Nach langem Hin und Her gibt es in Stuttgart nun eine Akademie für Nachwuchsspielerinnen sowie einen Bundesstützpunkt für die Halle im Volleyball.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat ebenso eine wie der FC Bayern München oder der FC Barcelona: Im Fußball sind Jugendschulen gang und gäbe. Die Liste der Talentschmieden ist lang. Im Volleyball hat die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit deutlich länger gedauert. Vor allem in Stuttgart war das ein heikles Thema, das nun aber ein Ende gefunden hat: Denn seit Anfang diesen Monats gibt es unter dem Dach des MTV Stuttgart eine Volleyballakademie zur Förderung des weiblichen Nachwuchses im Leistungssport. „Wir haben einen großen Schritt gemacht – nachdem wir ein bisschen gebraucht haben“, sagt der MTV-Geschäftsführer Karsten Ewald.

 

Und das ist noch untertrieben. Ein Blick zurück: 2007 wurde von den beiden Stuttgarter Vereinen MTV und TSV Georgii-Allianz der VC Stuttgart gegründet. Die Idee hinter dem neuen Verein war klar: Die erste Mannschaft sollte in die erste Liga aufsteigen (was auch sofort gelang), und eine vernünftige Jugendarbeit sollte auf die Beine gestellt werden. „Wir haben mit dem VC eine echte Marke geschaffen“, sagt Dietmar Fischer, Gründungsvater und Vorstand des Vereins, im Rückblick. Auch Letzteres gelang, die Liste der Nachwuchstitel (allein 20 süddeutsche Meisterschaften) ist lang.

Der MTV Stuttgart übernimmt die Regie

Trotzdem gab es immer wieder Querelen (die StZ berichtete). Größter Streitpunkt war, wie sollte es auch anders sein, das Geld. Die größte Summe kam vom MTV Stuttgart. „Wo MTV drin ist, muss auch MTV draufstehen“, war immer wieder Ewalds Argument. Und nun? Alles neu? Nicht wirklich. Denn mit der Akademie werden zwar klare Fronten geschaffen, aber der Kern bleibt erhalten. Die Volleyballakademie ist eine Abteilung im MTV Stuttgart. Die Direktoren der Akademie sind die früheren VC-Vorstände Dietmar Fischer und Rolf Stängle. Der VC hat seine Spielrechte an die Akademie übertragen. Neben drei Frauenteams, die in der zweiten Bundesliga, Landesliga und Kreisliga spielen, sind auch alle Jugendmannschaften durchgängig besetzt. Und alle tragen durch die Bank „Allianz MTV“ im Namen.

Das Spielrecht des Bundesligateams liegt zwar weiterhin beim MTV, aber durch die Stuttgart Indoors GmbH ist die Vorzeigemannschaft rechtlich abgetrennt. Außerdem fließt von dort kein Geld in die Akademie, die mit einem Haushalt von rund 100 000 Euro arbeitet. Der TSV Georgii-Allianz ist nun nicht mehr beteiligt.

Die Vorteile des neuen Konzeptes liegen auf der Hand. Nun laufen beim weiblichen Volleyballnachwuchs alle Fäden in Stuttgart in einem zentralen Punkt zusammen. Auch versprechen sich die Verantwortlichen eine gute Betreuung der Mädchen, stehen in Karl Kaden und Manuel Hartmann doch zwei hauptamtliche Trainer zur Verfügung. Der VC bleibt als Förderverein für die Akademie weiterhin erhalten, die Sportlerinnen müssen nun von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und Mitglied beim MTV werden.

Bundesstützpunkt mit Team in der Regionalliga

Eine weitere Rolle spielt außerdem der Bundesstützpunkt in Stuttgart. Den gibt es schon seit sieben Jahren für Beachvolleyball. Nun wurde er um den weiblichen Hallenbereich erweitert. Ein neuer Trainer soll bis Oktober gefunden sein. In der Halle wird es zunächst einmal ein Team in der Regionalliga geben. „Ein Bundesstützpunkt macht nur in ganz enger Abstimmung mit einem Verein Sinn“, erklärt Martin Walter, der Vizepräsident des Deutschen Volleyball-Verbands. Auch gibt es Verzahnungen mit dem Olympiastützpunkt und dem Schickhardt-Gymnasium.

Deutlich wird das Konzept, wenn man den imaginären Weg eines Stuttgarter Talents skizziert: Nach der Sichtung sammelt das Mädchen in der Akademie erste Erfahrungen. Nach der Basisausbildung folgt die Entscheidung: Breiten- oder Leistungssport? Im letztgenannten Fall geht es in der Akademie weiter oder für ein paar Jahre sogar im Bundesstützpunkt. Dann kehrt die ausgebildete Volleyballerin zur Akademie zurück, in die zweite Liga. Von dort soll der Sprung in Liga eins gelingen: idealerweise natürlich ins Stuttgarter Erstligateam.

Vielleicht hat der Stuttgarter Spitzenvolleyball schon bald seine eigene renommierte Jugendschule wie etwa der FC Barcelona im Fußball mit „La Masia“, auch wenn Dietmar Fischer dessen Philosophie allerdings nicht komplett übernehmen will: „Wir sind nicht wie der FC Barcelona und grasen in der Jugend alles ab.“