Seine Kritik an der Informationspolitik der Bahn hielt Winfried Hermann derweil aufrecht. Es sei "ein Ärgernis", dass der Konzern die Ergebnisse des Stresstests den Projektpartnern erst drei Tage vor der öffentlichen Verkündung zur Bewertung überlassen wolle. Mehrfache Nachfragen von Mitgliedern der Interessengemeinschaft "Bürger für Stuttgart 21", ob ihm Resultate des Stresstests nicht doch bereits vorlägen, verneinte er. Mit den Daten, die er bislang kenne, "könnte man kein kommunales Projekt durchbringen".

 

 Die Bahn reagierte verwundert auf die Aussagen Hermanns und wies die Vorwürfe als "völlig unverständlich" zurück. In einer Pressemitteilung heißt es, man halte sich an alle Vereinbarungen aus dem Lenkungskreis und der Schlichtung, zuletzt habe man die Projektpartner in einer mehrstündigen Sitzung am 16. Juni über den Arbeitsstand informiert. Bereits Mittwochvormittag hatte der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG einstimmig beschlossen, die Baumaßnahmen fortzusetzen.

Hermann reagierte mit Spott auf die ablehnende Haltung der Bahn gegenüber seiner Forderung, auch den bestehenden Kopfbahnhof einem Stresstest zu unterziehen. Man habe wohl Angst davor herauszufinden, "dass der jetzige Bahnhof schon heute mehr kann als der neue jemals können wird". Gleichzeitig versuchte er, die hohen Erwartungen an die Landesregierung zu dämpfen. "Die Bahn", sagte er, "hat beim Stresstest die Hoheit. Wir sind abhängig von ihren Informationen."