Bei mehreren Veranstaltungen wird an die Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. Der Angriff auf die Ukraine steht dabei im Mittelpunkt.

Mit einer zentralen Gedenkveranstaltung im Weißen Saal des Neuen Schlosses gedachten am Sonntagnachmittag der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge sowie Vertreter aus Politik, der Bundeswehr und aus den Kirchen der Opfer von Gewalt, Krieg und Verfolgung. Die Feierstunde zum Volkstrauertag unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) war auch verbunden mit einem Aufruf zum Frieden angesichts des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine.

 

Der Vorsitzende des Landesverbands des Volksbunds, Guido Wolf (CDU), betonte, dass es seit dem 24. Februar, seit dem Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine, keine Erklärungen mehr brauche, wieso die Arbeit für den Frieden notwendig ist. „Es ist die normative Macht des Faktischen, die uns jetzt vor Augen führt, wie wichtig Europa, wie wichtig Friedensarbeit ist“, sagte Wolf. Daher sei auch der Volkstrauertag als ein Tag der Mahnung von großer Bedeutung. Im Anschluss an Wolfs Rede präsentierten Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums Vaihingen an der Enz in einem multimedialen Beitrag ihre Gedanken zu Krieg und Frieden.

Angriff auf Ukraine ist Angriff auf die freie Welt

In seiner Gedenkrede warnte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, im Neuen Schloss davor, den Frieden als etwas Selbstverständliches hinzunehmen. „Es geht auf den Schlachtfeldern der Ukraine auch um uns“, sagte Harbarth. Der Angriff auf die Ukraine sei ein Angriff auf die gesamte freie Welt. Der Jurist betonte, dass die größte Gefahr vom Vergessen selbst ausgehe, weshalb die Nation insbesondere auch den Volkstrauertag als einen Tag des Gedenkens und des Erinnerns an die deutsche Geschichte benötige.

Den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge würdigte Harbarth, weil der die Gräber der deutschen Soldaten der beiden Weltkriege in ganz Europa zu Orten des Friedens gemacht habe. Der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge betreut die Gräber von rund 2,8 Millionen deutscher Kriegstoter auf über 830 Gräberstätten in 46 Staaten.

Bereits am Sonntagvormittag versammelten sich auf dem Stauffenbergplatz vor dem Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus Vertreter verschiedener Religionen zu einer Kranzniederlegung. Zu der Feier hatte der Rat der Religionen Stuttgart und die Stadt Stuttgart aufgerufen. „Putins Krieg über die Ukraine dient anderen Alleinherrschern als nachzueiferndes Beispiel“, warnte Susanne Jakubowski, die Koordinatorin im Rat der Religionen. Kamal Ahmad, der den Islam bei der Gedenkfeier vertrat, erinnerte daran, wie noch bei der Feier zum Volkstrauertag 2017 betont worden war, dass Europa kein Kontinent des Krieges mehr sei. „Die meisten würden dieses Zitat heute nicht mehr unterschreiben“, so Ahmad.

Im Rahmen der Veranstaltung sprachen der Rabbiner der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Yehuda Pushkin, sowie Kantor Nathan Goldman jüdische Gebete. Weitere Gebete sprachen Gayane Khachatryan für das Christentum, Sigrid Razialruth für die Bah’ai, Kaser Khidir für die Eziden sowie Kamal Ahmad für den Islam.

Als Vertreter der Stadt richtete Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier Worte des Gedenkens an die rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. An der Veranstaltung auf dem Stauffenbergplatz beteiligten sich außerdem der evangelische Stadtdekan Søren Schwesig sowie der katholische Stadtdekan Christian Hermes.