Die Statistiker haben sich in Deutschland bis zur Volkszählung im Mai 2011 bei Menschen mit ausländischem Pass um 1,1 Millionen vertan.

Berlin - Die Zahlen der Volkszählung für Baden-Württemberg spiegeln eine Tendenz wieder, die sich auf ganz Deutschland übertragen lässt. Die Bevölkerung schrumpft in allen Bundesländern stärker als angenommen. Insgesamt lebten demnach am Stichtag 9. Mai 2011 in Deutschland 80,2 Millionen Einwohner, 1,5 Millionen weniger als die Experten des Statistischen Bundesamtes zuvor geschätzt hatten.

 

Vor der Befragung war man davon ausgegangen, dass 81,7 Millionen Menschen in Deutschland gemeldet sind. Dieser Wert hatte sich ergeben aus der Fortschreibung der Volkszählungen aus dem Jahr 1987 (Bundesrepublik) und 2001 (DDR). Seitdem wurden die Daten bis 2011 jedes Jahr mit Hilfe der Melderegister der Kommunen bereinigt, indem Sterbefälle, Geburten, Zuzüge und Abmeldungen berücksichtigt wurden. Experten vermuteten, dass die exakte Zahl allein deshalb schon niedriger sein müsse, weil sich nicht alle Menschen, die umziehen, ordnungsgemäß beim Einwohnermeldeamt abmelden. Die jetzt erstellte Statistik, die auf der Befragung von rund einem Drittel der Gesamtbevölkerung beruht, sollte deshalb ein präziseres Bild der Bevölkerungsstruktur liefern. Die größten Abweichungen zu den bisherigen Schätzungen gab es in Berlin (-5,2 Prozent) und Hamburg (-4,6 Prozent). Am geringsten war der Unterschied in Rheinland-Pfalz (-0,2 Prozent).

74 Millionen Menschen (92,3 Prozent) waren zum Stichtag deutsche Staatsangehörige. Das sind 428 000 (oder 0,6 Prozent) weniger, als bei den bisherigen Fortschreibungen ermittelt wurde. Bei Menschen mit ausländischem Pass war der Unterschied bundesweit weitaus gravierender. Die Statistiker zählten 6,2 Millionen hier lebende Ausländer, das sind 1,1 Millionen (14,9 Prozent) weniger als zuvor angenommen.

Die Zahlen bestätigen den demografischen Wandel

Einen Migrationshintergrund haben deutschlandweit 15 Millionen Menschen. Das sind 18,9 Prozent. Neben den hier lebenden Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zählen zu dieser Gruppe alle Einwohner, die entweder selbst nach 1955 in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gezogen und geblieben sind oder mindestens ein Elternteil haben, auf den dies zutrifft. Den höchsten Anteil unter den Bundesländern weist hier Hamburg mit 27,5 Prozent auf. In den östlichen Bundesländern liegt der Anteil dagegen durchweg unter fünf Prozent. 60 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund haben inzwischen einen deutschen Pass.

Bei den Altersgruppen gab es keine gravierenden Veränderungen im Vergleich zu bisherigen Schätzungen. Die Zahlen bestätigen den demografischen Wandel. Der Anteil derer, die 2011 noch nicht volljährig waren, betrug 15,7 Prozent, 18 bis 29 Jahre alt waren 14,1 Prozent, 30 bis 49 Lenze zählten 28,2 Prozent. 50 bis 64 Jahre alt waren 20,8 Prozent und älter als 65 waren 21,2 Prozent.

66,8 Prozent der Deutschen sind Christen, die katholische und die evangelische Kirche liegen bei der Mitgliederzahl nahezu gleichauf. Über die Verteilung auf die übrigen Weltreligionen gibt die Volkszählung keine verlässliche Auskunft, weil die Angaben darüber freiwillig waren. 10,5 Prozent der Einwohner bekannten sich dazu, keiner Religion oder Weltanschauung anzugehören. Im Osten liegt dieser Anteil mit 33 Prozent weit höher als im Westen (6 Prozent).

500.000 Wohnungen mehr

Die Statistiker befragten 2011 auch alle Haus- und Wohnungseigentümer, um ein genaueres Bild über den Wohnungsbestand in Deutschland zu erhalten. Das Ergebnis: 2011 gab es mit 41,3 Millionen Wohnungen rund 500 000 mehr als angenommen. Nach wie vor ist die Eigentümerquote in Deutschland dabei im internationalen Vergleich relativ niedrig. Das Bundesamt registriert hier aber seit Jahren einen langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg. Zum Stichtag lag sie bei 45,8 Prozent. Im Saarland ist die Eigentümerquote mit 62,8 Prozent am höchsten, in Berlin mit 15,6 Prozent am niedrigsten. Deutschlandweit stehen 4,4 Prozent der Wohnungen leer, knapp 10 Prozent in Sachsen, nur 1,5 Prozent in Hamburg.

Weitere Ergebnisse will das Statistische Bundesamt Anfang kommenden Jahres veröffentlichen. Bis Ende 2014 wollen dann die Statistiker auch eine verlässliche Prognose der weiteren Entwicklung wagen.