Von wegen Golf. Das meistverkaufte Erzeugnis aus dem Volkswagen-Konzern ist kein Auto, sondern ein Nahrungsmittel. Und das hat gerade erst einen neuen Absatzrekord aufgestellt.
Der VW-Katalog für Originalteile führt unter der Zubehör-Nummer 199 398 500A etwas ganz Besonderes auf. Über das Produkt erfährt man, das es „heiß geräuchert, vorgegart und in Schäldärmen portioniert“ ist. Das dazugehörige pikante Ketchup macht daraus am Ende die „Original VW-Curry-Bockwurst“, die in Längen von 25, 16 und 12,5 Zentimetern angeboten wird.
Seit 1973 wird diese Wolfsburger Variante der Currywurst bereits hergestellt, die es damit sogar ein bisschen länger gibt als den vor 50 Jahren auf den Markt gekommenen Golf. Und die Wurst verkauft sich dazu auch um ein Vielfaches besser als das erfolgreichste VW-Fahrzeug.
Das Originalteil aus der VW-Service-Factory
Gerade erst wurde eine neue Rekordmarke aufgestellt. Dank der neu ins Programm aufgenommenen Hotdogvariante hat sich der Absatz nach Konzernangaben auf 8,33 Millionen „Einheiten“ gesteigert. Dazu sagt der zuständige Betriebsrat Holger Koch: „Gratulation! Das ist ein ganz starkes Ergebnis, das auch die Leistungs- und Innovationskraft unserer Kolleginnen und Kollegen in der Fleischerei unter Beweis stellt. Respekt und herzlichen Glückwunsch, weiter so.“
Zunächst war die Spezialität nur für die Belegschaft gedacht und ausschließlich in den mehr als 30 Kantinen von VW zu bekommen. Im Lauf der Zeit hat sich der Absatzmarkt für das Originalteil aus der Volkswagen Service Factory aber immer weiter vergrößert – durch den Verkauf in Supermärkten und über den Versandhandel. Außerdem wird der Klassiker als Stadionwurst beim Heimspielen des VfL Wolfsburg unter die Leute gebracht.
Die Geschichte der Kultwurst steht in Verbindung mit der Gründung des Volkswagenwerks in der NS-Zeit, das in den Jahren 1937 und 1938 im dünn besiedelten niedersächsischem Gebiet in der Nähe von Schloss Wolfsburg entstand. Um die Versorgung der Belegschaft sicher zu stellen, wurde eine eigene Infrastruktur aufgebaut. Dazu gehörten von Beginn an betriebseigene Bauernhöfe samt Schlachterei. Und seit den 50er Jahren stellen Metzger Wurst und Würste für die Belegschaft her.
Von einer Krise blieb allerdings auch die spezielle Currywurst nicht verschont. 2021 beschloss die Geschäftsführung nämlich, die Spezialität des Hauses nicht mehr in der Kantine des Wolfsburger VW-Hochhauses servieren zu lassen. Begründet wurde die Entscheidung mit dem Hinweis, dass die Tendenz bei der Belegschaft vermehrt in Richtung gesunder Ernährung ginge. In den übrigen 29 Werkskantinen kam das Gericht andernorts dagegen weiter auf den Teller.
Im Sommer 2023 wurde die Wolfsburger Currywurst-Sperrzone wieder aufgehoben. Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hatten die Streichung vom Speiseplan kritisiert.