Wer seine Auskünfte verweigert hat, wird zur Kasse gebeten: Die Stadt verschickt Zwangsgeldbescheide über 300 Euro.

Stuttgart - Das Statistische Amt der Stadt hat bei der laufenden Volkszählung die Endphase eingeläutet. Wer sich beim bundesweiten Zensus, wie die Erhebung dieses Mal im Gegensatz zur letzten Volkszählung anno 1987 heißt, trotz Aufforderung und mehrfacher Mahnung nicht beteiligen wollte, dem flatterte in diesen Tagen ein Zwangsgeldbescheid über 300 Euro ins Haus. Nach Auskunft des Statistischen Amtes sind insgesamt 133 Verfahren „in Vollstreckung“.

 

So haben bei der Haushaltserhebung laut Amt von 27 000 stichprobenartig ausgewählten Personen 120 den Fragebogen bisher nicht beantwortet. Von weiteren 22 000 Personen, die in sogenannten Sonderbereichen wie Alten- und Studentenheimen befragt wurden, seien lediglich 13 ihrer Antwortpflicht nicht nachgekommen. Amtsleiter Thomas Schwarz spricht denn auch alles in allem von einem „hervorragenden Rücklauf“. Schwarz: „Die Auskunftsbereitschaft war insgesamt gut, alles lief auch ohne Probleme und Widerstände ab, wie es sie 1987 gegeben hat.“

Gefragt wurde unter anderem nach Staatsangehörigkeit, Familienstand, Religionszugehörigkeit, Migrationshintergrund, Bildung und Beruf. Bis Ende April sollen die Restfälle abgeschlossen werden. „Die meisten Fragebögen sind längst beim Statistischen Landesamt“, sagt Schwarz. Dort werden sie eingescannt, um dann anonymisiert zentral in Nordrhein-Westfalen aufbereitet zu werden. Bis Jahresende rechnet Schwarz mit einem ersten Datensatz zur eigenen Auswertung. „Dann werden wir die neue amtliche Einwohnerzahl feststellen.“

Einwohnerzahl wird mit Spannung erwartet

Diese wird nicht nur im Rathaus mit Spannung erwartet. Denn über die vergangenen Jahre ist die Kluft zwischen der offiziellen Einwohnerzahl nach dem Melderegister und der vom Statistischen Landesamt fortgeschriebenen Zahl auf Basis der letzten Volkszählung 1987 immer weiter auseinandergegangen. Aktuell sind laut Schwarz im Melderegister rund 573 000 Einwohner mit Hauptwohnsitz in Stuttgart gemeldet, laut den Zahlen der Landesstatistiker aber wohnen etwa 611 000 Menschen in Stuttgart. Das hat zwar für die Stadt einen großen finanziellen Vorteil, weil je Einwohner 850 Euro aus dem kommunalen Finanzausgleich in die Stadtkasse fließen, aber mit der Wirklichkeit hat es kaum noch etwas zu tun. Thomas Schwarz rechnet damit, dass sich die Einwohnerzahl nach dem Zensus stark der aktuellen Zahl des Melderegisters annähern wird.

Er verspricht sich vom Zensus neue Daten für eine bessere Vergleichbarkeit Stuttgarts mit anderen Kommunen, und das sowohl was die Einwohnerentwicklung anbelangt als auch die Gebäudestruktur.

Alle Immobilieneigentümer mussten Auskunft geben

Stichwort Gebäude: diese wurden im Rahmen des Zensus nicht nur stichprobenartig, sondern komplett erfasst. Alle 120 000 Stuttgarter Immobilieneigentümer mussten Fragebögen ausfüllen und Angaben über die Zahl der Wohnungen in ihrem Haus, das Alter der Immobilie und anderes mehr machen. Diese Erhebung wurde allerdings zentral vom Land gemacht. Die Stadt ist jetzt lediglich mit rund 3000 Restfällen beschäftigt, bei denen der Fragebogen nicht ausgefüllt wurde oder der Eigentümer gleich gar nicht zu ermitteln war. Diese Restfälle werden jetzt von Mitarbeitern des Amtes vor Ort in Augenschein genommen und bewertet.