Die Stuttgarter Volleyballerinnen verlieren das zweite Spiel der Play-off-Serie um die Meisterschaft in Schwerin mit 0:3. Für den Titel müsse sie nun drei Duelle in Folge gewinnen. Das ist möglich – aber nicht sehr wahrscheinlich.

Schwerin - Als der erste Jubel verklungen war, hatte der Hallensprecher in Schwerin seinen großen Auftritt. Er lief aufs Spielfeld und animierte das Publikum zum ultimativen Sprechchor: „Deutscher Meister wird nur der SSC . . .“ Die Stuttgarter Volleyballerinnen standen bedröppelt, enttäuscht und frustriert daneben, doch in diesem Moment blitzte endlich der Kampfgeist in ihren Augen auf, für den sie in der Bundesliga bekannt sind – und den Kim Renkema während der Partie schmerzlich vermisst hatte. „Ich bin sehr enttäuscht“, meinte die Sportchefin, „wir haben nicht schlecht gespielt, aber in den entscheidenden Phasen fehlten bei uns Killerinstinkt und Aggressivität. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt, weil wir nicht den absoluten Siegeswillen hatten. Das war der Unterschied zu Schwerin.“

 

Schwerin hat Mentalitätsvorteile

In der Tat ist der Spielverlauf viel enger gewesen, als es das Ergebnis aussagt. Alle drei Sätze waren lange offen (20:20, 20:20, 24:24), alle drei gingen an die Gastgeberinnen (25:22, 25:21, 26:24). „Wir hätten dreimal das bessere Ende für uns haben können“, sagte Renkema, „technisch und taktisch sind die Teams gleichstark. Deshalb kommt es auf die Mentalität an, und da sind uns die Schwerinerinnen voraus.“

Da wollte Louisa Lippmann nicht widersprechen. Deutschlands Volleyballerin des Jahres wurde zwar als beste Spielerin ausgezeichnet, war aber wie schon im ersten Duell, das der SSC im Tiebrak gewonnen hatte, nicht so überragend wie gewohnt. „Wichtig ist, dass wir immer voll da sind und uns mit guten Aktionen retten, wenn es eng wird“, sagte Lippmann, „ich bin stolz auf mein Team. Die Fans in Stuttgart werden zwar wieder viel Druck ausüben, aber wir glauben fest daran, dass wir den Titel holen.“

Auch Spiel Nummer drei ohne Daalderop

Das dritte von maximal fünf Spielen findet am Samstag ab 15.30 Uhr in der Scharrena statt (es gibt noch ein Restkontingent an Sitz- und Stehplätzen). Auch dann muss Allianz MTV Stuttgart auf seine stärkste Außenangreiferin verzichten: Nika Daalderop, die sich in der Woche vor dem Start der Finalserie am Knöchel verletzte, wird nicht rechtzeitig fit werden. „Sie fehlt uns natürlich sehr“, meinte Geschäftsführer Aurel Irion, „doch wir müssen uns trotzdem berappeln. Dass wir Schwerin zu Hause schlagen können, haben wir im ersten Spiel gezeigt. Nun sind wir gefordert.“ Das sieht auch Kim Renkema so: „Wir haben nichts mehr zu verlieren. Unsere Fans und wir selbst haben es verdient, dass die Meisterschaft noch nicht am Samstag in der Scharrena gefeiert wird.“

Genau das ist allerdings das Ziel des Titelverteidigers, auch wenn SSC-Trainer Felix Koslowski nach dem zweiten Sieg noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen wollte: „Jeder Satz war hart umkämpft, am Ende waren wir einfach entschlossener. Doch die Stuttgarterinnen geben nie auf, können jederzeit zurückkommen – auch wenn wir mit viel Selbstvertrauen nach Stuttgart fahren.“

MTV benötig ein kleines Wunder

Was dem MTV-Team noch Hoffnung macht? Es bräuchte schon ein kleines Wunder, um nach fünf Niederlagen in dieser Saison gegen den SSC Palmberg Schwerin nun drei Spiele in Serie zu gewinnen. Allerdings hatten die Stuttgarterinnen dank der überragenden Molly McCage auch im zweiten Finalspiel klare Vorteile im Block, und mit den Aufschlägen durfte Giannis Athanasopoulos ebenfalls zufrieden sein. Der Trainer hatte erneut seinen beiden Jüngsten viel Vertrauen geschenkt. Zuspielerin Pia Kästner (19) und Libera Annie Cesar (20) agierten unbekümmert und überzeugten voll. „Klar fehlt es ihnen noch an Erfahrung, aber sie zeigen, dass sie wollen“, meinte Sportchefin Kim Renkema, „wenn es an dieser Niederlage einen positiven Aspekt gibt, dann die Erkenntnis, dass bei uns schon die Zukunft auf dem Feld steht.“ Was die Gegenwart ein bisschen erträglicher macht.