und auch die eigenen politischen Profile unserer bürgerlichen Parteien wieder schärfen.“ Auch die politische Bildung sei ein wichtiger Beitrag zur Vermittlung demokratischer Werte.

Begleitet wurde die Feierstunde vom ökumenischen Bläserkreis, dem Posaunenchor der evangelisch-methodistischen Kirche Gebersheim und der Bläserband der Gerhard-Hauptmann-Realschule.