Die Hallen am Flughafen füllen sich wieder, nun fehlen Mitarbeiter. Der Krieg in der Ukraine und Gasmangel führen zur Verunsicherung.

Die Landesmesse fasst nach drei Lockdowns in der Pandemie und rund 250 abgesagten Veranstaltungen wieder Tritt. Nach dem Tiefpunkt 2021 mit 40,1 Millionen Euro Umsatz werden in diesem Jahr rund 100 Millionen und ein Verlust von 4,7 Millionen (vor Steuern und Pacht) erwartet. 2021 lag das Minus bei 5,9 und 2020 bei 18 Millionen. Bei Aussteller- und Besucherzahlen wolle man 60 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen und 2024 bei Umsatz und Ertrag an dieses anknüpfen, so Roland Bleinroth, Sprecher der Geschäftsführung, und Geschäftsführer Stefan Lohnert am Mittwoch bei der Vorlage der Bilanzzahlen.

 

2020 sollte ein Rekordjahr werden, dann kam Corona

Seit ihrem Umzug an den Flughafen schrieb die von Stadt und Land je zur Hälfte getragene Messe eine Erfolgsgeschichte. 2020 sollte ein absolutes Rekordjahr werden, es gab Erweiterungspläne. Dann kam Corona. Gegen die Seuche wurde im Land mit teils härteren Bandagen gekämpft als andernorts, die dreimonatige Schließung zum Jahreswechsel sei eine „schwer Hypothek“ gewesen“, so Bleinroth. Für die Reisemesse CMT, traditionell Auftaktveranstaltung im Messekalender, mussten 56 000 verkaufte Eintrittskarten zurückgebucht werden.

Dank einer einmaligen Staatshilfe in Höhe von 18 Millionen Euro und eines strikten Einsparprogramms, dem Umbau von neun Geschäftsbereichen zu vier Kompetenzzentren, dem Wegfall einer Hierarchieebene und Kurzarbeit musste die Landesmesse nicht auf Zuschüsse der Gesellschafter oder Fremdkapital zurückgreifen. Coronabedingte Kündigungen gab es keine, allerdings verließen im dritten Lockdown Mitarbeiter das Unternehmen, das nun 380 Köpfe zählt und 34 Stellen ausgeschrieben hat. Im Herbst 2021 habe es „mehr Eigenkündigungen gegeben, als in den beiden Lockdowns zuvor“, so Bleinroth. Angesichts der erneuten Schließung zweifelten Beschäftige offenbar an der Perspektive.

Das Portfolio wird bereinigt, neue Themen kommen

„Präsenz ist unser Geschäftsmodell, dieses Modell lebt und wird auch weiter überleben“, sagt Bleinroth. Optimismus sei bei den Messemachern eine Art Berufskrankheit. Allerdings verlassen sie sich nicht allein darauf. Man wolle das Portfolio bereinigen, kündigte Lohnert an, Themen auf der Streichliste könne man aber noch nicht nennen. Gekauft hat die Landesmesse die f-Cell, eine Messe, bei der sich alles um das Zukunftsthema Wasserstoff dreht. Sechs Themen im Kalender sind neu, zum Beispiel die Schleiftechnik (Grinding Hub im Mai), Gießerei und Schmiedetechnik (Cast Forge im Juli), eine Messe zum professionellen Zeltbau (Tents and Structures, Ende November) oder zur Energiewirtschaft (Volta X, März 2023). Alte Bekannte und Umsatzbringer wie die AMB (Metallbearbeitung, September) sind laut Bleinroth wieder „zu 99 Prozent ausgebucht“. Sorgenkinder wie eine Medizinmesse hat man mit der Konkurrenzveranstaltung in Nürnberg zusammengelegt. Beide Anbieter seien mit dem Thema „nicht recht vom Fleck gekommen, zusammen läuft es jetzt besser“, kommentiert Lohnert die Kooperation.

Gasknappheit träfe Wirtschaft – und die Messe

Die Themen Ukraine-Krieg und Gasknappheit könne die Messe auf dem eigenen Gelände durch die Umstellung auf Öl und einen mit 285 000 Litern gefüllten Tank abfedern. Damit könne man sechs Wochen Vollbetrieb in den Hallen fahren, so Lohnert. Allerdings sei klar, dass man bei akutem Gasmangel ganz andere Probleme zu bewältigen haben werde als Hallen zu füllen. „Ohne Gas werden gigantische Lieferketten zusammenbrechen“, warnt Bleinroth. Sollte Gas in Deutschland rationiert werden, müsse abgewogen werden, „wo man damit welchen Schaden anrichtet“.